Sonntag, 28. November 2021
Manipulation, du altes Miststück!
Mittwoch, 20. Oktober 2021
Das Märchen über Angela, Donald und Friede
Wer glaubt, dass die Entscheidungen in der Politik leicht nachvollziehbar wären, wenn man doch die Akteure kennt und weiß, aus welcher Partei sie kommen, der ähnelt einem Kind, das noch den Weihnachtsmann für wahr hält.
Nichts ist einfach im politischen Betrieb. Dass es auch dort menschelt, versteht sich von selbst. Darüber hinaus wird es fies gespielt, manipuliert und erpresst. Alles der Macht wegen, der härtesten Droge. Was für ein Stoff für Verschwörungstheorien!
Na dann bastele ich mir nun eine Verschwörungstheorie oder ein Märchen – es kommt aufs Gleiche hinaus. Die früheren Fabeln hatten evident das Potenzial dazu. Sie strotzten vor Kühnheit und Grausamkeit.
Dicke Seile
Appetit auf mehr
Ziemlich beste Freunde
Mittwoch, 13. Oktober 2021
Rassismus, Sexismus, Diskriminierung - der Mechanismus ist gleich
Ihr glaubt, dass Ihr im Recht seid, wenn Ihr mal die einen, mal die anderen ausschließt? Weil Ihr am längeren Hebel sitzt und damit an der Macht (so klein sie auch sein mag) seid und die Regeln aufstellen könnt? Obacht Leute! So fängt es an. Bitte also nicht die Unschuldigen spielen. Ihr seid womöglich Mittäter, wie in dieser Szene aus dem Film "Blue Eyed".
"Jane Elliott: Warum haben Sie sie nicht verteidigt?
Teilnehmer des Experiments: Wenn Sie diese Frau schikanieren, dann trifft's nicht mich, so sind die Regeln. Ich lehne mich zurück und gehe in Deckung.
Jane Elliott: Und überlassen sie ihrem Schicksal. Das ist es doch, warum Rassismus funktionieren kann, Leute. Darum kann Sexismus funktionieren, darum kann Diskriminierung alter Menschen funktionieren. Sich zurücklehnen und nichts unternehmen heißt. mit den Unterdrückern gemeinsame Sache machen."
Über dieses Experiment schrieb ich 2008 den nachfolgenden Artikel unter dem Titel „Experiment mit blauen Augen“ für suite101.de (eine nicht mehr existierende Plattform). Die Zeiten ändern sich, der Text bleibt aktuell:
Zuerst spalten
Vom Experiment zum Training
Pech, der falschen Gruppe anzugehören
Im Spiel hätte jeder und jede gleiche Chancen
Wozu das Ganze?
Kritik oder wir wissen es besser
Dienstag, 21. September 2021
Wie frei ist unsere Meinung?
Zuerst plappern Kinder den Eltern und Erziehern nach. Eigenes Köpfchen zeigen sie aber ziemlich früh. Dennoch dauert die mentale Abnabelung manchmal sehr lange und manchmal gelingt sie nie. Meinen wir also wirklich selbst das, was wir meinen? Hochtrabend könnte man sagen: Ob wir frei denken und eigene Meinung äußern können und wollen, hängt von vielen Faktoren ab.
Wir können nicht ohne die
Der Mensch braucht andere Menschen, auch ein Einzelgänger kommt nicht ganz ohne sie aus. Das ist gleichzeitig die Quelle all unserer Probleme. Eine Gesellschaft, die zwar „Leistung“ auf ihre Fahnen schreibt, aber den Konkurrenzkampf zum wichtigsten Prinzip erklärt, findet keine richtige Formel für das Miteinander. Die hohlen Parolen ausgenommen. Diese Gesellschaft ist von verschiedenen Zwängen geplagt und preist Werte, die sie tagtäglich missachtet.
Eigentlich müsste unsere Gesellschaft in die Klapse.
Geist der Unterwerfung
Was hat das mit der freien oder unfreien Meinung zu tun? Eine ganze Menge. Denn es wird von uns der Teamgeist angefordert, aber tatsächlich eine absolute Anpassung erwartet. In einem derartigen System braucht man keine Zensur, weil sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen selbst zensieren. Nach dem Motto: Entweder bist du mit oder gegen uns. Wie in einer Sekte, wo sich Mitglieder mehr oder weniger freiwillig ihrem Guru oder Gurin unterwerfen. Hauptsache, man gehört dazu.
