Donnerstag, 25. September 2025

UNO-Generalversammlung: Trumps Frage nach dem Zweck und Nawrockis Analyse

 „Welchen Zweck erfüllen Vereinigte Nationen?“ Diese Frage stellt Donald Trump vor der UNO-Generalversammlung. Er beantwortet sie selbst auf seine sehr direkte Art:

“All they seem to do is write a really strongly worded letter, and then never follow that letter up. It’s empty words — and empty words don’t solve war.”

Leere Worte, Worthülsen, Lippenbekenntnisse statt Taten und Verträge, die zum Frieden führen, Zelebrierung ersetzt echte Handlung. Trumps Kritik ist doch berechtigt, nicht wahr?

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Zerfallene Ordnung

Donald Trump weist auf das ungenutzte enorme Potenzial der UN hin. Dieses Potenzial hätte man für die Befriedung einsetzten müssen.

Das Hauptorgan – die Generalversammlung – besteht aus 193 Staaten. Bereits aus der Größe ergeben sich verständliche Erwartungen bezogen auf den Einfluss auf die Weltpolitik. 

Der polnische Präsident Karol Nawrocki liefert in seiner Rede vor der Generalversammlung eine gute Analyse des aktuellen Zustands: 
„Die russische Invasion auf die Ukraine ist nicht nur der folgenschwerste Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, sondern auch ein Wendepunkt. Die bisherige internationale Ordnung zerfällt vor unseren Augen. Es beginnt eine neue gefährliche Ära, in der Großmächte miteinander rivalisieren, Regeln brechen und testen, wie weit sie gehen können, bevor jemand deutlich sagt: „Genug, Stopp!“. Das Prinzip der Souveränität? Immer häufiger mit Füßen getreten. Das Verbot der Aggression? Totes Recht. Anstelle von Gesetzen versucht man unverhüllte und brutale Gewalt anzuwenden. 

Wir befinden uns an einem Wendepunkt der Geschichte, Die heute von uns getroffenen Entscheidungen werden sich auf die nächsten Jahrzehnte auswirken. Dessen müssen wir uns alle bewusst sein. Denn wir alle tragen dafür die Verantwortung. Ebendeswegen müssen wir alle als Gemeinschaft demokratischer Staaten oder auf dem Weg in die Demokratie die aktuelle Situation als einen Kampf um Prinzipien verstehen. Die Einhaltung dieser Prinzipien kann über die Zukunft unserer Zivilisation entscheiden. Ich denke, dass dies der letzte Moment ist, um konkrete Maßnahmen zu ergreifen.“

Fest entschlossen

Ich wiederhole also Trumps Frage: Welchen Zweck erfüllen Vereinigte Nationen? Bereits aus der Präambel zur UN-Charta lassen sich die Ziele unmissverständlich herauslesen:

„Wir, die Völker der Vereinten Nationen – fest entschlossen, 

künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat,

unseren Glauben an die Grundrechte des Menschen, an Würde und Wert der menschlichen Persönlichkeit, an die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie von allen Nationen, ob groß oder klein, erneut zu bekräftigen,

Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts gewahrt werden können,

den sozialen Fortschritt und einen besseren Lebensstandard in größerer Freiheit zu fördern.“

Dass der Anspruch an der Realität scheitert, sieht man mit bloßem Auge. 

Mittwoch, 24. September 2025

Meinungsfreiheit zwischen Trump und Kimmel

 Erinnert Ihr Euch, wie Merkel vor fast zehn Jahren dem bis dato außerhalb von Deutschland unbekannten Komiker Jan Böhmermann zu internationalem Ruhm verhalf? Zwar war nicht sie persönlich das Ziel der Satire, dennoch handelte es sich um einen von ihresgleichen (Recep Erdoğan), also einen Machthaber. Ich schrieb damals:

"Sie (Merkel) übte sich auf einmal als eine Literaturkritikerin und interpretierte eindeutig den Inhalt. Das Werk von Böhmermann sei "bewusst verletzend", meinte Merkel und teilte ihr literarisches Urteil telefonisch dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoğlu mit. In diesem Moment überschritt sie die Grenze zwischen einer immer subjektiven artistischen Ansicht und den konkreten politischen und rechtlichen Konsequenzen. Dieser Spagat ist eine Zerreißprobe. Sie hätte es sein lassen sollen.“

Der Fall Kimmel ist etwas anders gelagert, weil es um das Attentat auf Charlie Kirk geht, und sich Donald Trump eben auch persönlich angegriffen fühlt. Und doch entfaltet die Reaktion auf die Satire – die kurzfristige Absetzung der Show - die gleiche Wirkung. Jimmy Kimmel wird zum Weltstar. 

