Sonntag, 30. März 2025

Zwei Seiten der Gegenwart: Trump und Wokeness

 In der Kolumne „Super Safe Space“ „Des Freitags“ appelliert  Saskia Hödl bereits mit dem Titel an die Kolleginnen und Kollegen: „Huhu, liebe Medien – ist da wer zu Hause?“(Der Freitag, 20.03.) Der darin enthaltene Vorwurf, den sie Journalisten macht, ist jedoch unbegründet. Dennoch erscheint er mir im hohen Maße symptomatisch für die Wokeness. 

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Journalist oder Propagandist?


Journalismus sei mehr, als Pressemeldungen abzutippen, stellt Saskia Hödl fest. Wer könnte ihr in diesem Punkt widersprechen? Es lässt sich gegen diese Feststellung nichts einwenden. Die Vision, die Hödl vorschwebt, geht jedoch über den Journalismus weit hinaus. Sie erwartet nämlich, dass sich jemand, der den Beruf ausübt, nicht für die Wahrheit – also die überprüften Berichte, Enthüllungen und Hintergründe -, sondern für die gute Sache einsetzt. Dafür existieren bereits passende Begriffe: Propagandist, Missionar oder Parteifunktionär. „Journalist“ trifft hier nicht zu. Die mehr oder weniger persönliche Meinung  - weil sie nicht selten lediglich jene von der Sippe, dem eigenen Lager oder dem Chef oder Chefin widerspiegelt -, gehört selbstverständlich auch zum Journalismus, aber eben als solche deutlich gekennzeichnet. 

Was die gute Sache ist, bestimmen nur wir


Die gute Sache oder anders gesagt die Wokeness solle „praktisch für eine Annäherung an so was wie Chancengleichheit im Staatswesen sorgen“. Hier handelt es sich um eine Behauptung, die man erst beweisen müsste. Was die Wokeness dagegen verlangte und immer noch verlangt, war und ist die Forderung des blinden Vertrauens. Man solle glauben ohne zu hinterfragen, ohne nachzudenken, denn dafür sind die unbestimmten anderen, die nicht genau identifizierten Eingeweihten zuständig. Die Wokeness, die die Kirche und den Glauben nicht nur ablehnt, sondern auch heftig attackiert, erschafft eine Ersatzreligion und duldet keine Zweifler. Derartige Merkmale zeichnen Sekten, Mafias und Diktaturen. 

Propheten  der Wokeness behaupten natürlich das Gegenteil und ernennen sich selbst zu Hütern der Demokratie. Als solche stoßen sie militante Aufrufe zur Bekämpfung der Feinde. Der größte scheint für sie Donald Trump zu sein. Was sich sie und auch Saskia Hödl partout wahrzunehmen weigern, ist das demokratische Mandant von Trump. Die erleuchteten Wokeness-Vertreter sind dagegen lediglich Usurpatoren. 

„Reiche, weiße Männer“


Laut Hödl betreibe Trump genauso wie Wokeness die Identitätspolitik, nur andersrum: 

„Vielmehr ist das, was Trump hier veranstaltet, Identitätspolitik per excellence. Identitätspolitik für reiche, weiße Männer – und alle, die sich ihnen so gerne anbiedern.“

Eine wünschenswerte Lösung – könnte man daraus dieses Fazit ziehen – liege in der Liquidierung der „reichen, weißen Männern“. Was passiert dann aber mit dem angeblichen Ziel der Wokeness, „eine Annäherung an so was wie Chancengleichheit im Staatswesen“ anzustreben? Gilt diese hehre Aufgabe nicht für „reiche, weiße Männer“? Sollten sie zu Ausgestoßen werden? Für immer und ewig? An diesem Punkt bricht die ganze Wokeness-Konstruktion – jedenfalls für mich – endgültig wie ein Kartenhaus zusammen. 

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