Manipulierte Denkfaulheit
Werden wir bei dieser Unterwerfung bloßgestellt, weisen wir die Schuld vor uns. Wir wurden manipuliert, lautet unsere Verteidigungsstrategie.
Der Begriff „Manipulation“ machte in den letzten Jahren eine beachtliche Karriere. Die Anklage der Manipulation wird schnell erhoben und in den wenigsten Fällen begründet. Zudem lässt man ein kleines Detail außer Acht: dieser Vorgang setzt eine aktive Beteiligung vor. Anders ausgedrückt: nur derjenige oder diejenige wird manipuliert, der und die es zulässt. Die Mittäterschaft kann man hier nicht verneinen. Aus Denkfaulheit lassen wir uns auf die Manipulation ein. Oder aus Angst vor der Ausgrenzung. Oder aber versprechen wir uns verschiedene Vorteile, wenn wir mit der Manipulatorinnen und den Manipulatoren Hand in Hand mitlaufen.
Simply die Macht
Stelle ich die Sachverhalte zu simpel dar? Die Manipulation gehört zu den komplexesten Phänomenen? Ja, ja, schon gut. Wo gibt sie denn nicht? Sie trägt viele Kleider und versteckt ihre Karten – eine Meisterin der Täuschung. Brandgefährlich wird sie als Werkzeug der Machthaber. Ihr Ziel ist dann zwar sonnenklar: an der Macht zu bleiben und Gegner zu bekämpfen, ihre Methoden keineswegs. Sie lernt stets dazu und nutzt die neuen digitalen Möglichkeiten.
Heiß kochen
Nein, ich meine jetzt nicht die omnipotenten (angeblich) Russen, die Monster der Manipulation, wenn man den deutschen Medien glaubt. Die Russen mischen sich genauso ein, wie die Deutschen oder Amerikaner. Und außerdem bespitzeln sich alle gegenseitig. Ein ziemlich verrücktes Durcheinander.
Worum es mir geht, ist die zynische Machtelite, die so tut, als ob sie sich für die ganze Gesellschaft eingesetzt hätte, aber in Wirklichkeit nur eine dreiste Klientelpolitik betreibt. Nach dem Motto, wer mich bezahlt, dem diene ich. Sie appelliert stets an Gefühle und kocht sie heiß. Denn aufgeregte Leute lassen sich viel leichter manipulieren.
Das Gedachte und Gesagte
Zurück zum Thema: Schaffen wir unter diesen Umständen die tatsächliche Meinung des anderen auszufiltern? Wir sagen doch nicht gleich, was wir denken. Wie hätte unsere Welt ausgesehen, wenn wir das Gedachte sofort offenbarten? Gewiss gaaanz anders.
Zuerst also sperren wir selbst unsere Meinung ein. Wir entziehen uns der Verantwortung für die unbequemen Wahrheiten und wählen den abstoßenden aber sicheren Stallgeruch. Dagegen verlangt die freie Meinung nach Mut. Der – wie alle unbequemen Dinge – lohnt sich in der ökonomisierten gesellschaftlichen und politischen Landschaft selten. Flapsig formuliert: freie Meinung ist zwar schön, aber nutzlos.
Frei, aber
Natürlich gibt es Grenzen, die das Gesetz bestimmt. Außerdem ist die freie Meinung nur dann frei, wenn sie andere Meinungen zulässt, statt sie aus einem einzigen Grund zu bekämpfen, weil sie anders sind.
Mittwoch, 25. August 2021
Heikel, heikler, das Vermögen
Ein Blick reicht es, um die Vermutung, Radosław Sikorski könnte ein Freund der PiS-Regierung sein, kategorisch auszuschließen. Trotzdem verteidigt er ihre letzte Entscheidung. Sein beinahe einziger Vorwurf lautet, sie vermittle eigenes Handeln schlecht.