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Satire versus Macht oder umgekehrt


Wahrscheinlich sind sie – Satire und Macht – gleich alt. Im Mittelalter entwickelte sich eine besondere Form der Verspottung, die die Hofnarren repräsentierten. Sie genossen Narrenfreiheit und durften die Wahrheit dem König direkt in die Augen sagen. Allerdings riskierten sie dabei manchmal ihren Kopf – das Berufsrisiko sozusagen.  Einige gingen in die Geschichte ein, wie der polnische Hofnarr Stańczyk. Ob er so ausgesehen hat, wie auf dem Bild von Jan Matejko (oben), weiß man nicht. Und auch sonst ist wenig über ihn bekannt, obwohl er bereits zu Lebzeiten berühmt war und seine Sprüche die größten polnischen Schriftsteller zitierten. 

In einer Chronik wurde ein folgendes Ereignis beschrieben:
„Stańczyk ergriff die Flucht vor einem aus der Kiste freigelassen Bären, König Sigismund der Alte bemerkte dazu: „Du hast dich nicht wie ein Ritter (angeblich diente Stańczyk zuerst eben als Ritter), sondern wie ein Narr verhalten.“ Darauf antwortete Stańczyk: „Ein größerer Narr ist derjenige, der den Bären bereits in der Kiste hatte, aber ihn zu seinem eigenen Schaden freilässt.“ Während dieser Jagd stürzte tatsächlich die schwangere Königin Bona vom Pferd und verlor ihr Kind, was sich als folgenschwer für das weitere Schicksal der gesamten Dynastie und des Landes erwies. Das konnte Stańczyk zu der Zeit nicht wissen, dennoch glaubte man später an eine Prophezeiung.“

Mister President, be cool!


Zurück zur Gegenwart: Der Comedian trat gestern wieder auf. Die Spannung im Vorfeld war groß. Auch jene, die sonst nicht auf die Idee gekommen wären, schauten zu. „Jimmy Kimmels Tränen-Comeback“ - titelte die Bild ihren Bericht. Ja, die Tränen flossen auch. 

Obwohl ich nicht zu seiner Fangemeinde gehöre, stimme ich vorbehaltlos dieser Botschaft von Kimmel zu:
„Wenn wir keine freie Rede haben, dann haben wir kein freies Land. So einfach ist das.“
Lieber Donald Trump, das ist doch auch ihre Maxime, oder? Mister President, be cool!

Samstag, 20. September 2025

Der ÖRR und die Meinungsfreiheit

 Den Status der Beziehung zwischen dem ÖRR und der Meinungsfreiheit hätte man als sehr kompliziert beschreiben müssen. Den neuesten Beweis dafür liefert der Fall Ruhs. 

„All the President’s Men“ (1976), „State of Play“ (2009). Screenshots

Der NDR als ein Intrigantenstadl?

Julia Ruhs wurde vom NDR abgesetzt. Statt im Stillen zu weinen, posaunt die Journalistin aber ihren Rausschmiss auf allen Kanälen heraus. „Cicero-Online“ glaubt den Grund für die Entscheidung vom Rundfunk zu kennen: Es war „eine ideologisch motivierte Intrige aus den Reihen des NDR gegen eine Journalistin, die ihnen offenbar zu konservativ ist.“

In einem Interview mit „Cicero-Online“ bestätigt Julia Ruhs diese Sichtweise:

„Viele sagen seit Jahren: „Der ÖRR cancelt Stimmen, die nicht ins Weltbild passen.“ Und jetzt passiert genau das – in meinem Fall. (…)

Ich glaube, dass SPD und Grüne beim NDR sehr genau hingeschaut haben. Ihnen gefiel nicht, wie wir das Format umgesetzt haben. Also wurde die Ansage gemacht: Meinungsvielfalt ist schön und gut – aber wir bestimmen, wo sie aufhört.“

Die vierte krampfhafte Gewalt 

Medien spielen in einer Demokratie eine wichtige Rolle. Die Bundeszentrale für politische Bildung formuliert dies folglich:

„Medien wie Zeitungen, Fernsehen, Radio und Internet sollen einerseits über das Handeln des Staates und seiner Institutionen informieren. Andererseits aber kontrollieren die Medien durch ihre Berichterstattung auch das staatliche Handeln. Sie informieren, geben kritische Kommentare und regen dazu an, sich mit dem staatlichen Handeln auseinanderzusetzen. Diese Kontrolle der Regierenden durch die freien Medien ist ein wesentlicher Grundzug von demokratischen Gesellschaften.“
Es klingt in dieser Definition der alte Mythos nach, in dem sich ein Journalist (oder eine Journalistin) als ein unerschrockener Kämpfer (meist Einzelkämpfer) für die Wahrheit einsetzte und mit den Mächtigen anlegte. So ungefähr wie Bob Woodward und Carl Bernstein von „Washington Post“ – gespielt in „All the President’s Men“ von Robert Redford und Dustin Hoffman -, oder die fiktiven Figuren Cal McAffrey und Della Frye  - Russell Crowe und Rachel McAdams - aus dem Film „State of Play“ (neulich im Fernsehen wiederholt).

Diese Personen – ob echt oder nicht – sahen ihre Aufgabe in der Wahrheitsfindung. Ich wage zu behaupten, dass jenes Ziel heute nicht zu Prioritäten von Medien gehört. Vielmehr geht es darum, aus welchem Denklager die Wahrheit kommt, und ob sie nach der Feststellung ihrer Herkunft noch als solche gelten darf. 

