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Donnerstag, 11. März 2021

Gendersternchen im Fluss

 Mit den gekünstelt wirkenden Sprechpausen verspottet Ihr die Stotterer. Natürlich ist das ein Scherz! Jetzt im Ernst: Die immer noch aktuelle Diskussion über die Gendersternchen ist für mich nur eine weitere Nebelkerzen-Debatte. Das zweifelhafte „Aufhübschen“ der Sprache mit den Sternchen und dem Stottern verschiebt eins der wichtigsten gesellschaftlichen Themen auf den Nebenschauplatz. Das könnte man sogar zur Sabotage erklären. Vorsicht, Ironie!  

                                                                                            Duden*in


Wo ist der Mut hin?


Während Frauen einerseits öffentlich von der deutschen Scharia-Moral an den Pranger gestellt, anderseits massenhaft zu Objekten als Prostituierte degradiert werden, hätte ich mehr Mut allerseits erwartet, um die wichtigsten Probleme anzusprechen. In gleichem Maße von Frauen wie von Männern auf den beiden Seiten der Trennlinie. Weil Frauen auf den beiden Seiten vertreten sind. Ohne ihr Mittun hätte das Patriarchat keine Chance.

In ihrer Natur


Was geht mich aber Eure Mutter an, ich meine, Eure Muttersprache? Deutsch ist doch nicht meine Mutter. Eher die Stiefmutter. Mit allen aus den Märchen bekannten Konsequenzen und vielen begleitenden  Monstern unterwegs. 

Tja, sie – die deutsche Sprache – zeigt ein wesentlich freundlicheres Gesicht als ihre Wächter und Wächterinnen oder Bezwinger und Bezwingerinnen. Jede und jeder darf hineinspringen und versuchen mitzuschwimmen. Die Gastfreundlichkeit liegt in ihrer Natur. Sie will einen, nicht ausgrenzen.

Duden oder Duden*in


Dabei ist der Feminismus wichtiger, denn je. Er führt zu einer echten Demokratie. Es geht nicht darum, das Patriarchat durch das Matriarchat, ein ungerechtes System durch ein anderes ungerechtes System zu ersetzen, sondern um die Gleichwertigkeit, um die Gleichberechtigung. Solange wir einen Unterschied machen, egal aus welchem Grund – Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft usw. – also solange wir in der anderen Person nicht vor allem einen Menschen sehen, helfen uns keine Sternchen. Sie lenken nur von den wahren Problemen ab. 

Aber bitte keine (German) Angst: die Sprache wird daran nicht zerbrechen. Sie hat schon Schlimmeres erlebt und überlebt. Mit dem Duden oder der Duden*in – je nachdem. 

Mittwoch, 27. April 2016

Die immer noch nicht gleichberechtigte Frau: klein gehalten und verarscht

In der gleichen Woche, in der die Süddeutsche Zeitung über die Gleichberechtigung diskutieren wollte, veröffentlichte sie auch die Ergebnisse einer Studie der Uni Erlangen-Nürnberg, aus der hervorgeht, dass über eine Million Frauen in Bayern (im Rest des Landes jedoch ebenso) „im Laufe ihres Lebens Opfer sexueller Gewalt geworden (sind, Anm. GG). Und alljährlich erdulden geschätzt 140 000 Frauen in Bayern sexuelle oder körperliche Gewalt, von denen 90 000 schwer misshandelt werden.“ Härter könnte kein Realitätsverweigerer wachgerüttelt werden.


                                                         Ich habe nichts gegen die Nacktheit. Fot. Autorin

Aus der Höhle in den Wettbewerb


Warum wehren sich die angeblich gleichberechtigten Frauen nicht? Warum erdulden viel zu viele die gegen sie gerichtete Gewalt? Denjenigen, die sich jetzt mit einem Vorurteil zu Wort melden wollen, dass das Problem nach Deutschland importiert wurde, muss ich entgegnen: Falsch! Mehrheitlich haben weder die misshandelten Frauen noch die männlichen Täter einen Migrationshintergrund. Unterschiede gibt es dennoch: Laut Monika Schroettle müssen Migrantinnen häufiger und schwerere Gewalt ertragen. 

Was hindert aber die ach so aufgeklärten Leidensgenossinnen, die Gewalt gegen Frauen zu beenden? Vielleicht ist dies deswegen so schwer, weil wir hinsichtlich unserer Gefühle wie Neandertaler immer noch in den Höhlen hocken. Um was für eine explosive Mischung aus Urinstinkten und modernen Herausforderungen muss sich hier handeln, in Anbetracht des Wettbewerbs, der sich, seien wir ehrlich, gegen das Schwache richtet, und auf den wir von Kindesbeinen an getrimmt werden!   

Wie lange wollen wir warten?


Natürlich darf man das Thema der Gleichberechtigung nicht zu dem tragischen Kapitel der Gewalt reduzieren.

