Montag, 11. August 2025

Mit deinen Augen


 Warum etwas in den zwischenmenschlichen Beziehungen geschieht oder auch nicht, wissen wir selten mit absoluter Sicherheit. Wir irren unterwegs und schätzen Mitmenschen oft falsch ein. Jede Geschichte ist daher eine einzigartige. Meine Novelle erzählt den ersten Teil einer gewöhnlich ungewöhnlichen Historie.

Hier ist der Link zur PDF-Datei: Mit deinen Augen.

Mittwoch, 6. August 2025

Karol Nawrocki, der neue Präsident von Polen, und sein Plan

 Heute wurde Karol Nawrocki vor der Nationalversammlung vereidigt. Im Vorfeld sollte es putschartige Versuche gegeben haben (darüber informierte der Sejmmarschall Szymon Hołownia), dies zu verhindern. Wie man sieht, ohne Erfolg. 

Der neue Präsident skizierte in der ersten Rede seinen Plan für die nächsten fünf Jahre.

Screenshot 

Polen bleibt Polen

Nawrocki trat selbstbewusst auf und sprach frei, klar und unmissverständlich. Er begann mit dem wichtigsten Prinzip

„Die Republik Polen gehört allen Bürgern. Die oberste Gewalt in der Republik liegt beim Volk.“

„Rzeczpospolita Polska jest dobrem wszystkich obywateli. A władzę zwierzchnią w Rzeczpospolitej sprawuje naród.”

Es folgten Bekenntnisse zu EU, NATO, engen Beziehungen mit den USA und zum Bukarest-Format. 

Dass Polen sich in der EU befindet, bedeute aber nicht, dass Polen die EU sei: „Polen ist und bleibt Polen.“ („Polska jest Polską i pozostanie Polską“). 

„Ich lasse niemals zu, dass die EU Polen Kompetenzen entzieht, insbesondere in Angelegenheiten, die nicht in den europäischen Verträgen festgeschrieben wurden, und jene sollten nicht geändert werden.“

„Nigdy nie zgodzę się na to, by UE zabierała Polsce kompetencje, szczególnie w sprawach, które nie zostały zapisane w traktatach europejskich, a te nie powinny się zmienić.”

Verachtung und Vergebung

Nawrocki kritisiert aktuelle Zustände im Land und streckt gleichzeitig seine Hand aus. 

„Ich will klarstellen, dass ich meine Entscheidungen nicht nach politischen Lagern richten werde, sondern gegen diese Spaltungen, indem ich mich stets auf das polnische Volk beziehe und nicht auf politische oder parteipolitische Emotionen.“

„Chcę jasno zadeklarować, że swoich decyzji nie będę podejmował zgodnie z podziałami politycznymi, tyłko wbrew tym podziałom, podejmując zawsze decyzję, która odnosi się do narodu polskiego, a nie do politycznych czy partyjnych emocji.”

Diese Einstellung lässt sich auch mit den christlichen Grundsätzen erklären, die für Nawrocki die entscheidende Richtlinie darstellen; dazu gehören Liebe und Nachsicht mit Mitmenschen. 

„Die freie Wahl des freien Volkes hat mich hierher gebracht, trotz Wahlpropaganda, Lügen, trotz politischen Theaters und trotz der Verachtung, der ich auf meinem Weg zum Amt des Präsidenten begegnete. Als Christ habe ich vergeben und vergebe auch heute aus tiefstem Herzen all das, was während der Wahlen geschehen ist.“

„Wolny wybór wolnego narodu postawił mnie dziś przed Państwem. Postawił mnie przed Państwem wbrew wyborczej propagandzie, kłamstwom, wbrew teatrowi politycznemu i wbrew pogardzie, z którą się spotykałem w drodze do urzędu prezydenta Rzeczpospolitej Polskiej i wybaczałem jako chrześcijanin ze spokojem serca i z głębi serca wybaczam całą tę pogardę i to, co działo się w czasie wyborów.”

Mitfühlen mit Tusk

Unterdessen zeigen sich deutsche Medien besorgt und mitfühlend mit Donald Tusk.

„Die Regierung um Donald Tusk befürchtet genau das - dass Nawrocki wie sein Vorgänger Andrzej Duda zentrale Reformversprechen aufhalten will, letztlich um die 2023 abgewählte PiS zurück an die Macht zu bringen.“

Das deutsche Pro-Tusk-Lager ist sehr groß. Dazu zähle ich alle Merkelianer, geschichtsresistente Vertriebene (oder eher ihre Nachkommen) und die Verteidiger der EU als eines zentralistischen Konstruktes. Der ÖRR ergriff von Anfang an die Partei für Tusk, daran hat sich nichts geändert.


Freitag, 1. August 2025

Ausflug zum Preußeneck. Teil 2

 Neben der aktuellen Anlegestelle für die Fähren sieht man aus dem Wasser ragende Reste eines seinerzeit „Meisterwerks von Ingenieuren und Handwerkern“. Das ist der Unterbau des alten Fähranleger Eckwarderhörne, der 1909 fertiggestellt wurde. Danach legten hier Dampfschiffe an. Die Dampfer  "Eckwarden" und "Dr. Ziegner-Gnüchtel" machten beachtliche sieben Doppeltfahrten täglich.