Denn die vierte Gewalt will sich vor allem behaupten. Sie versteht sich nicht mehr als Kontrolleur der Macht, sondern als Mitspieler in dem Machtpoker. In diesem Sinne betreibt sie den Ablasshandel und bestimmt, wessen Stimme Gehör verdient und welche man bekämpfen muss. Deswegen mutiert sie zu einem undemokratischen krampfhaften Wesen, das vor allem um den Mammon und eigene Position kämpft. 

Dienstag, 16. September 2025

Polens Präsident Karol Nawrocki – ein Gast wie kein anderer

 Polens Präsident Karol Nawrocki hat sich heute mit Frank-Walter Steinmeier und Friedrich Merz getroffen. Die Themen standen noch vor dem Besuch fest: die Sicherheit und aktuelle Entwicklung an der NATO-Ostflanke, außerdem Reparationen für Kriegsschäden im II. Weltkrieg.

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Der Ton macht die Musik

In Polen hat man den rauen Ton der deutschen Medien registriert. Dass z. B. das „Handelsblatt“ Nawrocki als „einen unbequemen Gast“ und „rechten Nationalist“ bezeichnet.

Der Spiegel schlägt in die gleiche Kerbe und schreibt über „den polnischen Rechtspopulisten Nawrocki“. Die Zeitschrift beschäftigt sich im Vorfeld des Besuchs vor allem mit den aus deutscher Sicht ungerechten Forderungen und titelt den Artikel entsprechend: „Polen fordert Reparationszahlungen – und Deutschland bietet Sicherheitsgarantien.“ 

Die Gastgeber selbst – Präsident Steinmeier und Kanzler Merz – zeigten dem Gast dagegen Freundlichkeit und Respekt.

Abschließend geklärt?

Laut letzter Umfrage befürwortet die Mehrheit - 54% - von Polen Nawrockis Forderungen nach Reparationen. Anders als die aktuelle polnische Regierung von Donald Tusk, die die deutsche Sichtweise übernimmt.

Für Frank-Walter Steinmeier sei „diese Frage aus deutscher Sicht rechtlich abschließend geklärt“. 

In der Pressemitteilung vom Bundeskanzler Merz kommt das Reizwort überhaupt nicht vor, stattdessen betont man die wichtige Rolle des Nachbars:
„Der Bundeskanzler würdigte Polen als wichtigen europäischen Nachbarn und engen Freund Deutschlands. Polen spiele eine Schlüsselrolle in der Europäischen Union und bei der Stärkung des europäischen NATO-Pfeilers. Die Versöhnung mit Polen nach den Gräueln des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung zu befördern, bleibe für die Bundesregierung historische Verantwortung."

Abstrakte Vorstellungen

Gestern erschien in der polnischen Zeitung „Rzeczpospolita“ eine interessante Meinung zu diesem Thema von Marek A. Cichocki, einem polnischen Philosophen und Politikwissenschaftler. Seine Hauptthese lautet: Reparationen können über die deutsch-polnischen Beziehungen entscheiden. Er konstatiert, dass man in Berlin immer noch nicht den radikalen Wechsel der polnischen gesellschaftlichen Stimmung bemerkt hat.
„Die Frage der Reparationen, Entschädigung und Wiedergutmachung hat angesichts der fürchterlichen Verbrechen und Zerstörung, die Polen während des Zweiten Weltkriegs durch Deutschland erlitten hat, ein enormes moralisches und emotionales Potenzial in den polnisch-deutschen Beziehungen. Die Versäumnisse der deutschen Seite bei der Wiedergutmachung sind enorm und offensichtlich. Es stimmt  auch nicht, dass deutsche Politiker dessen nicht bewusst sind. Aus diesem Grund reagieren sie derart emotional und nervös auf die polnischen Forderungen und fürchten vor allem Imageverluste. Der „Reparationsdruck” ist aber deshalb nicht nur ethisch richtig, sondern auch ein notwendiger und wesentlicher Bestandteil der polnischen Politik gegenüber Deutschland bei der Verwirklichung konkreter Ziele. Und es gibt absolut keinen objektiven, rationalen Grund, warum Warschau darauf verzichten sollte, nur im Namen irgendwelchen abstrakten Vorstellungen von einer „polnisch-deutschen Interessengemeinschaft”.

Sonntag, 7. September 2025

Deutschlands Finanzpolitik oder das Kasino der Politik

 Prof. Lars Feld wirft der aktuellen Regierung vor, die verfehlte Finanzpolitik der Vorgänger fortzuführen.*) Aus seiner Kritik lässt sich aber herauslesen, dass er genauso an Behauptungen und Überzeugen festhält, die schon in der Vergangenheit versagt haben. Wer jetzt denkt, dass ich die Merz-Regierung und besonders ihren Finanzminister verteidigen will, der irrt gewaltig.