Ein Fehler und eine Behauptung
„Schade, dass man das nicht erklärt hat, aber Israels Außenminister beging einen Fehler, weil man in dieser Sache Polen nicht besiegen kann. Er kalkulierte dennoch, dass er Polen auf der internationalen Arena beleidigen darf.“
Eine Frage und eine Antwort
„Haben wir jemals für das jüdische Vermögen bezahlt?“
„Jüdisches Vermögen das ist das Vermögen der jüdischen Verbände und Gemeinden – Synagogen, Friedhöfe, Besitz der Vereine. Sie wurden großzügig zurückgegeben, genauso wie den anderen Glaubensgemeinschaften, darunter auch der katholischen Kirche. Das Vermögen verwalten verschiedene Organisationen, auch aus den USA. Ein Teil der Gelder verwendete man für die Pflege des jüdischen Kulturerbes in Polen, der andere Teil wurde ins Ausland transferiert. Das ist das wahre jüdische Vermögen. Das Privatvermögen hat in Polen keinen Glaubenscharakter. Gewiss hat die Mehrheit von uns mal eine Immobilie gekauft oder verkauft und weiß, dass wir im Grundbuch keine Religionszugehörigkeit deklarieren. Das ist eine Angelegenheit zwischen Polen und seinen jetzigen oder ehemaligen Bürgern, unabhängig von der Religion.“
Gegen Mafia, für Gerechtigkeit
„Das war organisierte Kriminalität, die Täter gehören ins Gefängnis. Derartiges Prozedere konnte diese Intensität erreichen aus vielen Gründen wie Zerstörung der Hauptstadt, Bierut-Dekrete und Verworrenheit Warschauer Besitzangelegenheiten. Im Konsens der politischen Kräfte beschloss man dem ein Ende zu setzen. Es gab 30 Jahre Zeit für die Lösung der Streitigkeiten. Immer noch möglich ist aber ein Zivilprozess. Ich bin davon überzeugt, dass diese Entscheidung keinen antisemitischen Charakter hat. Sie wurde herbeigeführt, nicht um den polnischen Juden Unrecht zu tun, sondern um die Korruption zu bekämpfen. Daher sind die Anschuldigungen des israelischen Ministers verfehlt.“
Sonntag, 22. August 2021
Berichterstattung über Polen – ein Ärgernis
Kann man anders über Polen berichten? Bestimmt, aber nicht in Deutschland. Hier ist die Marschroute vorgegeben: haut auf die polnische PiS-Regierung drauf! Wobei sich die schimpfenden Journalistinnen und Journalisten nicht entscheiden können, in welche Ecke sie Polen zur Strafe stellen sollen. Der Ton ist aber klar: herablassend, feindlich und einseitig bis an die Schmerzgrenze. Der „Spiegel“-Artikel „Jenseits des Rechts“ von Maximilian Popp und Jan Puhl (Nr. 33) passt perfekt in das Schema.
Pauschal und generalisiert
Man nimmt also ein paar Unzufriedene und generalisiert zu einem Gesamtbild. Ich versuche diese Vorgehensweise an einem deutschen Beispiel veranschaulichen. Dafür hätte ich einen Richter gebraucht, der laute und medienwirksame Kritik über Frau Merkel und ihre Regierung äußert. Gibt es solch einen nicht? Wieso? Sind alle mit Merkel zufrieden? Wohl kaum. Die Richter entweder trauen sich nicht, ihre Meinung zu sagen, oder wollen sich nicht politisch einbringen, weil ein Richter unparteiisch bleiben soll. Nicht wahr? Für Polen darf diese Regel dennoch nicht gelten, laut deutschen Medien.
Dämonen an der Weichsel
Zum gängigen Mittel derartigen „Journalismus“ gehört Dämonisierung des Gegners, weil es hier eigentlich nicht um die Berichterstattung, sondern um eine ideologische Mission geht. Dafür konstruiert man ein Monster.
Das Monster heißt in diesem Fall Jarosław Kaczyński. Er wird als gefährlich und allmächtig dargestellt. Wer die polnische politische Landschaft ein wenig kennt – stets in Bewegung, mit vielen Parteien und sich andauernd verändernden Allianzen – der wird mit dem Kopfschütteln nicht mehr fertig.
Verschwörung mit dem Traum der Schwiegermutter
Wieso tun das die deutschen Medien? Die Antwort auf die obige Frage wäre höchst interessant, würde sie eine ehrliche. Die naive Hoffnung lassen wir lieber beiseite. In der Zwischenzeit versuche ich mich in Spekulationen und Verschwörungstheorien.
Die Wurzeln der heutigen Situation reichen tief in die Vergangenheit. Seit der Okkupation scheinen die Nachfolgegenerationen von faschistischen Mördern ihren Opfern nicht verzeihen können, dass sie keine Opfer mehr sein und auf Augenhöhe mitreden wollen.
