Freitag, 25. Mai 2018

Wer fühlt sich hier diskriminiert?

Die Diskriminierung findet statt. Wer etwas anderes behauptet, soll mir das erst beweisen. Ich weiß, dass es eigentlich andersrum läuft und die Anklägerin/der Ankläger die Beweise liefern muss. Weil aber dieses Phänomen (die Diskriminierung) dermaßen verbreitet und offensichtlich ist,  überspringe ich einfach den unübersehbaren Teil.


                                                                                     Ein Grund für die Diskriminierung 
                                                                                     findet sich immer. Eigenes Foto

Als man das Essen selbst jagte


Natürlich ist Diskriminierung keine Erfindung des 21. Jahrhunderts; ich behaupte einfach, dass es sie immer gab, noch bevor sich Menschen einen Begriff dafür ausdachten. Der heutige wird aus dem Lateinischen abgeleitet; er beinhaltet verschiedene Bedeutungsfelder wie Trennen, Absondern, Abgrenzen, Unterscheiden.

In den Zeiten, in denen man das Essen noch selbst gejagt oder gesammelt hat, diente die Diskriminierung bestimmt dem Erhalt des eigenen Lebens und des von den Nächsten und wurde somit als lebensklug verstanden und an die Kinder weitergegeben: Willst du überleben, grenze dich von den nicht zu deiner Sippe gehörenden ab, sonst fressen die dich auf. Im übertragenen Sinne. Aber manchmal auch wortwörtlich, nach dem Motto: fressen oder gefressen werden.

Diskriminierung als Werkzeug


Wir haben als Menschheit eine atemberaubende Entwicklung hingelegt. In jeder Hinsicht. Sozial gesehen sind wir aber immer noch auf dem Niveau des Höhlenmenschen.  

Die allgegenwärtige Diskriminierung ist vor allem ein immanenter Teil des Rassismus, aber sie reicht noch weit darüber hinaus. Es gibt nichts, was als Grund für die Diskriminierung nicht genutzt wäre: Herkunft, Geschlecht, Alter, Behinderung, sexuelle Orientierung und so weiter und so fort.

Die Diskriminierung findet auf allen Ebenen statt. Am gefährlichsten ist sie aber, wenn sie zum Werkzeug der Machthaber wird: hier bei uns genauso, wie in den Diktaturen, natürlich in einem anderen Ausmaß: institutionelle Diskriminierung light und mit weißen Handschuhen.

Ob Frauen, die in die Führungsgremien nicht durchdringen, oder ältere Arbeitsuchende, die keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben – die Ursachen sind struktureller und politischer Natur. Die Politik erklärt sie jedoch zu persönlichen Unzulänglichkeiten. Ein kleiner Trick, der die Spuren der Diskriminierung verwischen soll. 

Obwohl die Politik an der Macht nicht nur für das Erkennen der Probleme zuständig ist, sondern genauso für die Lösungen verantwortlich, drückt sie sich davor. Stattdessen bekommen wir eine nach der anderen Regierungen, die die ganze Gesellschaft kaum ins Auge fassen und sich meist um ihre Wahlklientel kümmern.

Das Werkzeug „Diskriminierung“ wird dazu benutzt, die aus irgendeinem Grund Schwächeren auszugrenzen. Die Schwäche wird dabei jeweils von den Machthabern definiert. 

Wir brauchen keine Integration


So gesehen sind diejenigen, die sich integrieren sollten oder müssten, mit der Schwäche der Nichtvollständigkeit behaftet.  Sie werden diskriminiert, weil sie als Mitglieder der Gesellschaft, als Bürger noch nicht taugen. Wann dies passiert, wann sie jene Tauglichkeit erlangen, ist alles andere als klar. Verstehen Die-sich-Integrierenden schon Deutsch, wird es bemängelt, dass sie nicht gut Deutsch sprechen. Sprechen sie gut, wird es bemängelt, dass sie mit Akzent sprechen. Sprechen sie ohne Akzent, wird es bemängelt, dass sie sich nicht mit der hiesigen Tradition auskennen.

