Mittwoch, 20. Februar 2019

Das kotzt mich an, liebe Nazinostalgiker!

Da sagt einer, und die anderen wiederholen es genüsslich, wider besseres Wissen, dass die Polen Antisemitismus mit Muttermilch aufsaugen. Das Gegenteil ist der Fall.


Eine Tafel in Wrocław: "In Gedenken an die Helden 
des Warschauer Ghettos, die Kämpfer für unsere und eure Freiheit."

Gleichzeitig mit dem Laufen lernen


Die schönsten Gedichte für Kinder, die die ganzen Generationen von Polen geprägt haben und weiter prägen, darunter solche, die man gleichzeitig mit dem Laufen lernt, jene Gedichte haben polnische Juden verfasst: Julian Tuwim und Jan Brzechwa. Es sind humorvolle Texte von betörender Leichtigkeit und Warmherzigkeit. 

Janusz Korczak, eigentlich Henryk Goldszmit, steuerte bei fabelhafte und mit ergreifender Wehmut umwobene Kinderbücher, die unter anderem die Idee des Kinderparlaments vorstellten. 

Diese Werke werden stets aufs Neue herausgegeben. Sie sind– Achtung! Jetzt wird’s pathetisch! - nicht nur ein fester Bestandteil des polnischen Schrifttums, sondern auch der polnischen Identität. 

Ratet mal!


Ratet mal bitte, wo die meisten Juden vor dem zweiten Weltkrieg in Europa lebten? Nicht in Frankreich, England, Italien oder Schweiz Und auch nicht in Deutschland. Sie lebten in Polen und zwar seit Jahrhunderten. Aus diesem Grund errichteten die Nazis eben auf dem polnischen Gebiet ihre meisten Konzentrationslager.  

In 1939 stellten Juden in Polen (3,5 Mio.) zehn Prozent der Bevölkerung, in Warschau - 31%, in Lemberg - 32% und in Białystok - 43%. In Tarnów lebten so viele Juden wie in der ganzen Schweiz. In Łódź – so viele wie in ganz Frankreich. In kleinen Städten bildeten sie oft sogar die Mehrheit.

Diese Zahlen widersprechen den gegenwärtigen offenen und verdeckten Nazinostalgikern. Man soll diese Zahlen stets im Hinterkopf behalten, wenn man über die durchaus komplizierten wie interessanten polnisch-jüdische Verhältnisse redet.

Zweimal die Woche


Als die Faschisten Polen überfielen, kämpften 150 Tausend Juden in der polnischen Armee gegen die Angreifer. Die Okkupanten wollten die polnische Bevölkerung ausrotten. Sie zerstörten zuerst die Zivilgesellschaft und vernichteten die polnische Intelligenz. In der Sonderaktion Krakau wurden im November 1939 183 Professoren der dortigen Hochschulen verhaftet und in die Konzentrationslager deportiert. In Lemberg (gehörte vor dem Krieg zu Polen) ermordete man die Wissenschaftler bereits vor Ort. Es sind lediglich zwei Beispiele von unzähligen.

Alle Gymnasien und Universitäten wurden geschlossen; zu Beginn auch die Grundschulen. Schulbücher wurden eingesammelt und vernichtet. 

Im Reichsgau Wartheland gab es für polnische Kinder ein staatliches Minimalschulwesen; der Unterricht fand an zwei Tagen in der Woche statt.

Nur noch im Untergrund existierte ein von Polen erschaffene System der geheimen Schulen. Entdeckt zu werden bedeutete für die Lehrer und Lernenden mit dem Leben zu bezahlen. 

Sklaven als Mittäter? Ihr habt sie wohl nicht alle!


Vor diesem Hintergrund kann ich wirklich nicht verstehen, dass die einigen lieben deutschen Politiker und Journalisten über die Mittäterschaft faseln. Seit wann können denn die Sklaven – wie Polen während der Okkupation - über irgendetwas entscheiden?
Liebe Nazinostalgiker, euch reicht es nicht, die Opfer zu erniedrigen, ihr müsst sie noch verhöhnen. Das kotzt mich an!