Auf dem unteren Foto sieht man auch Muschelsammler:


Im nahen Eckwarden präsentieren sich Meisterwerke anderer Art. In der St. Lamberti Kirche bewundert man Arbeiten des Bildschnitzers Ludwig Münstermann ((geb. um 1570, gest. 1637/1638):  Altar, Epitaph und Taufbecken:
"Das Taufbecken steht auf dem umgedrehten unteren Ende der Kuppa des älteren Taufsteins aus dem 13. Jahrhundert. Es hat die Form eines Kelches auf sechseckigem Grundriss."




Die Inschrift vom Altar links lautet:
"Nemet hin, esset,  das ist mein Leib, der für euch gegeben wird."
.... und rechts:
"Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird."
Das Epitaph ist dem Vogt, also einem mittelalterlichen Beamten, der Mennt Syassen hieß, und seiner Familie gewidmet:


Die Orgel gestaltete Johann Claussen Schmid (1811 - 1881) aus Oldenburg:


Die Kirche macht einen gemütlichen Eindruck von innen. Die Außensicht wirkt imposanter: 



Der Glockenturm steht separat, direkt an der Straße:


Aus der Kirche nehme ich eine Anweisung mit auf den Weg:




Vorausgehend     Teil 1

Donnerstag, 31. Juli 2025

Ausflug zum Preußeneck. Teil 1

 Preußen, die ihren Namen den Prußen (Pruzzen) – einem heidnischen Volk – verdanken, sind längst von der Bühne verschwunden. Ihre Geschichte (oder ihr Geist) scheint dennoch fortzudauern. Sie ist mit der polnischen Historie verwachsen und eben dort – in Polen – nahm sie ihren Lauf. Der polnische Herzog Konrad von Masowien lud Anfang des XIII. Jahrhunderts den Deutschen Orden, der soeben seine Bleibe in Jerusalem an die Moslems verlor, zu sich ein und beschenkte sie noch mit Ländereien. Dafür erwartete der Pole, dass ihm Krzyżacy – wie man die Brüder auf Polnisch nannte, vom Kreuz, ihrem Symbol, abgeleitet – die lästigen Prußen, also die Heiden, vom Hals halten. Einige behaupten, dass dies die schlimmste Entscheidung in der polnischen Geschichte war. Denn der Deutsche Orden eroberte nicht nur die Gebiete der Heiden, sondern auch zum erbitterten Feind seiner Gastgeber wurde.


Rotes Denkmal

Das Preußeneck mussten Preußen aber nicht erobern; sie haben dieses 2,2 Hektar Land auf der Südwestspitze Butjadingens zusammen mit insgesamt  340 Hektar großem Gebiet von Oldenburg einfach abgekauft (der Jade-Vertrag vom 20.07.1853), um einen Kriegshafen einzurichten.

Auf der Pfahltafel aus dem obigen Foto lesen wir:
"1853/ Grenzpfahl/ zwischen dem/ Großherzogtum/ Oldenburg/ und dem/ Preußeneck/ einem Stützpunkt des/ Königreichs Preußen/ zur Sicherung der Einfahrt/ von Wilhelmshaven".
Über diese Landspitze herrscht ein roter Leuchtturm: das Oberfeuer Preußeneck. Die 45-Meter hohe Konstruktion steht unter Denkmalschutz. Die Geschichte des Oberfeuers Preußeneck ist relativ kurz: 1962 in Betrieb genommen, 2012 in Ruhestand versetzt. Was diesen Turm auszeichnet, ist eindeutig sein Look: 
Der rote vierbeiniger Stahlturm, dessen Beine nach oben zusammen laufen, steht auf der Deichkrone, am südwestlichsten Punkt der Halbinsel Butjadingen. Der Turm ist auf 4 Pfählen mit einem Durchmesser von 32 cm und einer Länge von 19,80 m gegründet. Die Pfähle sind mit Stahlbetonbalken verbunden.“






Während meines Aufenthalts wechselt das Wetter wie im Kaleidoskop: mal Regen, mal Sonne und dazwischen Wind. Das Wasser hat sich zuerst zurückgezogen. So sieht hier die Ebbe aus.




Am Nachmittag kommt die Flut:




Nachfolgend     Teil 2

Dienstag, 29. Juli 2025

Soll man Tusk wegrekonstruieren?

 Ich bin von der neuesten Umfrage, durchgeführt für die „Rzeczpospolita“, nicht überrascht. Auf die Frage, ob die groß angekündigte Rekonstruktion ihre zunehmend schlechte Meinung über die Regierung beeinflusst habe, antworten fast 80 % der Polen mit Nein.


Drehung im Kreis


Von einer Personalrochade lassen sich Bürger nicht beeindrucken. Der Politologe Antoni Dudek schätzt im Interview für die „Reczpospolita“ die letzte Entwicklung folgend ein:

"Der Tee wird vom Umrühren nicht süßer. Die Änderungen wurden in etwa im gleichen Kreis vorgenommen und als unbedeutendes Ummöblieren verstanden.“

Sogar 54 % der KO-Wähler (Bürgerplattform von Tusk) und 59 % des Elektorats von Rafał Trzaskowski sieht das genauso.