Die Kriegsrechnung ist immer noch offen und die Nazipropaganda quicklebendig. Die gezielte Vernichtung von Eliten, Kulturen und Gesellschaften deuten heute Propagandisten dreist um. Die Nazis hätten vor Freude über die vielen folgsamen Schüler gehüpft.
Es wundert in diesem Kontext nicht, dass sich einer wie Jarosław Kaczyński, der sich aufrichtet und Forderungen stellt, bestens als Zielscheibe jeglicher Attacken eignet. Ganz anders als der Traum aller Schwiegermütter Donald Tusk, Jungendfreund von Angela Merkel und ihr späterer Protegé.
Der unersättlichen Machtbesessenheit von Frau Merkel steht einer wie Jarosław Kaczyński einfach im Weg – sie will die EU unterjochen, ihr Appetit ist enorm. Donald Tusk, ihre Marionette, erweist sich hierfür als nützlicher Idiot.
Merkel selbst darf sich jedoch nicht mit Katharina der Großen (ihrem Vorbild) vergleichen. Denn sie hängt an den Schnürchen der mächtigen deutschen Familien. Familien mit langer Tradition. Auch Nazi-Tradition. Da ist man nicht wirklich wählerisch.
Darf ich überhaupt derartige Thesen fabrizieren? Wieso nicht? „Spiegel“ tut es schließlich auch.
Donnerstag, 29. Juli 2021
Henryk Broder, lautstarke Gesinnung und die Lippen von Jan Kasprowicz
Regelmäßig arbeiten sich die Hüter der politischen Korrektheit an Henryk M. Broder ab. Er bietet die beinahe perfekte Projektionsfläche für die Wettbewerber um die größte Empörung im Dienste „der guten Sache“, weil er gerne provoziert und die von jenen Hütern festgelegten Grenzen überschreitet. Wieso tut er das? Was veranlasst ihn zu den Äußerungen wie diese: "Sagen wir, wie es ist: Der Antifaschismus ist der Faschismus des 21. Jahrhunderts"?
Von mir bekommt Ihr keine Antwort darauf, weil ich die Motive von Herrn Broder nicht kenne. Ich freue mich aber, dass es ihn gibt. Lieber jemand, der über die Stränge schlägt, als eine Armee von Konformisten.
Ein Fass Salz
Zurück zum oben zitierten Satz über Faschismus und Antifaschismus. Müssen wir jene Begriffe neu und zeitgemäß definieren? Tun wir das aber nicht andauernd? Diesbezüglich beschäftigt mich stets die Diskrepanz zwischen mehr oder weniger lautstark geäußerten Gesinnung und oft verborgenen und widersprüchlichen Einstellungen. Denn auf die Lippenbekenntnisse bin ich stark allergisch, genauso wie Jan Kasprowicz (1860 - 1926), ein polnischer Poet, der sich über geheuchelten Patriotismus ärgerte:
"Selten berührt meine Lippen -
Was ich hier heute bekenne -
Der mit Blut getränkte und
Kostbarste Klang: Vaterland.
Ich sah Händler im Wettstreit,
Auf den Plätzen versammelt,
Wie sie sich gegenseitig überbieten,
Wer es lauter herausschreit.“
Und nochmals das Original:
„Rzadko na moich wargach
Niech dziś to warga ma wyzna -
Jawi się krwią przepojony,
Najdroższy wyraz: Ojczyzna.
Widziałem, jak się na rynkach
Gromadzą kupczykowie,
Licytujący się wzajem,
Kto Ją najgłośniej wypowie.”
Knapp und platt könnte man sagen, dass das Gelaber kaum zählt, die Gefühle und das Herz umso mehr. Die springen jedoch nicht sofort ins Auge. Darin besteht also die größte Schwierigkeit, das wahre Gesicht der lieben Nächsten zu enthüllen. Um einen Menschen wirklich kennenzulernen, muss man mit ihm gemeinsam ein ganzes Fass Salz aufessen, sagen die Polen und meinen damit, die unendliche Zeit, die man dafür braucht.
Meister der Täuschung
Und was ist mit dem Faschismus? Er ist ein Meister der Täuschung, schon immer gewesen. Somit muss ich Henryk Broder in diesem Punkt recht geben: der Faschismus zögert nicht, die Maske des Antifaschismus aufzusetzen, wenn es ihm nützt.
