Morgen finden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen statt. Ein Fest der Demokratie und ihre Niederlage zugleich. Denn in beiden Ost-Bundesländern zeichnet sich ein Desaster der Volksparteien ab. Dagegen feiert sich die AfD bereits jetzt als Sieger. Es graut mir davor.
Wer schüttelt da den Kopf?
Ich versuche mich mental vorzubereiten und sehe mir die Rede von Alice Weidel an, auf dem letzten Bundesparteitag der AfD in der Phoenix-Übertragung. Was sie vorträgt, setzt sich aus lauter Widersprüchen zusammen. Die von ihr benutzten Bezeichnungen und Begriffe entsprechen nicht dem Inhalt. Das scheint überhaupt ihre Methode zu sein. Die Anhänger werden ja verstehen, die Unentschiedenen könnte man mit diesen Fake-Etiketten anlocken. Sie bleiben womöglich kleben.
Weidel zitiert direkt nach der Begrüßung Ignazio Silone: "Wenn der Faschismus wiederkehrt, dann wird er nicht sagen, ich bin der Faschismus, sondern ich bin der Antifaschismus."
Soll es etwa heißen, dass sie, Alice Weidel und die AfD, die wahren Antifaschisten sind? Wenn das nicht so traurig wäre, hätte man laut lachen müssen.
Währenddessen erfasst die Kamera Björn Höcke, der sein Handy ablegt, sich zum Sitznachbar beugt und dabei den Kopf schüttelt. Die liebe Alice habe doch zu dick aufgetragen.
Pöbelei versus Respekt
Alice Weidel beansprucht für sich und ihre Partei den Respekt:
"Wir fordern als Partei einen respektvollen Umgang auf Augenhöhe, denn wir sind die Alternative für Deutschland."
Wer ein derartiges Postulat stellt, muss selbst „einen respektvollen Umgang“ präsentieren, denn Respekt beruht auf Gegenseitigkeit. Davon merkt man aber nichts, wenn Weidel über politische Gegner herzieht und sie „selbsternannte Volksparteien“, Woker-Hippie-Wahn oder Laientheatergruppe nennt. Und schon gar nicht, wenn sie der Regierung „Hau ab!“ zuruft.
Biografie-Nachweis erforderlich?
In Weidels Augen sei die AfD die einzige demokratische Partei:
"Das, was sich da draußen abspielt, hat mit Demokratie nichts zu tun."
Sie wisse, wie sich Demokraten verhalten müssen, vor allem seien sie diszipliniert, denn man habe wirklich genug "von den abgebrochenen, verkrachen Biografien in den Führungsriegen der anderen Parteien."
Wer wird also unsere Biografien prüfen und wer wird entscheiden, ob wir dazugehören dürfen oder auch nicht und womöglich ins Lager müssen?