Daher bin ich zum Fazit gekommen, dass wir diesen ganzen Integrationszirkus nicht brauchen.  Im Sinne des geltenden Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes fordere ich, dass wir alle als Bürger gleich behandelt werden: mit gleichen Rechten und Pflichten. Wobei der Staat seinen Bürgern eine Hilfestellung schuldig ist, damit sie ihre Rechte wahrnehmen und ihre Pflichten erfüllen können.

Es ist an der Zeit. Wirklich.

Freitag, 4. Mai 2018

Lieber Sigmund Freud, komm bitte zurück!

Wisst Ihr schon, dass man aus humanen Stammzellen kleine Gehirne wachsen lässt?


                 Eigenes Foto                      

Ein alter Hut auf dem kleinen Hirn


Im Laborjargon heißen jene Winzlinge zerebrale Organoide. Sie werden im Institut für Molekulare Biotechnologie in Wien in den Petrischalen gezüchtet.  Wie kann man sich kleine Hirne ohne Köpfe vorstellen? Denken etwa  die Nervenknäuel?

„Die Nervenzellen sprechen durchaus miteinander – antwortet Jürgen Knoblich, Wissenschaftler im Wiener Institut  – Aber über Bewusstsein oder Denken auch nur zu spekulieren ist absurd. Emotional ist das verständlich, rational nicht gerechtfertigt.“*)

Die Hoffnungen, die diese Frankenstein-Forschung mit sich bringt, sind enorm. Unter anderem wollen Wissenschaftler die Anomalitäten der psychisch kranken Hirne aufdecken.

Was uns vielleicht als revolutionärer Ansatz für die Heilung von psychischen Krankheiten erscheint,  ist im Grunde genommen ein alter Hut. Sehr alter sogar.  Weil es sich hier um das mechanistische Weltbild handelt. Der Mensch wird wie eine Maschine betrachtet:  wenn er kaputt geht, soll man ihn unverzüglich reparieren.

Penisneid? Ähem, nein, nicht wirklich!


Lassen wir jetzt bitte das Es, Ich und Über-Ich und auch den Penisneid beiseite. Vielleicht sind die Begriffe und die Konzepte dahinter nicht mehr zeitgemäß, vielleicht sogar falsch. Was man aber Sigmund Freud nie absprechen darf, ist seine bahnbrechende  Entdeckung, dass man psychische Probleme nur auf dem psychischen Weg lösen kann. Dieses Verständnis ist uns inzwischen abhandengekommen. Daher brauchen wir wieder einen wie Sigmund Freud. Bitte, komm zurück und belebe die Psychologie wieder!

Also nix mit der Maschine und her mit der ganzen Komplexität vom Zusammenspiel zwischen dem Körper und Geist, dem Menschen und seiner Umwelt.

Ich wiederhole mich zum x-ten Mal, ich tue dies aber gerne:

Es ist zwar gut möglich, dass die Tabletten den Schmerz der Seele betäuben oder lindern. Kurzfristig, vorübergehend. Die gleiche Funktion erfüllen jedoch auch die zugelassenen und nicht zugelassenen Drogen: Alkohol, Marihuana, Koks und weitere Erfindungen des Menschen, die die Flucht aus der Realität ermöglichen oder erleichtern. Einige von ihnen haben sogar den Vorteil, dass sie eine ausschließlich pflanzliche Herkunft vorweisen.  Die Psychopharmaka benebeln hauptsächlich den Verstand, wie die Drogen es auch tun.“ **)

Übers Wasser


Kein Mensch kann den Fluss des Lebens  mit trockenen Füßen verlassen und auch nicht übers Wasser laufen.  Außer Jesus, wenn man an ihn glaubt. Uns, Menschen, formt aber unser Umfeld, unsere Nächsten und die Fernen, Ereignisse, die auf uns wirken, das Wissen, das uns zuteilwird, wie auch das Unwissen, das zum Verhängnis mutiert. Lange Rede, kurzer Sinn: zum einen einzigartigen Menschen werden wir nur unter den Menschen. Genauso im Guten, wie im Bösen.

Natürlich ist es verlockend, nach Standardisierung zu streben, und einfache Lösungen für jedermann und jedefrau vorzuschlagen. Diese Versuche werden aber scheitern. Solange wir Menschen und keine Automaten bleiben.


*) Ulrich Bahnsen, „Hier wachsen Gehirne“, Die Zeit N° 17