Er ist ein lebensgefährlicher Gegner. Mit gutgemeinten Aufrufen und Ritualisierung des Denkens lässt er sich kaum bekämpfen. Unsere Bequemlichkeit im Denken und Handeln ist seine persönliche Freundin.
Indessen dürfen wir ihn nie aus den Augen verlieren. Egal in welcher Verkleidung er erscheint. Mit der Stärkung der Demokratie und dem ununterbrochenen Einsatz für Menschenrechte und Freiheit können wir ihn in Schach halten.
Mittwoch, 28. Juli 2021
Plakate im Wahlkampf
Sie freuen sich auf uns, aber stehen nicht zur Wahl.
Die Vorderseite ...
... und das Gegenteil.
Eine kommentierte Ausgabe.
Abgerutscht?
Geister der Vergangenheit?
Gute Preise, gute Besserung.
Rot wie die Kunst.
... weil Ihr es seid.
Freitag, 23. Juli 2021
Die Anmaßung maßt sich viel zu viel an
Nichts gedeiht so prächtig wie die Anmaßung, was so viel bedeutet wie Überheblichkeit und Arroganz oder unberechtigte Inanspruchnahme. Diese nüchterne Auflistung von Duden schildert natürlich keine gesellschaftlichen Folgen, die dieses Phänomen verursacht. Dabei denke ich kaum an die strafrechtlich relevante Amtsanmaßung (§ 132 StGB: Wer unbefugt sich mit der Ausübung eines öffentlichen Amtes befasst oder eine Handlung vornimmt, welche nur kraft eines öffentlichen Amtes vorgenommen werden darf, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.)
Mir geht es um die nicht strafbare und um unsere alltägliche allgegenwärtige Überheblichkeit, die uns Steine in den Weg legt und an den Rand der Verzweiflung bringt, während sie uns auf Schritt und Tritt begleitet.
In voller Hässlichkeit
Chamäleons Mäntelchen
Weg von Auto-
Mittwoch, 30. Juni 2021
Wahlen 2021: ich wünsche mir …
Im September dürfen wir wählen. Ich freue mich darauf und hoffe, dass sich danach viel ändert. Dass die Wahlen kein Wunschkonzert sind, weiß ich natürlich. Wünsche habe ich trotzdem. Wer hat sie nicht?
Im September dürfen wir wählen.Märchen über die Würde
An erster Stelle wünsche ich mir nicht mehr und nicht weniger, als dass das ganze existierende neoliberale System auf den Prüfstand gestellt wird. Ich denke dabei nicht an eine Revolution, weil ich die Gewalt als Mittel der Veränderungen absolut ablehne, sondern an die Vereinbarkeit mit dem Grundgesetz und den Menschenrechten.
Denn das Grundgesetz wird oft wie eine Märchenerzählung behandelt – schön, aber ohne Bezug zur Wirklichkeit. So in der Art: Es war einmal ein Land, in dem die Würde des Menschen als höchstes, unantastbares Gut galt und wo jede und jeder das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit hatte … .
Wer das Grundgesetz mit seinen Grundrechten ernst nimmt, muss die herrschenden Strukturen von Grund auf umbauen. Sie beinhalten nämlich viele eindeutig rassistische, antisemitische und diskriminierende Bauteile.
Der Fehler liegt im System.
Ungesunde Vermengung
Wieso sollen wir aber überhaupt am System rütteln, wenn wir doch in einem der reichsten Länder leben? Eben deswegen, weil wir es können und müssen. „Nach uns die Sintflut“ eignet sich nicht für eine Gesellschaft, die die Zukunft in Erwägung zieht.
Die Pandemie ist ein Wendepunkt. Sie läutet das Ende des alten Weges ein, was viele leider überhören, oder nicht verstehen.
Schauen wir uns beispielsweise das Gesundheitssystem an. Theoretisch sollte es darum gehen, die Abwehrkräfte des Menschen zu stärken, damit er ohne Hilfe auskommt. Wenn man aber die Gesundheit mit der Ökonomie vermengt und alle Teilnehmer – Ärzte, Apotheker, Pflegedienste, Pharmaindustrie usw. – an Patienten verdienen wollen, dann sind die Verdienenden nicht an der Genesung, sondern am Erhalt des Status quo – lange konstante Erkrankung – interessiert. So wurden in Deutschland 2018 fast 17 Millionen Operationen durchgeführt. 2010 waren es noch 13 Millionen.
Im Grunde genommen ist das kein Gesudheits-, vielmehr ein Krankheitssystem.