Die Rekonstruierung lässt sich vor allem als Tusks Kampfansage interpretieren:

„Die Ablösung von Adam Bodnar durch Waldemar Żurek ist eine Kriegserklärung von Tusk an Karol Nawrocki. Die Stärkung von Radosław Sikorski könnte die Ankündigung der Nachfolge bedeuten“, sagt Dudek.

Strohhalm der Koalition


Unterdessen fallen die Umfragewerte der Regierungskoalitionäre. Zurzeit führt die oppositionelle PiS mit 28,3 % vor der KO – 25,8 %.

Was soll die aktuelle Regierung also tun, um zu überleben? 

„Die Präsidentschaftswahl hat eine starke Wirkung auf die Gesellschaft gezeigt. Das einzige, was jetzt die Stimmung der Öffentlichkeit beeinflussen könnte, wäre der Rücktritt des Premiers“, schlägt der Politologe Dudek vor.

Der Vorschlag ist nicht neu, aber in dieser Situation ähnelt er dem Greifen eines Ertrinkenden nach dem Strohhalm. Viel Zeit bleibt es für diese Lösung laut Dudek auch nicht: 

„Wenn sich die Umfragewerte der Tusk-Regierung und der KO (seiner Partei) bis November nicht verbessern, wird der Rücktritt von Tusk allein nicht mehr helfen und die Nominierung von Sikorski als Regierungschef  zu spät kommen.“

Donnerstag, 24. Juli 2025

Polen unter Tusk: Erneuerte Regierung, alter Kurs?

 Donald Tusk hat gestern seine rekonstruierte Regierung vorgestellt, zugleich das Trauma nach der Präsidentschaftswahl für beendet erklärt. Sein Statement war eine Kampfansage an die Feinde außerhalb und innerhalb des Landes. Um wen es sich im Inneren handeln könnte, weiß man inzwischen nur zu gut. Tusk beabsichtigt nach wie vor, die PiS, die größte oppositionelle Partei, zu zerstören. Das zeigt auch die Ernennung von Waldemar Żurek zum neuen Justizminister und Generalstaatsanwalt. Diese Personalie löst die meisten Kontroversen aus.


Präsident Andrzej Duda vereidigt die neuen Ministerinnen und Minister 
nach der Rekonstruktion der Regierung

Nicht mal ein Denkeschön

Auf der gestrigen Pressekonferenz bedankte sich Donald Tusk artig bei den scheidenden Ministerinnen und Ministern für ihre Arbeit und ihren Einsatz. Mit einer Ausnahme. Er erwähnte mit keinem Wort Adam Bodnar, den Justizminister und Generalstaatsanwalt. Darauf machte Magdalena Chrzczonowicz von OKO.press aufmerksam: „Nicht mal ein Denkeschön hat er (Bodnar) bekommen.“

Andrzej Bobiński, Vorsitzender von Polityka Insight weist darauf hin, dass das Verhältnis zwischen den beiden seit Langem nicht gut war:
„Darüber haben wir oft gehört, dass Donald Tusk seinen Minister (Adam Bodnar) nicht gut bewertet hat, dass es Konflikte gab und dass Tusk viele Vorwürfe äußerte.“

In die Traufe

Der Nachfolger von Bodnar, Waldemar Żurek - immer noch ein aktiver Richter, soll es endlich nach Vorstellungen von Tusk das Justizwesen richten. 

Jarosław Kaczyński kommentiert den Wechsel mit einer Redewendung:
"Manchmal kommt man vom heftigen Regen in die Traufe."
Michał Moskal, PiS-Abgeordneter, zeichnet ein sehr kritisches Profil von Żurek:
„Es ist traurig, dass ein Mann mit zweifelhaften intellektuellen Qualitäten zum Justizminister wird. Er sprach sich gegen die Offenlegung des Vermögens von Politikern. Danach kämpfte er dafür, dass nur sein Vermögen geheim bleibt. Außerdem verklagte er den Staat auf eine Million Zloty. Jetzt muss man abwarten, ob er als Justizminister einen Vergleich mit sich selbst schließt.“
Patryk Jaskulski, Abgeordneter der Bürgerplattform (PO) von Tusk. sieht das natürlich anders:
„Ich bin mir sicher, dass Minister Żurek den Erwartungen des Premiers und der Öffentlichkeit gerecht wird.“

Nachgeholtes Dankeschön

Heute wurden die neuen Minister vom Präsidenten Andrzej Duda vereidigt. Nach der Rekonstruktion ist die Regierung kleiner und besteht aus 21 Ministerien, statt früheren 26.

Donald Tusk nutzte die Gelegenheit und bedankte sich diesmal besonders beim Ex-Justizminister Adam Bodnar, nachdem er ihn gestern – mit Absicht wie viele Beobachter meinen – nicht mit einem Wort erwähnt hat. 