Es gibt viel Positives in diesem Bereich. Was Frauen heutzutage alles dürfen! Beachtlich, wenn man die relativ kurze Geschichte der Emanzipation berücksichtigt. Zählen wir doch einige Errungenschaften auf: Frauen dürfen nicht nur heiraten, wen sie wollen und wann sie wollen, sondern sich auch scheiden zu lassen, sie dürfen Kinder kriegen oder auch nicht, sie dürfen lernen, arbeiten, ohne den Ehemann nach der Erlaubnis zu fragen, wählen und gewählt werden. Na gut, das mit dem Heiraten und dem Kriegen von Kindern gab es schon immer. Auch die Scheidung ist keine moderne Idee.  Mit dem Nichtkriegen vom Nachwuchs war es dagegen früher viel schwieriger, die Verhütung  - sehr unzuverlässig. 

Ja, wir haben viel erreicht, hier in Europa. Und doch sind wir - meiner Meinung nach - weit vom Ziel entfernt. Blende ich das Positive aus? Bin ich als Frau undankbar und kann mich über das Erreichte nicht freuen? Eine Gegenfrage: Wie lange wollen wir noch auf die Gleichberechtigung warten? 

Wir haben Rechte auf dem Papier


Unsere Errungenschaften bestehen zum Teil lediglich auf dem geduldigen Papier. Das Grundgesetz verlautet, dass wir – Männer und Frauen – gleichberechtigt sind. Wieso ist es also so schwierig, das verbriefte Recht endlich umzusetzen? Warum verdienen Frauen immer noch viel weniger als Männer? Aus welchem Grund versperrt man ihnen den Weg zu den höchsten wirtschaftlichen Entscheidungsgremien? Weshalb ist die Arbeitswelt weitgehend frauen- und familienfeindlich organisiert? Warum ist die Erziehung der Kinder nur Frauensache? Wieso entstehen die größten Karrieren von Frauen fast ausschließlich durch die Heirat (Friede Springer, Liz Mohn, Maria-Elisabeth Schaeffler) oder das Erben? 

Guter Start? Doch nicht


Am Anfang steht die Schule. Und sie ist weiblich. Nicht nur grammatikalisch, sondern auch was das Lehrpersonal betrifft (die Chefetagen jedoch ausgenommen!): Anpassung als Motto und Zwang als Methode. Da haben die Frauen die Nase vorn: Sie trainieren doch das Kuschen seit einer Ewigkeit. Der Start ist für sie also gut? Keineswegs. Die Schule bereitet nicht für das wahre Leben vor. Sie stärkt viel zu selten das Rückgrat, stattdessen bricht sie es viel zu oft. 

Hinzu kommt es noch, dass Frauen mit einer anderen schweren Belastung an das Erwachsenenalter gelangen.  Sie fallen viel öfter als die Jungs dem Kindesmissbrauch zum Opfer und lernen sehr früh, dass sie kein Subjekt, stattdessen ein Objekt von Handlungen der Stärkeren sind.

Wo liegt das Problem?


Das Problem liegt nicht in der Nacktheit und nicht in den Witzen. Weder ärgere ich mich über die Evas, die in der Werbung völlig unpassend erscheinen, wie sie der liebe Gott schuf, noch empöre ich mich über die Frauenwitze. Am Rande angemerkt: Wenn wir schon so freizügig sind, hätte ich gerne - im Sinne der Gleichberechtigung natürlich - mehr nackte Kerle in den Reklamen, die Küche als Hintergrund eingeschlossen. 

Vielmehr als jene aufgebauschten Quasi-Probleme und die Schaukämpfe, beschäftigt mich der gesellschaftliche Status der Frau. Und der ist kurz gesagt mies. Die Frau hinkt dem Mann hinterher, eine Kanzlerin hin oder her. Übrigens: Die Kanzlerin Merkel spielt das Spiel der Männer und für die Gleichberechtigung der Frauen hat sie so gut wie nichts getan. Das weibliche Geschlecht bleibt sowohl wirtschaftlich als auch sozial schwach.  In ihren besten Jahren werden Frauen klein gehalten und im Alter - arm. Und unterwegs unter der Doppelmoral, die ganz anders Frauen als Männer beurteilt, leidend.

Frauen auf beiden Seiten der Front 


Die Frontlinie verläuft mitnichten zwischen den Geschlechtern. Frauen sind auf beiden Seiten. Auf der „männlichen“ patriarchalen Seite finden sich zum einen, jene Vertreterinnen der alten guten Tradition, die von diesem System profitieren und sich bequem darin eingenistet haben. Zum anderen die jungen Gegnerinnen des Feminismus, die aus ihm am meisten Nutzen ziehen. Sie rufen laut zum Beispiel, dass sie keine Quote brauchen. Damit zeigen sie nur, wie unsicher sie sind. Sie wollen beweisen, dass sie – um Gottes Willen! – keine Hilfe benötigen und aus eigenen Kräften alles schaffen. Anders als ihre männlichen Kollegen. Die nehmen, was sie kriegen können. Egal, ob sie genug Qualifikationen haben oder nicht. 

Männlich ist nicht mit menschlich gleichzusetzen


Die Welt um uns herum ist nach wie vor männlich. Das tut weder den Frauen noch den Männern gut. Ich will keine männliche und auch keine weibliche Welt. Ich will eine menschliche. Eine gleichberechtigte.