Fundamentaler Fehler

Der Bundeshaushalt und die Finanzpolitik wirken mutlos, schreibt Lars Feld. In diesem Punkt hat er recht. Wenn Lars Feld echte Reformen verlangt, stimme ich ihm auch zu. Der Teufel steckt aber im Detail. Von der Forderung nach Entwirren, Umbau und Einsparrungen in den staatlichen Strukturen geht der Wirtschaftswissenschaftler nahtlos zur „Kürzung familienpolitischer Transfers“ über, als ob es um die gleiche Materie ginge. 

Es ist einfach falsch zu glauben, dass der Staat reich bleibt und der Wohlstand erhalten, wenn immer mehr Bürger in die Armut abrutschen. Dieser perverse Gedanke bildet das verfaulte Fundament der hiesigen Politik seit Jahrzehnten (ungefähr seit Einführung Hartz-Gesetze). Dafür hetzt man auch genauso lang verschiedene Gruppen oder Schichten der Gesellschaft gegeneinander: meistens diejenigen in der Mitte gegen jene ganz unten. Dabei übersieht man geflissentlich, dass von dem „sozialen“ Geld ganz wenig unten ankommt, weil das meiste davon dem Erhalt des Systems – also der Bürokratie des Staatsapparats – dient.  

Vom Kopf auf die Füße

Prof. Feld definiert Finanzpolitik folglich:
„Die Finanzpolitik hat vielfältige Aufgaben. Ausgabenwirksame öffentliche Leistungen müssen finanziert werden. Wenn der Staat tut, was er soll, korrigiert er dadurch Marktversagen, stellt öffentliche Güter, wie die Landesverteidigung, und Infrastruktur bereit – nicht zuletzt als Vorleistung für private Investitionen. Hinzu kommen Verteilungsziele, die in der Sozialen Marktwirtschaft deutscher Ausprägung in den Sozialversicherungen und der Grundsicherung verfolgt werden. Schließlich hat die staatliche Finanzpolitik eine makroökonomische Stabilisierungsfunktion. Zur Finanzierung dieser Aufgaben erhebt der Staat Steuern, Beiträge und Gebühren, die so ausgestaltet sein sollten, dass möglichst wenige Verzerrungen privater Investitions-, Arbeitsangebots- und Konsumentsentscheidungen auftreten. Über größere Zeiträume werden diese Verzerrungen minimiert, wenn außerordentliche Ausgabenbedarfe temporär durch Verschuldung finanziert und so die Steuerlasten über die Zeit geglättet werden.“
Der Staat soll also das Marktversagen korrigieren. Demnach ist der Markt fehlerhaft und braucht Kontrolle. Die Verteilungsziele erscheinen aber in dieser Definition wie eine ungewollte Last, auf die man am liebsten verzichtete. Das ist ein verkehrtes Bild. Die Verteilung (oder eher Umverteilung) findet in jedem Moment statt: Wenn ein Arbeitgeber dem Arbeitnehmer für seine Arbeit so wenig zahlt, wie in Deutschland, dann verteilt er (verteilt er um) schon das Erwirtschaftete ungerecht zu seinem Vorteil. 

Stellen wir also das Bild auf die Füße. Die gerechte Verteilung ist in einer Demokratie entscheidend. Sonst mutiert die Finanzpolitik zum Spiel in einem politischen Kasino.

Sportlicher Staat

Ein Staat muss schlank, sozusagen sportlich sein. Gleichzeitig braucht man extrem kurze Entscheidungswege. Wie passt das zusammen? Sehr gut, unter folgenden Voraussetzungen: 

    - radikaler Abbau der Bürokratie, besonders notwendig ist eine extreme Verschlankung des Staatsapparats(denn ein aufgeblähter Staat beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Selbsterhalt, also Selbsternährung), 
    - zum Minimum reduzierte Vorschriften: was nicht verboten ist, gilt als erlaubt,
    - die Daseinsvorsorge bleibt in der staatlichen Hand, private und genossenschaftliche Säulen werden gleichgestellt.
    - das Bedingungslose Grundeinkommen wird eingeführt, was die große Armee von Bürokraten und Anwälten, die sich mit dem Thema Bürgergeld oder Grundsicherung herumschlagen und davon leben, überflüssig macht. Genauso wie Arbeitsamt und Jobcenter. Diese Institutionen sollte man auflösen.
    - durch die direkte Demokratie, also Volksentscheide, wird die Richtung kontrolliert und eventuell korrigiert.


*) Lars Feld: „Solide Haushaltspolitik sieht anders aus“, FAZ Nr. 197, 26.08.25.

Freitag, 5. September 2025

Liebe auf Norderney. Der Spirit. Teil 3

 Pathetisch könnte man sagen, dass Norderney von der Liebe geformt wurde. Denn in der Zeit von Georg und Marie blühte die Insel auf. 


Mit dem Herzen und Geist

Das Paar leitete in die Wege viele Projekte und zog andere Gäste an. Auch die Zahl der Einwohner stieg an. 