Präsident Duda wandte sich an die Minister mit einer Bitte: 

„Unsere Bürger interessieren sich meistens nicht für politische Belange und für Äußerungen von Politikern oder ihre Streitigkeiten und rhetorische Auseinandersetzungen. Wie sich der Alltag gestaltet, wie man lebt, das ist das Wichtigste für die meisten. Danach beurteilen Menschen Politiker, wenn sie wählen gehen. Als scheidender Präsident bitte ich Sie, dies zu bedenken.“

Dienstag, 22. Juli 2025

Wen lobt Dobrindt eigentlich an der polnischen Grenze zu Belarus?

 Deutsche Medien berichten wohlwollend über den Besuch des deutschen Innenministers Alexander Dobrindt an der polnischen Grenze zu Belarus. Er bestaunte die dortige Mauer und verlangte mehr Wertschätzung für die Sicherung der EU-Außengrenze, die Polen leistet. Zusammen mit dem polnischen Innenminister, Tomasz Siemoniak stellten sie sich vor den hohen Zaun und präsentierten sich dort im Osten einig (im Westen sieht die Situation etwas anders aus).

Dobrindts Lorbeeren sind aber falsch adressiert. Die Bürgerplattform (PO), die Partei von Siemoniak (unter Führung von Donald Tusk), hat mit der Entstehung dieser Grenzsicherung wirklich nichts am Hut, im Gegenteil: sie sprach sich entschieden gegen den Bau aus.

Screenshot

Weder noch oder doch?


Donald Tusk, zu der Zeit in der Opposition, stimmte im Sejm im Jahr 2021 gegen das Projekt. Er behauptete damals:

„Sie (die PiS-Regierung) wollen keine Mauer bauen. Die Mauer wird weder in einem noch in drei Jahren entstehen, weil sie nicht die Errichtung von guten, effektiven Absperrungen beabsichtigen. Sie beschränken  sich zu emotionalen Spektakeln, verbunden mit den enormen Geldausgaben.“

Dass Tusk voll daneben lag, kann jetzt auch der deutsche Innenminister mit bloßem Auge sehen. 

Der imposante Grenzzaun wurde von der PiS-Regierung innerhalb von wenigen Monaten – vom Januar bis zum Juni 2022 – fertiggestellt. 

Das obige Foto zeigt also die aktuelle Kulisse, stammt aber aus der anderen Zeit. Es ist eine Szene aus dem Jahr 2022 (wahrscheinlich im Juni entstanden). Der Ex-Premier Mateusz Morawiecki und Ex-Innenminister Mariusz Kamiński verkünden hier das baldige Ende der Arbeiten.

Übrigens, nach der Machtübernahme im 2023 ließ Donald Tusk den Ex-Innenminister Kamiński (zusammen mit Maciej Wąsik) im Gefängnis einsperren und verschaffte ihm somit den Status eines politischen Gefangenen in einem EU-Land. 

Darüber habe ich in meinem Blog geschrieben unter dem Titel: "Der Fall Kamiński und Wąsik oder eine wilde Fahrt mit der Tusk-Achterbahn".

Migration – ob legal oder illegal – ein Problem


In der Migrationspolitik findet längst ein Paradigmenwechsel statt. Er charakterisiert sich durch Härte, Abwehrhaltung und Verschärfung der Regeln. Egal, wie man dazu steht, es ist eine Konsequenz der verfehlten früheren Politik, Überforderung der Gesellschaft und nicht zuletzt der gewaltsamen Übergriffe und Morde von einzelnen Migranten begangen. 

Der Polnische Grenzschutz (Straż Graniczna) meldete unterdessen gestern, an dem gleichen Tag, als die Pressekonferenz von Dobrindt und Siemoniak stattfand, 165 Versuche von illegalen Grenzübertritten. Einigen gelingt es nach wie vor, die Mauer zu überwinden. 


Dienstag, 8. Juli 2025

Ein privates Treffen ganz politisch

 Wenn sich Politiker privat treffen, dann oft nicht um sich mit dem Smalltalk zu vergnügen, sondern um unter Ausschluss der Öffentlichkeit wichtiges zu besprechen. Über ein derartiges Treffen berichteten neulich ziemlich alle Medien in Polen. Das Nachrichtenportal „Okopress“ referiert mit Suspense: 

„Hołownia traf sich mit einem Kaczyński-Anhänger unter dem Schutz der Nacht: Journalisten von Radio Zet und Newsweek deckten auf, dass Sejmmarschall Szymon Hołownia den PiS-Abgeordneten Adam Bielan in seiner Wohnung am Donnerstagabend besuchte. Auch Jarosław Kaczyński sollte an dem Treffen teilgenommen haben.“

Screenshot

Diskrete Schritte 


Inzwischen hat Kaczyński seine Teilnahme bestätigt. Mit einer doppelten Verneinung:
„Ich sage nicht, dass ich nicht im Treffen teilnahm.“
Er betonte zugleich, dass man sich zur Diskretion verpflichtet habe:
„Ich weiß nicht, wieso die Vertraulichkeit nicht eingehalten wurde.“
Nach dem Thema des Gesprächs gefragt, verwies Kaczyński auf die Diskretion, die er nicht brechen wolle, was er aber sagen konnte, wirkte pathetisch: "Wir sprachen über die Rettung von Polen."

