Freitag, 7. März 2025

Markus Lanz, Alice Weidel und die Meinung

 Markus Lanz hat gestern Alice Weidel zu seiner Runde eingeladen. In vielerlei Hinsicht war das eine lehrreiche Veranstaltung. 

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„Diese Leute“


„Diese Leute tun den ganzen Tag nichts anderes (als zu lügen)“, behauptet Markus Lanz

„Welche Leute?“, fragt Alice Weidel.

Markus Lanz als ÖRR-Journalist muss (Richtlinie? Verordnung? Unwiderstehlicher Wunsch vom Chef?) die aktuelle amerikanische Regierung und US-Techkonzerne unflätig kritisieren. Diesen Eindruck kann man bereits nach flüchtiger Betrachtung der Mainstream-Medien gewinnen.

Lanz glaubt, den amerikanischen Präsidenten als Lügner beschimpfen zu dürfen, weil er mal über eine gestohlene Wahl gesprochen habe. In diesem Moment vergisst der ZDF-Talkshow-Mann natürlich die deutschen Politiker und was sie alles vom Stapel gelassen haben. Denn als „seriöser Journalist“ handelt er immer nach dem Prinzip: den Splitter im fremden Auge, aber nicht den Balken im eigenen sehen.

Ich weiß nicht, woher diese unermessliche Arroganz stammt. Eine der Quellen findet sich bestimmt im typisch deutschen Antiamerikanismus, der fast so groß wie Antipolonismus ist (Donald Tusk ausgenommen, aber der ist deutschstämmig).

Markus Lanz, kein schlechter Entertainer, braucht – wie man sieht – einen oder mehrere Sündenböcke, an denen er sich abarbeiten kann. Während der Merkel-Ära wurde diese Strategie sowohl in der Politik als auch in den Medien etabliert und dadurch die schwarzweiße Welt zur sozusagen staatlichen Pflichtreligion erklärt. 

Sie habe dieses schwarzweiße Welt-Bild satt, verkündet Weidel daraufhin. Da hat sie einen Punkt. 

Wollen wir es beim Namen nennen?


Zu einer der Lieblingsdisziplinen in Deutschland zählt das Vergleichen der Äpfel mit den Birnen. Zwar gehört sowohl das eine wie das andere zum Obst, dennoch sind das zwei verschiedene Dinge. So glaube ich auch nicht, dass sich amerikanische Politik mit deutschen Maßstäben darstellen lässt. Es sind grundsätzlich unterschiedliche politische Systeme und Stile des Regierens.  

Wenigstens eins soll uns aber genauso klar erscheinen und genauso wichtig sein: die Meinungsfreiheit. Laut Markus Lanz bedeute sie das Aussortieren von Fakenews und Lügen.

Ähem, wirklich? Das taten die Kommunisten im Ostblock auch. In jeder Redaktion, jedem Verlag, Theater, Fernsehen saßen allmächtige Zensoren und sortierten, was nicht an die Öffentlichkeit durfte, aus. 

Lanz verlangt also nicht mehr und nicht weniger als die Rückkehr der Zensur, obwohl er vor dem Begriff zurückschreckt. Und seine Behauptung, dass JD Vance Europäer spalten wolle, indem er ihnen einrede, sie haben keine Meinungsfreiheit, klingt für mich kurios. Glaubt Lanz wirklich an das eigene Narrativ?

Übrigen, früher hieß das Narrativ einfach Märchen.

„Diese CDU“


Alice Weidel wiederholte mehrfach, dass man sich auf die deutschen Probleme konzentrieren solle. Dies sollte man wirklich tun. Und in diesem Punkt sind ihre Vorschläge für mich in keinem Bereich akzeptabel. Der Markt solle alles regeln, wie zu der längst vergangenen Zeiten des Raubkapitalismus (seitdem hat er aber – der Kapitalismus – eine lange Entwicklung hingelegt). Weidel plant die Zerstörung des Sozialsystems, das Otto von Bismarck ins Leben gerufen hat. Und sie will die EU vernichten und durch eine lose Verbindung von Staaten ersetzen. Für mich ist das ein Schreckensszenario, obwohl ich auch einen dringlichen Reformbedarf sehe. Die EU muss endlich eigene Verträge einhalten und souveräne Mitgliedstaaten als solche behandeln. 

Sie wolle nicht mehr mit „dieser CDU“ koalieren, verkündete Weidel gestern. Da bin ich aber erleichtert. Anders als viele zurzeit in Deutschland kritisiere ich Friedrich Merz nicht dafür, dass er seine Meinung ändert und sich sowohl für die Reform der Schuldenbremse als auch für das Sondervermögen für die Infrastruktur entscheidet. Es ist richtig. Außerdem soll man Politiker an den Taten erkennen. 

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