Mittwoch, 25. September 2024

Warten auf die Welle in Wrocław (Breslau). Ursula kommt. Teil 2

 Das Drama spielt sich weiter südlich ab. „Teile Tschechiens, Polens und Österreichs sind unter Wasser“, berichtet am Sonntag, den 15.09., der „Nordkurier“. Aus Polen kommen genaue Messdaten:

Die Alarmstufe wurde am Sonntag um 6 Uhr morgens an 31 hydrologischen Stationen im Odereinzugsgebiet überschritten. Den größten Anstieg verzeichnete die Station Brzeg Dolny an der Oder - um 313 cm.“ 

Mit Sand gewappnet

Das Hochwasser zerstört alles auf ihrem Weg: Lądek Zdrój wird von der Welt abgeschnitten, Głuchołazy und Kłodzko hart getroffen. Die Einwohner von Stronie Śląskie verkünden das Ende der Stadtexistenz.

Der Ernst der Lage in der Region soll der Krisenstab darstellen. Mit grimmigen Gesichtern sitzen Entscheider und Experten unter Vorsitz von Premier Donald Tusk in Wrocław im Gebäude des Woiwodschaftsamtes, direkt an der Oder.



Das Fernsehen ist auch da: heute zu sehen der TVP-Wagen. Später - von Polsat ersetzt.



Die niederschlesische Metropole wappnet sich indes gegen das Hochwasser. Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ist riesig. Es bilden sich Bürgergruppen, die die Deiche kontrollieren und jeden Riss den zuständigen Diensten melden. Die Soldaten, Feuerwehrleute, Pfandfinder helfen ebenso. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gibt es genug Sand und Säcke. Am Tag und in der Nacht füllt man sie auf. Deiche und Häuser werden abgedichtet. 

So sieht die Dominsel Ostrów Tumski aus:




Die Zugänge zum Ufer sperrt man ab.




Am Mittwoch, den 18.09. soll die Scheitelwelle Wrocław erreichen. Niemand wagt eine konkrete Prognose, was das für die Stadt bedeutet.

Ursula an der Oder

Am Donnerstag kommt Ursula von der Leyen, um sich selbst von der Flut ein Bild zu machen. Auf seine Einladung, wie Donald Tusk unmissverständlich betont. Vorsorglich verweigert er den Journalisten des durchaus kritischen Senders „Telewizja Republika“ den Zutritt. 

Von der Leyen besucht u.a. Marszowice,  ein Bezirk in Wrocław, der tapfer gegen das Hochwasser ankämpft.

An diesem Tag spreche ich mit zwei Feuerwehrmännern, dessen Fahrzeug sich hinter dem Sitz des aktuellen Krisenstabs befindet.

„Das Wasser ist um eine Stufe zurückgegangen, sehen Sie?“ – fragt mich der eine.



Der andere stellt fest, dass das Rückhaltebecken Racibórz Dolny seine Rolle erfüllt habe. Ich ziehe daraus das Fazit, dass man mehr derartiger Einrichtungen bauen solle. 

„Sagen Sie das den Bewohnern, die dagegen laut protestierten“, antwortet er.

Ich nicke und erzähle eine neulich aufgeschnappte Geschichte, dass man sich angeblich in Kłodzko gegen solch ein Becken ausgesprochen und stattdessen einen Sandstrand gegönnt hat. 

„Hier in der Nähe gab es bis vor kurzem auch einen. Die Leute haben aber jetzt den Sand gebraucht und sich ihn in der Nacht geholt“, höre ich daraufhin.

Vorerst aufgehoben

Die Stadt atmet nach Tagen der Angst auf. Heute, am Mittwoch, den 25. September, hob der Präsident von Wrocław den Hochwasseralarm für die Flüsse Oder, Olawa, Sleza und Widawa innerhalb der Stadtgrenzen auf. Vorerst.



Vorausgehend Teil 1

Nachfolgend    Teil 3

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