Unter anderem wurde das Kurhaus (heute: Conversationshaus) ausgebaut.


Das gläubige Paar spendete auch für die alte Inselkirche, deren Geschichte bis in das XVI Jahrhundert reicht.
„Durch eine Spende des Kronprinzenpaares aus Hannover kam die Gemeinde zu einer neuen Glocke, der „Marienglocke“. Für die Glocke wurde ein neuer Turmaufsatz auf dem alten Westturm errichtet. Vorher stand westlich der Kirche ein offenes Holzgerüst, das das Geläut getragen hatte. Der Turmaufsatz ist vergleichbar mit dem Turm des Kurhauses, der 1856 errichtet worden ist.“



Die Kirche, in der Georg und Marie beteten, wurde zwar 1878 abgerissen und ein Jahr später die neue eingeweiht (letzter Umbau und umfassende Renovierung fand zwischen 1967 und 1970 statt), aber ihre Ausstattung erinnert an die alten Zeiten, zum Beispiel der Altar und das weiße Segelschiff.   
"Dieses Gemälde wurde schon 1843 im Inventarium der alten Kirche aufgeführt. Der Maler und die Herkunft dieses Bildes sind nicht bekannt."

"Das weiße Schiff mit den vollen Segeln wurde bereits 1808 in der alten Inselkirche aufgehängt. Es wurde von E. H. Rass gebaut. Es ist ein dreimastiges, bewaffnetes Handelsschiff mit 34 Kanonen."

Alt ist auch der Friedhof vor der Kirche, die Bestattungen fanden hier bis zum Jahr 1850 statt.


Die Musik in der Inselkirche klang zu den Zeiten von Georg und Marie anders. Sie hörten eine Orgel, die im Jahr 1842 von Arnold Rohlfs aus Esens erbaut wurde. Die heutige stammt aus dem Jahr 2008, der Orgelbauer heißt Harm Kirschner. 


Ich lausche einer Übung: 


Was wäre, wenn ….

… Georg und Marie heute gelebt hätten? Ich gehe jede Wette ein, dass sie mit ihrem Geld (falls sie welches noch hätten) nicht protzen würden. Das taten sie auch damals nicht. Sie galten als bescheiden. Georg äußerte sich am 14. Januar 1857, als er in die Großloge der Freimaurer aufgenommen wurde, folglich: 
„…ich fühlte, dass ich das Privileg erwerben müsste, von Ihnen ein ´Bruder´ genannt zu werden.“
Danach feierte man gemeinsam:
„Mit dem königlichen „Bruder“ speisten 460 hannoversche Freimaurer und zelebrierten diese freimaurerische Mischung von Ernst und Frohsinn rituell nach altem Brauchtum. Anschließend traten sie mit dem neu aufgenommenen König in eine so genannte „Bruderkette“ der Hände, die symbolisch eine „Bruderkette der Herzen“ sein soll. Ohne Rang- und Standesunterschied idealisiert sie noch heute enge Verbundenheit und Vertrautheit. Die „Bruderkette“ symbolisiert auch Gleichheit, denn eine solche Kette kennt kein „Oben“ und „Unten“, keine Hierarchie.“
Übrigens, ich habe das Paar ganz zum Schluss auf Norderney gesehen. Nein, es waren keine Geister, sondern ein Paar wie Georg und Marie, das an mir vorbei händchenhaltend schritt. Der Mann ertastete sich den Weg mit einem Blindenstock. 




Vorausgehend:        Teil 1
                          
                              Teil 2

Mittwoch, 3. September 2025

Liebe auf Norderney. Was für ein Mann! Teil 2

 Georg besuchte vor Marie Norderney. Er „entdeckte“ die Insel für sich, als sie noch "ein unscheinbares Fischerdorf" war und "in den vorhergehenden Jahren durch heftige Sturmfluthen arg beschädigt, und mehrere Dünen durch die Wellen weggerissen" wurden.

Ein Navigationsbojen-"Parkplatz" auf der Insel

Gezähmte „Gewalt der Fluthen“

Zu der Zeit wandten sich die Einheimischen an Georg:
"Die Insulaner, sehr in Sorge um die Existenz der Insel, klagten dem Kronprinzen ihr Leid, der dann auch sofort versprach, Hülfe zu bringen. Er veranlaßte die hannoversche Regierung, Wälle und Buhnen aus mächtigen Granitquadern zu bauen, an denen die Gewalt der Fluthen sich brach und die die Insel von fernerem Schaden sicherten."






Die Ufer sehen solide aus und laden zu Spaziergängen ein. 


Ich stelle mir vor, wie Georg und Marie hier händchenhaltend schlenderten. Obwohl sie wohlbekannt Spazierfahrten mit dem Schoner (ein Segelschiff mit mindestens 2 Masten), der natürlich den Namen „Königin Marie“ trug, unternommen haben. Trotzdem flanierten sie bestimmt auch am Strand: zum Beispiel wie ich - von der „Weißen Düne“ zur Marienhöhe, an der Georgshöhe vorbei.





