Gestern stand das Hochwasser auf dem Programm im Sejm, dem polnischen Parlament. Premier Donald Tusk zog als erster Bilanz. Er bedankte sich bei "den stillen Helden - den Einwohnern von den überfluteten Gebieten".
"Wir alle verbinden uns heute mit euch", versicherte Tusk.
Politisches Wasser
Tusk betonte das nie da gewesene in Mitteleuropa Ausmaß der Katastrophe und verteidigte seine Handlungsweise wie die Fernsehübertragungen von Sitzungen des Krisenstabs.
Die Zerstörung durch die Flut sei groß, dennoch zeigen sich Wohnungsschäden in ersten Schätzungen zehnfach kleiner als 1997.
"Flutopfer erwarten von uns Solidarität und keine politische Schlägerei", sagte Premier, um später doch gegen die oppositionelle PiS auszuteilen.
Noch am Mittwochsmorgen bemängelte Łukasz Schreiber. PiS-Abgeordneter, die geplanten Rahmen für diesen Punkt der Sitzung auf X/Twitter:
„Erst hatten wir eine Parodie der Krisenstäbe und jetzt bekommen wir eine Parodie der parlamentarischen Debatte. Zuerst müssen 14 (sic!) Minister stundenlang sprechen. Jeder wird pflichtbewusst den Premierminister und ein paar andere Kollegen loben. Dafür begrenzt man die Redezeit der Abgeordneten (eine Minute), genauso wie die Zahl der Fragen (20 für die Opposition).“
Der Anruf, der zu spät kam
Die heutige „Rzeczpospolita“ präsentiert Vorwürfe von Michał Piszko, Bürgermeister von Kłodzko. dass "Wody Polskie" (Polnisches Gewässer), zuständig für die Gewässerunterhaltung, zu spät am 15.09. über den Dammbruch am Fluss Morawka in Stronie Śląskie informierten. Obwohl sich der Vorfall schon um 10:35 ereignete, bestätigt wurde er offiziell erst um 13 Uhr.
Riesige Wassermassen strömten nach dem Dammbruch die Biała Lądecka hinunter in das Einzugsgebiet der Nysa Kłodzka und verwüsteten u. a. Stronie Śląskie, Lądek-Zdrój und Kłodzko.
Laut Wody Polskie existierte zu der Zeit keine telefonische Verbindung. Der Bürgermeister glaubt nicht daran:
„Ein Anwohner veröffentlichte ein Foto des gebrochenen Damms im Internet noch vor der öffentlichen Mitteilung. (…) Hätte ich diese Information 2 – 3 Stunden früher erhalten, würde ich alle Mittel und Kräfte mobilisieren, um die Bewohner vor dem Wasser aus dem Damm in Stronie zu warnen. Sie hätten etwas von ihrem Hab und Gut retten können. Zum Glück ist niemand hier ertrunken.“
Während der Pressekonferenz versprach Joanna Kopczyńska, Präses von Wody Polskie seit Januar 2024, dass man demnächst die nötige Ausrüstung für die alternative Kommunikation kauft.
Alle Fotos habe ich in Wrocław aufgenommen.
Vorausgehend: Teil 1
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