Ob er mit dem Resultat des Treffens zufrieden sei, ergründete eine Journalistin.
„Das ist Politik. Schritt für Schritt. Wenn wir den ganzen Weg schaffen, werde ich zufrieden“, antwortete Kaczyński.

Sturm danach


Szymon Hołownia äußerte sich ebenfalls zum Treffen, das einen politischen Sturm ausgelöst hat. Denn der Sejmmarschall vertritt die regierende Koalition und somit gehört dem mit der PiS „verfeindeten“ Lager an. Hołownia verteidigte seinen Besuch bei dem PiS-Abgeordneten als eine Maßnahme gegen die Polarisierung, die "das Krebsgeschwür unserer Politik“ sei. Man müsse miteinander reden. 
„Das tue ich und das werde ich tun. Ich bin vielleicht aktuell (hoffentlich nicht für immer) der einzige Politiker im zerrissenen Polen, der dazu in der Lage ist.“
Der Zeitpunkt des Treffens ist genauso brisant. Die Präsidentschaftswahl hat Karol Nawrocki, unterstützt von der PiS, gewonnen. In der Koalition kracht es deswegen ziemlich laut. Tusk will die Regierung reorganisieren. Und Koalitionäre spielen mit dem Gedanken, den Premier auszuwechseln.

Das Portal „Okopress“ schreibt dazu:
„Das Treffen in der Wohnung eines Politikers der PiS gewinnt zusätzlich an Bedeutung. Die Anwesenheit des Vorsitzenden der PiS, Jarosław Kaczyński, des Sejmmarschalls Hołownia und eines Politikers, der im Wahlkampf von Karol Nawrocki eine wichtige Rolle gespielt hat, könnte Spannungen in der Koalition beweisen.“

Diner mit dem Satan


Die Kritik aus dem Regierungslager reißt unterdessen nicht ab. Inzwischen hat Hołownia den Ort des Treffens als Fehler eingeräumt, nicht aber das Treffen selbst.

„Ich habe Prügel bekommen; weil ich mich mit dem Satan getroffen habe, wie konnte ich das bloß tun. Ich glaube aber nicht, dass Kaczyński Satan sei. Wenn halb Polen heute hinter ihm steht, habe ich die Pflicht, mit ihm zu reden“, erklärte Hołownia heute in einem Radio-Interview.

Mittwoch, 18. Juni 2025

Wissenschaft im Zeichen von Trump

 Die Wokeness wollte das Paradies auf Erden erschaffen. Den Weg dorthin sollte eine echte Kulturrevolution ebnen. Die chinesischen Vorbilder kehrten plötzlich aus dem Jenseits zurück. Das Alte, Rückständige müsse auch physisch vernichtet oder wenigsten im neuen Geist korrigiert werden. Was wäre aber ein Paradies ohne sein Gegengewicht – die Hölle? Diesen Raum reservierten die Woken für alte, weiße Männer. Zum Hauptgegner erkor man Donald Trump. 

In diesen Kontext lässt sich der Gastkommentar von Kira Vinke im „Handelsblatt“ platzieren. Der Titel lautet durchaus alarmistisch: "Was die Zerstörung der US-Wissenschaft für die Welt bedeutet".


 Die lieben Moneten

„In den US-Wissenschaften herrscht Chaos: Internationale Studenten bangen um ihre Visa, Universitäten kämpfen um ihre Wissenschaftsfreiheit“, stellte die Autorin fest. Ich stolpere sofort über die angebliche bis dato herrschende „Wissenschaftsfreiheit“. Das woke Verständnis von Freiheit beinhaltet unter anderem die Zensur, den Index, den Zwang zum Gendersprache, die Segregation von Themen und Menschen. Dieser Katalog des Grauens hat weder etwas mit Freiheit noch mit Wissenschaft zu tun. Hier begeht man den Missbrauch beider Begriffe. Gleich im nächsten Satz erfahren wir, worum es wirklich geht: Donald Trump hat im Haushaltsentwurf Kürzungen vorgesehen. Alles klar! Es geht ums Geld! 

Bitte pusten!

Kira Vinke beweint entlassene "brillante Wissenschaftler und gewissenhafte Arbeiter". Sie meint aber mitnichten die zerstörten Karrieren und Rufmorde, die die Wokeness mit chinesischem Eifer vollendet hat. Kurz gesagt: Vor Trump sei alles paletti gewesen, jetzt sei alles schlecht. 

Dann denunziert die Autorin Elon Musk, "der Berichten zufolge schwer drogenabhängig seinen Posten (DOGE) ausführte". Konsequenterweise sollte sie jetzt einen täglichen Alkohol- oder Drogentest für Studenten und Wissenschaftler an den Universitäten verlangen. Das tut sie aber nicht. Wieso eigentlich? Derartiger Vorschlag ergibt sich doch als logische Folgerung aus ihren Ausführungen.