Die Georgshöhe präsentiert sich heute, nicht wie zu Georgs Zeiten, als ein Ort der Erinnerung an die Norderneyer Männer, die zur See fuhren, "um sich und ihre Familien zu ernähren. Manche kehrten nie zurück." (Aus der Infotafel)

Den dort ausgestellten Stockanker schätzte man im Jahr 1974, als er vor Niederlanden geborgen wurde, auf 350 Jahre.



Bereits einige hundert Meter entfernt thront die Marienhöhe.


Die liebe Liebe

Für ihre Kinder empfand das Paar genauso viel Liebe. Marie stillte ihre Säuglinge selbst, obwohl dies gewöhnlich Ammen für Adlige übernahmen. Deswegen „weigerte sich ihr Schwiegervater (König Ernst August), mit ihr an einer Tafel zu speisen“.  Er kritisierte das Paar auch dafür, dass es zusammen in einer Kutsche fuhr. Anscheinend verstand er wenig von Romantik und solch einer großen Liebe.

„Wirklich schön, wenn ein Mann so lieben kann – entgegnete auf der Fähre auf meine Schwärmerei über das Liebespaar eine Inselliebhaberin, die hierher seit vielen Jahren im Sommer kommt, früher mit der Familie und jetzt allein.

Ja, was für Mann!

Dann ergänzt sie etwas leiser: „Und wenn man dafür auch viel Geld hat.“

Gewiss ebnet das Geld viele Wege und erleichtert wesentlich das Leben. Aber echte Liebe kann man für kein Geld der Welt kaufen. 

Und wie erkennt man sie? Zum Beispiel an diesen Eigenschaften: 
„Echte Liebe ist eine tiefe und bedeutungsvolle Verbindung, die weit über oberflächliche Anziehung hinausgeht. Sie zeichnet sich durch Vertrauen, Respekt und Empathie sowie gegenseitige Unterstützung und Anerkennung aus.“




Vorausgehend:    Teil 1

Nachfolgend:    Teil 3

Montag, 1. September 2025

Liebe auf Norderney. Teil 1

 Seit meinem Besuch im Schloss Marienburg bei Hannover geht mir das Liebespaar Georg und Marie nicht aus dem Kopf. Ihre Geschichte fällt eindeutig aus dem Rahmen, die ihnen die Zeit zugewiesen hat, oder anders ausgedrückt: sie waren ihrer Zeit voraus. 

Fangen wir aber von vorne an. Es gibt zwei Versionen ihres Kennenlernens. Laut einer trafen sie sich zum ersten Mal auf Norderney. Deswegen fahre ich dorthin.


Es war einmal - so oder so

Auf der Fähre springen mir ins Auge Paare, bestimmt stark verliebt, bevor ich die Insel erblicke.



Ich glaube, es hat sich wirklich so abgespielt: 
„Im Jahre 1841 traf auch der Herzog Joseph von Sachsen-Altenburg mit Familie auf Norderney ein, und es entwickelte sich bald ein erfreulicher Verkehr zwischen der herzoglichen Familie und dem Kronprinzen (Georg, ab 1851 Georg V., der letzte König von Hannover), namentlich zog den letzteren die älteste Tochter des Herzogs, Prinzeß Marie, so sehr an, daß hier der Grund zu der späteren Vermählung der beiden Fürstenkinder gelegt wurde.“
Ordnungshalber muss ich auch die andere Version erwähnen:
„Am 14. Juli 1839 lernte die 21-jährige Marie von Sachsen-Altenburg den blinden Kronprinzen und späteren König Georg V. von Hannover (aus dem Adelsgeschlecht der Welfen) in seiner Sommerresidenz Schloss Monbrillant (in Herrenhausen, es existiert nicht mehr) kennen. Georg war ein Vetter ihres Vaters, demnach ihr Onkel zweiten Grades. Sie heirateten am 18. Februar 1843 in der Schlosskirche Hannover.“

Allerdings stimmt es, dass Georg blind war. Wie es dazu kam, beschreibe ich in meinem Post: „Marienburg zwischen Märchen und Realität.“

Für die Norderney-Version, spricht jedoch die starke Verbindung des Liebespaares zur Insel. Norderney wurde zur ihren Sommerresidenz und jedes Jahr kamen sie hierher, später auch mit ihren drei Kindern. Bis 1866, denn in diesem Jahr haben sich die Preußen auf ihrem Eroberungsfeldzug auch die Insel einverleibt. Das königliche Paar flüchtete vor den Besatzern. Georg hat die preußische Annexion seines Landes niemals anerkannt.

Wir legen an:


Zuerst zum Kult-Café

Auf dem Foto der Insel oben sieht man schon aus der Ferne auf der linken Seite das charakteristische grüne Dach der Marienhöhe. Dorthin laufe ich gleich nach der Ankunft. Leider ist das Café bereits geschlossen. Nur Kaninchen hüpfen herum.


