Mittwoch, 21. Dezember 2022

Was ist Wohlstand und wie viel?

 Die obige Frage ist berechtigt, denn nicht mal die Wirtschaftswissenschaftler konnten sich auf eine allgemein gültige Definition einigen. Dabei erscheint die Antwort darauf umso wichtiger, da sie die Weichenstellung für die Zukunft bedeutet. Außerdem behauptet man, dass dieser undefinierte Wohlstand jetzt bedroht sei und wir ihn verteidigen müssten. 

                                                    Wie wollen wir als Gesellschaft den Wohlstand  bestimmen?


Wohl und unwohl

Zurück zur Frage: Wie wollen wir als Gesellschaft den Wohlstand  bestimmen? Geht es darum, dass sich jede und jeder einzelne wohl füllt? Oder zählt nur das Wohlergehen von der Mehrheit der Gesellschaft – nicht alle also, nur die meisten. 

„Das ist aber undemokratisch!“, werden einige protestieren.

Gewiss, dennoch ist das der Stand der Dinge und zwar noch aus der Zeit vor der Pandemie und vor dem Ukrainekrieg. Es schien uns als Gesellschaft nicht wirklich gestört zu haben, dass die Zahl der Armen wuchs und wuchs. 

Die Armut hat viele Gesichter: Obdachlose, Tafel-Gänger, Hartz-IV-Empfänger, Alleinerziehende, Rentner. Sie füllen sich ausgeschlossen, weil sie am gesellschaftlichen Leben nicht teilnehmen können. Denn für die Armen dreht sich alles ausschließlich um die nackte Existenz. 

Unsere Repräsentanten – die Politiker an der Macht – haben leider in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass sich das Elend verfestigt und ausgedehnt hat, indem sie den Lohnniedrigsektor nicht nur erlaubten, sondern auch mächtig erweiterten. Sie nutzten dafür nicht selten auch das antidemokratische Instrument des Zwangs (wie Hartz IV). 

Es war demnach der politische Wille, dass sich relativ große Teile der Gesellschaft ganz unwohl füllen. Was verstehen wir also unter Wohlstand?  Das ist doch eine Frage nach unserer gemeinsamen Zukunft. 

Ich wähle jetzt aus den Bestandteilen des Wohlstands zwei für mich wichtigste Punkte. Hier sind sie:


Dach über dem Kopf

Wie wahrscheinlich für die meisten von uns stand und steht für mich auf der ersten Stelle das Heim: eine Wohnung, ein Haus oder wenigstens ein vorübergehendes Obdach. Demnach erscheint mir die Obdachlosigkeit als das schlimmste Übel und mit dem Wohlstand einer Gesellschaft absolut nicht kompatibel. Und dennoch leben viele Obdachlose in dem reichen Deutschland. Warum wurde das Problem noch nicht gelöst?

Im ersten Wohnungslosenbericht der Bundesregierung vom 8.12.22 wird die Zahl der Obdachlosen mit 263.000 Personen angegeben. Die Dunkelziffer liegt bestimmt viel höher. Dem gegenüber steht ein deutlicher Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Die Antwort darauf müsste deshalb lauten: bauen! Das kostet jedoch nicht nur viel Geld, sondern auch Zeit.

Bevor wir genügend Wohnungen zur Verfügung stellen, sollten wir uns daher um temporäre Lösungen kümmern: Container, Baracken und ähnliches (vielleicht im Wettbewerb von Architekturstudenten projektiert, unbedingt energiesparend), außerhalb von Großstädten, wo der Platz knapp ist. Darüber hinaus brauchen die Betroffenen psychologische Beratung, Suchthilfe und andere unterstützende Angebote im Alltag.

Ist das zu viel verlangt? Nicht, wenn wir uns an unsere Werte halten wollen.


Sträflich vernachlässigt

Mein zweiter Wohlstands-Punkt ist die Bildung. Wie wir mit den Kindern umgehen, so wird unsere Zukunft aussehen. Denn sie sind doch unsere Zukunft. Daher wäre es einfach klug, in die Bildung zu investieren und für die Chancengleichheit zu sorgen, weil Talente und womöglich auch Genies in allen Schichten vorkommen. 

Die Realität der Bildungspolitik sieht aber ganz anders aus. 

"Vergangene Regierungen haben es leider sträflich vernachlässigt",  schreiben FDP-Politikerinnen Ria Schröder und Gyde Jensen in der „WirtschaftsWoche“.

Die Ampel-Regierung will das ändern.

"4000 Schulen in ganz Deutschland sollen durch ein Investitionsprogramm zu bunten, modernen, top ausgestatteten Lernzentren werden", schreiben weiter die Autorinnen.

Schön und gut. Zurzeit fehlen jedoch laut des Deutschen Lehrerverbands bis zu 40.000 Lehrer und Lehrerinnen deutschlandweit. Und wieder brauchen wir schnelle provisorische Lösungen. Wie wäre es, wenn man stundenweise Lehramt-Studenten der letzten Semester einstellen würde. Oder  überhaupt Studenten?

Alle zukünftigen Reformen werden dennoch verpuffen, wenn die Willkür aus den Schulen nicht verbannt wird. Jene Willkür, die durch Diskriminierung und Rassismus entsteht. Durch eine ungerechte Behandlung werden Schüler ihrer Chancen beraubt. Ein Mittel dagegen wären anonyme Tests als die Grundlage der Abfrage vom Wissen und der Benotung.  

Außerdem hätte ich aus dem schulischen Gebrauch den Begriff „bildungsferne Familie“ endgültig gestrichen. Ein Lehrer, der auf die Familie seine Aufgaben abschiebt, sollte dringend den Beruf wechseln.