Dienstag, 10. Oktober 2023

Die Naiven und die Diktaturen

 Das Sprengel Museum in Hannover erinnerte neulich an die "naiven" Künstler der 1920er und 1930er-Jahre, auch „moderne Primitive“ oder „Outsider Art“ genannt, und an eine Schau, die die Pariser Weltausstellung 1937 begleitete. Die hier präsentierten Werke wurden eben dort ausgestellt. Damals sollten sie „ein bewusstes Gegenbild zu den totalitären Staaten Deutschland und der UdSSR“ setzen.

Edith Dettmann, Mädchen am Fischteich, 1931


Adolf Dietrich, Hermelin und tote Möwe 
in Mondscheinlandschaft, 1908

Camille Bombois, Akt


René Margritte, Das Vergnügen, 1927


Camille Bombois, Ohne Titel, 1935


August Macke, Fingerhüte im Garten, 1912

Zwischen den „naiven“ Künstlern sticht mit ihrem ungewöhnlichen Werdegang und Lebenslauf Séraphine Louis hervor. Ihr Entdecker, der deutsche Kunsthändler Wilhelm Uhde, zählte sie zu den von ihm genannten "fünf primitiven Meistern" (Rousseau, Vivin, Bombois, Bauchant, Seraphine). Sie war zuerst Nonne, dann arbeitete sie als Putzfrau. So lernte sie Uhde kennen.

Séraphine Louis, Blumentrauben auf einer Wiese, 1927

Sobald man das Sprengel Museum verlässt, blickt man wieder auf die 30er Jahre: auf den 2,4 Kilometer langen, 180 bis 530 Meter breiten und nur rund zwei Meter tiefen Maschsee. Nazis posaunten den See propagandistisch als "völkische Tat" raus. Sie logen, wie immer. Denn das Projekt existiert bereits 1876 und "die technischen Details legt 1925 Otto Franzius fest, Professor an der Technischen Hochschule Hannover."



Was ist aber mit der Kunst drumherum?  Die Skulpturen stammen aus der Nazi-Zeit und entsprechen den damaligen Vorstellungen. 

Die 20 Meter hohe Säule mit dem Fackelträger hat Fritz Beindorff gesponsert. Er gehörte 1932 "zu den Unterzeichnern einer Eingabe von Industriellen und Bankiers an Paul von Hindenburg, die die Kanzlerschaft Hitlers forderte"(Wikipedia).



"Fackelträger" von Hermann Scheuernstuhl.

Die beiden Bronzelöwen kommen aus der Hand Arnos Breker. dem durch Hitler geförderten Bildhauer.



"Das Menschenpaar" erschuf Georg Kolbe, dessen Werke Hitler kaufte. Dennoch ließ er sich nicht wie die „Staatsbildhauer“ Arno Breker und Josef Thorak vereinnahmen (Wikipedia).


Es bleibt die Frage, wer hier naiv ist.






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