 „Die Marienhöhe wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Holzpavillon vom Königshaus Hannover erbaut, damit Königin Marie dort ihre Picknicks und literarischen Kaffeestunden abhalten konnte. Sie entwickelte sich fortan zu einer Art Kultstätte für den Dichter Heinrich Heine, den die Königin zutiefst verehrte. Heine, der letzte Dichter der Romantik, verbrachte 1827 einen verträumten Sommer auf Norderney.“
Ich steige über die Absperrung und setze mich auf die Terrasse.



Am nächsten Tag kehre ich zurück und trinke draußen einen königlichen Kaffee, der Marie heißt, mit Eierlikör und Sahne. 


Auch drinnen sitzen Gäste. 



Die Hände links im Bild gehören dem Chef, der nicht mit aufs Foto wollte. Er sei nicht fotogen, sagte er.

Inzwischen hat sich eine Schlange gebildet, weil sich alle auf die Terrasse setzen möchten.




Nachfolgend:    Teil 2

                        Teil 3

Sonntag, 31. August 2025

Merz und der Sozialstaat

 Was kann sich Deutschland leisten? Auf diese Frage antwortet Friedrich Merz ungefähr so: Zuerst solle man aufzählen, was wir uns NICHT leisten können. Und er setzt oben auf die Liste den Sozialstaat. 

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Wer wird das bezahlen?


Ganz will er den Sozialstaat aber nicht abschaffen. So grausam ist er doch nicht. Er stellt folgendes fest: „Wir können uns dieses System (Sozialsystem), das wir heute so haben, einfach nicht mehr leisten". In diesem Punkt stimme ich ihm sogar zu. Und auch mit dieser Aussage bin ich einverstanden: "Das wird schmerzhafte Entscheidungen bedeuten, das wird Einschnitte bedeuten". 

Tatsächlich brauchen wird radikale, also schmerhafte Entscheidungen. In was wir aber einschneiden, oder was wir abschneiden sollen, ist von ausschlaggebender Bedeutung. Merz rückt in den Fokus sofort das Bürgergeld. Und das nennt er die Systemänderung? Für mich sieht es nach einem Rückschritt und einer Wiederholung aus. Genau wie Schröder 2005 will auch Merz die Armen mit den Kosten der Wende belasten.  

Somit zeigt Merz deutlich, dass er dieses System nicht ändern will. Weil alles eigentlich beim Alten bleiben soll. Die Grundlage dieses Systems bildet eine monströse deutsche heilige Kuh – die Arbeitsagentur mit ihrem Sprössling, dem Jobcenter. Diese Institutionen gehören zu den größten deutschen Besonderheiten. Denn anders als in den Nachbarländern widmen sie sich nicht – wie man es vermuten könnte – der Vermittlung der Arbeitsplätze, sondern der Verwaltung von Arbeitslosen. 

Reformieren oder abschaffen?


Für meine These, dass Arbeitsagentur und Jobcenter nur Attrappen sind, die die Erfüllung ihrer essenziellen Aufgaben (Vermittlung der Arbeit) lediglich vortäuschen, liefert Merz selbst Argumente. In seiner Rede auf dem CDU-Parteitag zeigt er sich erschüttert: 

"Als ich vorgestern auf dem Weg nach Frankreich war, erreichte mich die Nachricht, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland wieder über 3 Mio. eingestiegen ist. Und schauen wir uns die Arbeitslosenstatistik an, dann ist gleichzeitig dort nachzulesen, dass wir viele hunderttausend offene Stellen haben, die wir nicht besetzen können.“

Genau! Weil die zuständigen Institutionen – Arbeitsagentur und Jobcenter – nichts dafür tun. Meiner Meinung nach lassen sie sich auch nicht mehr reformieren. Daher spreche ich mich nicht zum ersten Mal für ihre Abschaffung aus. In einem Post aus der Zeit der Ampel-Koalition habe ich die Vorteile solch einer Entscheidung zusammengefasst:

„- Abbau der Bürokratie, die die Wirtschaft und Arbeiterschaft lähmt und für die Zukunft einen riesigen Klotz am Bein bedeutet, 
- enorme finanzielle Ersparnisse, die diese nutzlose Institution für den Erhalt eigener Existenz verbrät, 
- viele Gebäude, die man schnell in Wohnungen umwandeln könnte,
- eine Schar von Arbeitskräften, die woanders dringend gebraucht werden.“

Das wäre wirklich eine Systemänderung.

Freitag, 29. August 2025

Was man meinen darf oder nicht

 Weshalb haben die angeblich Guten von der angeblich richtigen Seite der Geschichte so viel Hass und Verachtung für Andersdenkende? Die Frage stelle ich mir in der letzten Zeit oft, auch in Verbindung mit der hiesigen Berichterstattung über Trump.

Ich bin nicht seine Anwältin, außerdem gar keine. Worum es mir aber geht, ist die Wirkung vom derartigen Journalismus auf das gesellschaftliche Klima. 