Im Eifer des Gefechts

In Rage schießt sich Frau Vinke ins Knie, indem sie folgendes schreibt:

„Schon 2023 überholte China die USA im sogenannten Nature Index, welcher die wissenschaftlichen Leistungen vergleicht.“

Schon 2023? One moment please! Das kann doch nicht auf die Kappe von Trump gehen! Eindeutig sind die Woken daran schuld!



Sonntag, 15. Juni 2025

Das Fotografieren in Zeiten des Verbots in Polen

Nachdem am 17.04. in Polen das „Verbot des Fotografierens von Objekten mit besonderer Relevanz für die Sicherheit oder Verteidigung des Staates“ in Kraft getreten war, fürchtete ich, dass ich demnächst lediglich Tierchen und Landschaften abbilde. Denn auf keinen Fall wollte ich meine alte Kamera verlieren und im Gefängnis landen. Gesagt, getan. Ich begann diesmal vorsichtig:





Sein Bild kann in Polen doch nicht verboten sein - jedenfalls noch nicht -, dachte ich später.




Auf dem Gemälde über der Pieta sieht man den Seligen Pier Giorgin Frassati, den Patron von Studenten.
“Seine Heiligsprechung ist für den 7. September 2025 angekündigt worden.“ (Wikipedia).

Ziemlich schnell unterlag ich aber der Anziehungskraft des Verbotenen und startete einen Versuch:


Wobei ich vergeblich nach Verbotsschildern suchte. Daher beschloss ich, mich bei einem Fachmann zu informieren, und fragte einen Wachmann im Niederschlesischen Wojewodschaftsamt, wo Donald Tusk seine Show-Sitzungen des Krisenstabs im September 2024 abhielt. Der Wachmann war sichtlich überrascht.
- „Ein Verbot? Leute laufen hier rum und machen Fotos“, erklärte er knapp. 
- „Sie werden also meine Kamera nicht beschlagnahmen, wenn ich hier fotografiere?“
Er warf seinen Kopf nach hinten und lachte laut auf. Die bloße Vorstellung einer derartigen Aktion mutete ihn anscheinend absurd an. Seinerseits habe ich also nichts zu befürchten. So ermutigt schoss ich Bilder von vorne:


… von hinten ...


… und mit Ausblick auf die Oder.


Auf diesen Treppen beobachtete ich im September 2024 mit zwei Feuerwehrmännern das Absinken des Flusspegels:


Währenddessen vermutete ich stark, dass die Freiheit meines Handelns mit dem Sieg dieses Mannes in der Stichwahl zusammenhängt: 



Donnerstag, 29. Mai 2025

Die Stichwahl in Polen und die Tusk-Methode

 Am Sonntag, den 1.06. findet in Polen die Stichwahl statt. Sie spaltet das Land in zwei Lager: pro und gegen Tusk. Nein, Tusk ist kein Präsidentschaftskandidat, trotzdem geht es eben um ihn und sein Projekt, in dem die einen die Rettung, die anderen den Untergang des Landes sehen. 

Der polnische Präsident verfügt über viel mehr Macht als in Deutschland und gestaltet aktiv die Politik mit. Wenn also Tusks Kandidat Rafał Trzaskowski gewinnt, wird sich sein kommunistisch eingefärbtes System schließen (domykanie systemu), was bedeutet, dass Tusk dann durchregieren kann. Derartiges Wahlergebnis versteht besonders die PiS, die den parteilosen Karol Nawrocki unterstützt, als eine todernste Bedrohung. Ich teile diese Meinung. Wegen der Tusk-Methode.

Bogdan Rymanowski stellt Tusk die Frage nach Beweisen. Screenshot

Muster im Theater


An Worten wird man Tusk niemals erkennen. Was er gestern noch geschworen hat, dem widerspricht er vehement am nächsten Tag. Seine Taten sprechen dagegen eine eindeutige Sprache und zeigen leicht erkennbare Muster. 

Seine Methode besteht aus den Fähigkeiten, die Donald Tusk als sozusagen Lehrling bei Angela Merkel erworben hat. Während aber seine Meisterin lieber hinter den Kulissen agierte und ihre politischen Gegner „abmurkste“, ohne Spuren zu hinterlassen, liebt er das große Theater, die laute Show, und überzeichnet gern. Außerdem greift er stets zu den durch Kommunisten erprobten Praktiken, die sie während des Kriegsrechts (ab 13.12.1981) eingesetzt hatten. Dabei achtet Tusk auf die Detailtreue. 

Auf dem Weg zu seinem Ziel - der absoluten Macht – braucht er zwar Verbündete, er manipuliert sie jedoch und spielt gegeneinander gekonnt aus. Zudem ist er ein Kontrollfreak und lässt die Fäden nicht aus der Hand. 

