Dienstag, 8. Juli 2025

Ein privates Treffen ganz politisch

 Wenn sich Politiker privat treffen, dann oft nicht um sich mit dem Smalltalk zu vergnügen, sondern um unter Ausschluss der Öffentlichkeit wichtiges zu besprechen. Über derartiges Treffen berichten neulich ziemlich alle Medien in Polen. Das Nachrichtenportal „Okopress“ referiert mit Suspense: 

„Hołownia traf sich mit einem Kaczyński-Anhänger unter dem Schutz der Nacht: Journalisten von Radio Zet und Newsweek deckten auf, dass Sejmmarschall Szymon Hołownia den PiS-Abgeordneten Adam Bielan in seiner Wohnung am Donnerstagabend besuchte. Auch Jarosław Kaczyński sollte an dem Treffen teilgenommen haben.“

Screenshot

Diskrete Schritte 


Inzwischen hat Kaczyński seine Teilnahme bestätigt. Mit einer doppelten Verneinung:
„Ich sage nicht, dass ich nicht im Treffen teilnahm.“
Er betonte zugleich, dass man sich zur Diskretion verpflichtet habe:
„Ich weiß nicht, wieso die Vertraulichkeit nicht eingehalten wurde.“
Nach dem Thema des Gesprächs gefragt, verwies Kaczyński auf die Diskretion, die er nicht brechen wolle, was er aber sagen konnte, wirkte pathetisch: "Wir sprachen über die Rettung von Polen."

Ob er mit dem Resultat des Treffens zufrieden sei, ergründete eine Journalistin.
„Das ist Politik. Schritt für Schritt. Wenn wir den ganzen Weg schaffen, werde ich zufrieden“, antwortete Kaczyński.

Sturm danach


Szymon Hołownia äußerte sich ebenfalls zum Treffen, das einen politischen Sturm ausgelöst hat. Denn der Sejmmarschall vertritt die regierende Koalition und somit gehört dem mit der PiS „verfeindeten“ Lager. Hołownia verteidigte seinen Besuch bei dem PiS-Abgeordneten als eine Maßnahme gegen die Polarisierung, die "das Krebsgeschwür unserer Politik“ sei. Man müsse miteinander reden. 
„Das tue ich und das werde ich tun. Ich bin vielleicht aktuell (hoffentlich nicht für immer) der einzige Politiker im zerrissenen Polen, der dazu in der Lage ist.“
Der Zeitpunkt des Treffens ist genauso brisant. Die Präsidentschaftswahl hat Karol Nawrocki, unterstützt von der PiS, gewonnen. In der Koalition kracht es deswegen ziemlich laut. Tusk will die Regierung reorganisieren. Und Koalitionäre spielen mit dem Gedanken, den Premier auszuwechseln.

Das Portal „Okopress“ schreibt dazu:
„Das Treffen in der Wohnung eines Politikers der PiS gewinnt zusätzlich an Bedeutung. Die Anwesenheit des Vorsitzenden der PiS, Jarosław Kaczyński, des Sejmmarschalls Hołownia und eines Politikers, der im Wahlkampf von Karol Nawrocki eine wichtige Rolle gespielt hat, könnte Spannungen in der Koalition beweisen.“

Diner mit dem Satan


Die Kritik aus dem Regierungslager reißt unterdessen nicht ab. Inzwischen hat Hołownia den Ort des Treffens als Fehler eingeräumt, nicht aber das Treffen selbst.

„Ich habe Prügel bekommen; weil ich mich mit dem Satan getroffen habe, wie konnte ich das bloß tun. Ich glaube aber nicht, dass Kaczyński Satan sei. Wenn halb Polen heute hinter ihm steht, habe ich die Pflicht, mit ihm zu reden“, erklärte Hołownia heute in einem Radio-Interview.

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