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Déjà-vu mit Populisten

Die Methode ist gar nicht neu. Sie etablierte sich hierzulande nicht zufällig während der Herrschaft von Angela Merkel. Denn sie ließ unverblümt durchblicken, dass sie sich nach der einfacheren Welt aus der Zeit des Eisernen Vorhangs sehnt. Zudem beurteilt sie das Leben in der DDR durchaus positiv. Was sie damals vermisste, waren Bananen. Ich sehnte mich dagegen nach Freiheit.

Die Kommunisten des Ostblocks (oder eher Realsozialisten) ließen keine sachliche Debatte zu. Ihre Gegner verunglimpften sie als Schwurbler (auf Polnisch: warchoły) und Feinde des Sozialismus. Mit Verboten und harten Strafen, aber auch politischen Morden, bekämpften sie ihre Opponenten.

Heute prangert man wieder Schwurbler an. Und Populisten (plus andere Kampfbegriffe, vom "Plagistsjäger" auf X aufgelistet). Na gut, es wird nicht in der Politik und außerhalb der Mord als Mittel des Handelns eingesetzt, dennoch strebt man die Vernichtung des Widersachers an. 

Ideologischer Katechismus

Ich sehne mich nach Debatten, in denen das ganze Spektrum der Meinungen vertreten wird.

Ich sehne mich nach Sachlichkeit. Sehr.

Stattdessen observiere ich ideologische Grabenkämpfe. Eine Ideologie spielt die Rolle eines Katechismus für eine Partei oder eine Bewegung (wie z.B. Wokeness) Als Grundlage einer Diskussion ist sie aber absolut ungeeignet. Weil man an eine Ideologie entweder glaubt oder nicht. 

Schwarzes Bild mit einem Lichtblick

Tom Bohn, Regisseur und Drehbuchautor, präsentiert auf X einen Fall, für dessen Authentizität er bürgt. Es geht um ein persönliches Schicksal, aber die folgende Einschätzung hat allgemeine Gültigkeit:

„Aber dann kam die „Zeitenwende“ -und zwar nicht die von Olaf Scholz; ich hätte mir in meinen

schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können, dass ich einmal in Echtzeit erlebe, wie sich

durch die Mechanismen der Propaganda, wie wir sie nur aus finsteren Zeiten oder totalitären

Systemen kennen (und die noch genauso funktionieren), ein demokratisches, westliches System,

eine freiheitliche Demokratie in einen Gesinnungsstaat verwandelt.“

Die Mundtot-Macherei ist eine wahre Seuche.

Obwohl ich ein ziemlich schwarzes Bild hier zeichne, sehe ich in der Gegenwart viele positive Beispiele, wie z.B. den Text von Svana Kühn über den Präsidenten des Friedens. Die Journalistin analysiert das Thema gründlich und sachlich, auch wenn sie nicht auf ihre eigene Sichtweise verzichtet. Sie lässt dennoch genug Raum dem Leser und dessen eigener Meinung.




Donnerstag, 21. August 2025

Ausflug nach Bremen: Das Prinzip Freiheit. Teil 4: Wie frei ist Kunst?

 Auf jeden Fall bietet Kunst – unter anderem die Musik - einen Ausweg und eine Rettung, dachten sich die vier alten Tiere aus dem Märchen der Brüder Grimm. Der Esel, der Hund, die Katze und der Hahn wollten Stadtmusikanten in Bremen werden, um ihrem schlimmen Schicksal zu entfliehen. Es blieb bei einem Traum. 

Schenkt uns Kunst also eine Illusion, die leben und überleben hilft? 

Wem es gefällt oder auch nicht

Die befreiende Wirkung der Kunst fürchteten und fürchten immer noch Tyrannen und Diktatoren jeglicher Couleur. Daher stecken sie Kunst in die Zwangsjacke der Vorgaben und Restriktionen. Daran musste ich denken, als die Wokeness-Bewegung klassische Werke zu zensieren und die chinesische Kulturrevolution nachzuahmen anfing. 

Wollte die Wokeness Artisten in Angst versetzen, damit sie nur der angeblichen Guten Sache dienen? Wie „Der Lichtbringer“ in der Böttcherstraße, der den Triumph des Guten über das Böse bezeugen sollte und der dem Irren mit dem Schnurrbärtchen gewidmet war? Der Führer fand es trotzdem nicht schön, es war ihm wahrscheinlich zu expressionistisch. .

In einer Reichsparteitagsrede schoss der Diktator scharf gegen die "Böttcherstraßen-Kultur" und wetterte gegen ihr ideologisches Fundament.“


Frühere Skulpturen des Expressionisten Bernhard Hoetger gefallen mir besser. Wie z. B. diese beiden:



Und dies ist die Ehefrau des Bildhauers - Lee Hoetger, portraitiert von Paula Modersohn-Becker:


Werke der früh verstorbenen Künstlerin kann man im beeindruckenden Museum in der Böttcherstraße bewundern, das 1927, 20 Jahre nach ihrem Tod, erbaut wurde. 



Paula Modersohn-Becker nahm sich die Freiheit, Konventionen zu missachten.






Vorausgehend:      Teil 1
                            Teil 2
                            Teil 3