Zeitpunkt für den Geist
Zurzeit hört man das Wort "Arbeitsplätze" andauernd und bis zu den Wahlen wird das auch so bleiben. Besonders in der Wirtschaft. Wer mehr davon verspricht, der hofft mehr Stimmen zu bekommen.
Da es aber genauso leidenschaftlich um die Digitalisierung und Automatisierung gerungen wird, frage ich laut, wie man diese verschiedenen Richtungen verbinden will. Die Arbeitsplätze werden doch dadurch wegfallen. Einfach verschwinden.
Daher wäre gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, das Bedingungslose Grundeinkommen einzuführen. Dadurch hätte sich die Bürokratie wesentlich verringert (vom Abbau der Überproduktion und Zerstörung der Umwelt ganz zu schweigen). Dazu käme ein völlig anderer Geist im Land. Fast märchenhaft. Wie der im Grundgesetz.
Montag, 14. Juni 2021
Freiheit ist die beste Freundin der Demokratie
Neu verhandeln
„Es ist Zeit, sich auf die große Freiheit vorzubereiten: den bangen Blick von den Inzidenzen lösen, den ewigen Wechsel von Schließungen und Lockerungen beenden, die Expertokratie auslaufen lassen und Christian Drosten sowie Karl Lauterbach wieder zu Nebendarstellern machen. Es ist Zeit für große Politik, die Politik der Freiheit.“1)
Bildlich ernst
Alter Trott
Montag, 24. Mai 2021
Jacek Żaba , eine Geschichte aus der Hölle der Redlichen
Jacek Żaba, nicht mal 26 Jahre alt geworden, hat keine großen Taten vollbracht und keine große Karriere hingelegt. Dennoch dürfen wir ihn nie vergessen.
Schule, Arbeit, Widerstand
Sein Leben ist schnell erzählt. In Krakau am 23.09.1963 geboren, ging er dort zur Schule. „Podstawówka”, wie man die Grundschule in Polen nennt, dauerte damals acht Jahre. Danach arbeitete er bei den Städtischen Verkehrsbetrieben. Der sympathische Einzelgänger schloss sich dem antikommunistischen Widerstand an und beteiligte sich aktiv an den Aktionen und Demonstrationen der derweil verbotenen Gewerkschaft „Solidarność“. Zu der Zeit galt das Kriegsrecht.
Vorher, am 13. Dezember 1981, erklärte General Jaruzelski den Ausnahmezustand in Polen und die Panzer rollten im kalten Winter durch die Straßen. Die kommunistische Regierung führte also den Krieg gegen das eigene Volk.
„Ein menschliches Wrack“
Ins Visier der polnischen Stasi geriet Jacek Żaba im 1982. Er wurde am zweiten September wegen der Teilnahme an der Demonstration vom 31.08.1982 verhaftet. Die Haftanstalt verließ er am 6.01.1983. Das Verfahren stellte das Gericht am 18.10.1983 ein, infolge einer Amnestie vom 21.07.1983.
Beim zweiten Mal sprach das Gericht Jacek am 26.06.1986 schuldig und verhängte eine Freiheitsstrafe von 1,5 Jahren für eine Aktion, die zum Streik am 13. Dezember, am Jahrestag der Kriegsrecht-Ausrufung, führen sollte.
Obwohl es sich um einen politischen Akt handelte, landete Jacek in einer Zelle zusammen mit den harten Kriminellen. Dort wurde er erniedrigt, missbraucht, mit Exkrementen beschmiert, geschlagen und von seiner obersten Pritsche auf den Betonboden geworfen. Die Wächter ließen es zu oder machten mit. Unterdessen lehnte die Gefängnisleitung seine Bitte um Erlaubnis für die Korrespondenz mit Bekannten ab. Auf diesem verbliebenen Dokument befindet sich eine Anmerkung: "ein menschliches Wrack, debil, nicht genehmigen".
Am 24.10.1986 ordnete man die Unterbrechung der Strafe. Da wog der Gefangene Żaba 48 kg. Sein Bekannter, der ihn damals zu sich nach Hause einlud, war geschockt: "Ich habe so etwas noch nie gesehen. Nachdem meine Frau Kartoffelpuffer serviert hat, schnappte sich Jacek noch ganz heiße Stücke, drückte sie krampfhaft in den Händen und flüchtete in die Ecke, in der er alles aufgegessen hat, mit dem Rücken zu uns gewandt."