Alte Masche im neuen Gewand 


Vor allem wühlt Tusk bereitwillig im Dreck. Das zeigt auch die vorläufig letzte von ihm konstruierte Affäre, die in Wirklichkeit keine ist. Direkt vor der Stichwahl attackiert Tusk erneut den PiS-Kandidaten Karol Nawrocki mit voller Wucht und beschuldigt ihn, ein Bandit, also ein Teil der kriminellen Welt zu sein. Das tut Tusk unter anderem auf der Demonstration in Warschau am 25.05., was das ZDF-Heute-Journal gerne und kommentarlos ausstrahlt. Denn hierzulande verbreiten Medien Tusks Propaganda, als ob es um Fakten ginge.

Nach bekanntem Paradigma posaunt Tusk auch hier eine Unterstellung als bewiesen heraus. Es bleibe immer etwas vom Dreck an dem Beschuldigten hängen, denkt er sich bestimmt dabei. In diesem Punkt verkörpert er ganz einen alten Griechen. 

Ich glaube nicht, dass Tusk einen moralischen Kompass besitzt. Womit es ihm durchzukommen gelingt, erklärt er zur Norm.

Im neuesten Interview mit Donald Tusk stellt Bogdan Rymanowski auf Polsat eine simple Frage und wird dafür von Karols Nawrocki Anhängern auf Social Media gefeiert: 

„Haben Sie Beweise dafür, dass Nawrocki auf irgendeine Weise mit dem kriminellen Milieu zu tun hat? Er wäre längst im Gefängnis, wenn derartige Beweise existiert hätten, Das ist jedenfalls meine Meinung.“

Tusk bleibt Tusk und antwortet wie gewöhnlich mit einer Verleugnung: Er habe nichts Derartiges gesagt. Dann kommt ein Aber, also die Wiederholung der Vorwürfe in der abgemilderten Form – eine von seinen alten Maschen. Nawrocki könne doch nicht Kontakte mit zwielichtigen Personen abstreiten. 

Eine sachliche Diskussion mit Tusk erscheint mir als eine Sache der Unmöglichkeit. Er behauptet, dass er links sei und weht mit Regenbogen-Fähnchen, betreibt aber eine knallharte neoliberale Politik, die an den Raubkapitalismus erinnert, privatisiert, was er in die Finger kriegt, ohne Regel und Gesetz, und schreit dabei laut, dass er den Rechtsstaat verteidige, wobei man ihn selbst als die größte Bedrohung sehen müsste. Außerdem betreibt er Geschichtsrevisionismus und relativiert die Verbrechen der Nazis.

Das sind für mich ausreichende Gründe dafür, dass ich dem Tusks Kandidaten Trzaskowski von ganzem Herzen eine Niederlage an diesem Sonntag wünsche.

Donnerstag, 22. Mai 2025

Eine Woche vor der Stichwahl in Polen

 Zu meinem heutigen Post hat mich ein Beitrag auf X animiert. Darin empört sich Max Hübner, ein PiS-Anhänger, über einen Text in der Zeitung „Rzeczpospolita“, die nicht als PiS-freundlich gilt. Er liefert auch das besagte Schriftstück dazu:

"Ich habe speziell für Euch den ganzen Hassartikel von Marek Migalski, dem inoffiziellem PO-Spindoktor, aufgenommen. Falls es "verschwinden" sollte."


Einmal Skandal, bitte!


Der Titel des erwähnten Artikels ist lang und eigentlich harmlos: "Der Favorit in den Wahlen heißt Karol Nawrocki. Rafał Trzaskowski muss riskieren". Das Verb "riskieren" ist per se nicht negativ. In der Bedeutung "etwas zu wagen" klingt es sogar mutig. Herr Migalski („ein polnischer Politologe, politischer Kommentator und Mitglied des Europäischen Parlaments“, Wikipedia).versteht darunter allerdings etwas anderes. Das erfahren wir bereits im Vorspann (Lead):  
„Verlaufen beide Demonstrationen an diesem Sonntag friedlich, verliert Rafal Trzaskowski Chance auf die Präsidentschaft. Es liegt in seinem Interesse, dass es zu „skandalösen Szenen“ (gorszące sceny)  kommt.“
In Verbindung mit der Behauptung „Trzaskowski muss riskieren“ erscheint die Aussage, dass eine Störung der Demonstrationen in seinem Interesse sei, in ganz anderem Licht. 

Demonstrationen und Provokationen


An diesem Sonntag, dem 25.05., eine Woche vor den Stichwahlen am 1.06., organisieren die zwei politischen Lager der aussichtsreichsten Kandidaten Karol Nawrocki (parteilos, unterstützt von der PiS) und Rafal Trzaskowski (Vizechef der PO, Bürgerplattform, von Tusk) große Demonstrationen in Warschau. 

Marek Migalski sieht darin die letzte Möglichkeit für seinen Kandidaten Trzaskowski, das Ruder herumzureißen. 

„Sollte alles korrekt verlaufen, wird Trzaskowski seine letzte Chance auf die Präsidentschaft verlieren. So brutal und zynisch es auch klingen mag, es ist in seinem Interesse, dass beide Demonstrationen durch skandalöse Vorfälle gestört werden. Weil man nur dann dafür die PiS beschuldigen und den Sieg des „Tusk-Vertreters“ als Remedium gegen den „Bürgerkrieg“ präsentieren kann.“

Das von Migalski grob skizzierte Szenario wird sich am Sonntag mit großer Wahrscheinlichkeit bewahrheiten. Das traue ich dem Team-Tusk zu. Donald Tusk, aktueller Premier und polnischer Moriarty, hat unzählige Male bewiesen, dass ihn weder Gesetze, noch die Verfassung oder politische Gepflogenheiten hindern können, wenn er zu seinen Zielen vorprescht. Seit Jahren probt er unlautere Methoden aus. Er greift auch gern zur alten Kiste der Praktiken aus den Zeiten des Kriegsrechts.

Übrigens, in Deutschland drohen für die Störung von „nicht verbotenen Versammlungen oder Aufzügen“ bis zu drei Jahre Gefängnis.

Sonntag, 4. Mai 2025

Fotografieren verboten! Wie die Regierung von Donald Tusk Polen in ein Irrenhaus verwandelt

 Das untere Foto hätte ich heute vermutlich nicht machen dürfen. Es zeigt eine Brücke – also ein strategisches Objekt. Wenn ich es dennoch beim nächsten Besuch als Wiederholungstäterin trotzdem tue, werde ich hart bestraft. Wahnsinn!

Most Grunwaldzki - Grunwaldbrücke -, Wrocław

Kritisch relevant

Am 17.04. traten in Polen neue Vorschriften in Kraft. Demnach wird das Fotografieren von rund 25.000 Objekten und Orten verboten.

„Verbot des Fotografierens von Objekten mit besonderer Relevanz für die Sicherheit oder Verteidigung des Staates.

Es ist verboten, ohne Erlaubnis zu fotografieren, zu filmen oder auf andere Weise ein Bild oder Abbild aufzunehmen von:

1) Objekten von besonderer Bedeutung für die Sicherheit oder die Verteidigung des Staates, Objekten des Verteidigungsministerium, die nicht als Objekte von besonderer Bedeutung für die Sicherheit oder die Verteidigung des Staates eingestuft wurden, Objekten der kritischen Infrastruktur, wenn sie mit einem Zeichen versehen sind, das dieses Verbot zum Ausdruck bringt, 

2) Personen oder bewegliche Gegenstände, die sich in den im Punkt 1 genannten Objekten befinden.“

Da kommt mir gleich die folgende Frage in den Sinn: Was ist mit den Fotos, die zwar nicht die verbotenen Objekte zeigen, aber von diesen Orten aus gemacht wurden, wie mein unteres Foto?  Die Brücke sieht man eigentlich nicht, nur ein Stückchen vom Pfeiler. Oder ist der Ausblick von dorthin auch verboten?


Fürchte dich!


„Fürchte dich“ scheint das Motto von Tusk zu sein. In der Bibel steht zwar das Gegenteil drin – "Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir" -, Tusk ist aber nicht gläubig.  Es reicht ihm nicht mehr, die Opposition zu verfolgen und einzubuchten. Er will jetzt allen Menschen Angst einjagen. Deswegen trifft er dort, wo es weh tut. Weil sich das Fotografieren in den Zeiten des Smartphones zum Volkssport entwickelte, verbietet er eben dies.

Das Verbot richtet sich nicht nur gegen Einheimische, sondern auch gegen allerlei Besucher und Touristen. Deswegen warnt das Auswärtige Amt vor den Reisen nach Polen:

„Seit dem 17. April 2025 gilt in Polen ein umfassendes Fotografierverbot für militärisch und strategisch wichtige Einrichtungen und Objekte wie zum Beispiel Militäranlagen, Lager strategischer Reserven, Brücken, Viadukte, Tunnel, bestimmte Seehäfen, Einrichtungen der Kommunikationsinfrastruktur sowie Einrichtungen der Polnischen Nationalbank und der Bank Gospodarstwa Krajowego. Diese Aufzählung ist nicht abschließend. Jedes betroffene Objekt ist mit einem Hinweis auf das Fotografierverbot gekennzeichnet, die Kennzeichnung kann jedoch unter Umständen schlecht sichtbar oder nicht eindeutig erkennbar sein. Bei Verstößen droht die Beschlagnahmung der Ausrüstung sowie Geld- oder Haftstrafen.“

Auch du gehörst zu den Verdächtigen


Donald Tusk erklärt mit seinem Verbot uns alle zu Verdächtigen. Wir sind potenzielle Spione und die von uns geknipsten mehr oder weniger gelungenen Bildwerke dienen angeblich nicht der Erinnerung, sondern dem Feind. 

Unterdessen lachen sich echte Agenten schlapp. Denn sie haben ganz andere Möglichkeiten, Bilder aufzunehmen. Außerdem gibt es auch für Ottonormalverbraucher und Hobbydetektive unzählige nicht zu teure Geräte, online und offline zu kaufen, die das unauffällige Fotografieren ermöglichen, z.B. Spionagekameras im USB, Kameras in der Powerbank oder Uhren mit Kamera.

Allen Normalos, wie auch mir, bleibt in Polen nichts anders übrig als weitgehender Foto-Entzug. Ich werde demnächst lediglich Flora und Fauna porträtieren.