Freiheit als Illusion
Einmal lächelte das Schicksal und Jacek Żaba durfte den inzwischen international bekannten Oppositionellen Jacek Kuroń treffen, der ihm zusammen mit zweitausend Versammelten applaudierte. Kuroń versprach öffentlich, Jacek Żaba vor der Rückkehr ins Gefängnis zu bewahren. Denn der Kommunismus schien sich rasant dem Ende zu nähern.
Als Jacek dann trotzdem die Aufforderung zur Fortsetzung der Strafverbüßung erreichte, sprang er vom achten Stockwerk in den Tod.
Hölle der Redlichen
Zu dieser Geschichte gehört auch der Fakt, dass die Verantwortlichen für das Verbrechen an Jacek Żaba nie bestraft wurden.
"Skizzen aus der Hölle der Redlichen" („Szkice z piekła uczciwych”) von Leon Kruczkowski, im 1963 erschienen, beschrieben die damalige polnische Realität. Der Begriff eignet sich dennoch für die Schilderungen aus jeder Diktatur.
Die Hölle der Redlichen ist überall dort, wo man Menschen wie Jacek Żaba, unbestraft foltern und in den Selbstmord treiben kann. Und wo sie vergessen werden.
*) Fotonachweis: https://naszahistoria.pl/zlamane-zycie-jacka-zaby/ar/11440088
Freitag, 30. April 2021
Twitter, Hammer und #allesdichtmachen
Ich habe in den Social Media hauptsächlich das Positive gesehen und tue es immer noch. Sie überwinden Grenzen und Ozeane und verbinden uns im Nu öffentlichkeitswirksam. Sie bilden ein Gegengewicht zur Macht, auch zur vierten Macht – den öffentlichen Medien, jenen Medien, die in erheblichem Maße ihren gesellschaftlichen Auftrag - die Kontrolle der Machthaber - vergessen haben und sich vom Kontrolleur zum Teilnehmer entwickelten. Wandelten sich die Sozialen Medien tatsächlich zur fünften Macht? Welche Rolle spielen sie im politischen und gesellschaftlichen Spielraum?
Wer dreht da
an der Schraube?
Spiel mit dem Hammer
Twitter mit und ohne Trump
Ad absurdum zwischen den Lagern
Donnerstag, 11. März 2021
Gendersternchen im Fluss
Mit den gekünstelt wirkenden Sprechpausen verspottet Ihr die Stotterer. Natürlich ist das ein Scherz! Jetzt im Ernst: Die immer noch aktuelle Diskussion über die Gendersternchen ist für mich nur eine weitere Nebelkerzen-Debatte. Das zweifelhafte „Aufhübschen“ der Sprache mit den Sternchen und dem Stottern verschiebt eins der wichtigsten gesellschaftlichen Themen auf den Nebenschauplatz. Das könnte man sogar zur Sabotage erklären. Vorsicht, Ironie!
Duden*inWo ist der Mut hin?
In ihrer Natur
Duden oder Duden*in
Freitag, 15. Januar 2021
Die Wiederentdeckung der Psyche
Etwas so winzig wie das Coronavirus verändert die ganze Welt. In diesem Drama sind wir sowohl Akteure als auch Zuschauer. Wir versuchen es zu begreifen und stoßen dabei an unsere Grenzen.
Geist findet sich nicht im Code
Jagen und mit Vorwürfen überziehen
"Assange enthüllte Kriegsverbrechen der USA im Irak („Collateral Murder“), Kriegstagebücher aus Afghanistan, Berichte über Foltermethoden in Guantánamo, schließlich noch diplomatische Depeschen und Informationen über geheimdienstliche Überwachungsprogramme.“1)
„Genug also um ihn (Assange), wie es Mitarbeiter der Schatten-CIA „Stratfor“ in einem Mailwechsel mal vorschlugen, „von Land zu Land zu jagen und mit Vorwürfen und Klagen zu überziehen“.2)
Es ist so viel versäumt worden
„Es ist so viel versäumt worden bei der Erziehung des Menschen zum Menschen! Wir müssen diese Versäumnisse aufarbeiten und mit gutem Beispiel vorangehen. Wir müssen uns vor allem der Verlockung widersetzen, Gewalt und Rücksichtslosigkeit mit ‚gesundem‘ Durchsetzungsvermögen und Gefühlskälte mit Vernunft zu verwechseln.“