Donnerstag, 8. August 2024

Eine Legende im Interview des Grauens

 Lech Wałęsa ist eine Legende als Anführer des Streiks in Gdańsk in 1980, Mitbegründer von Solidarność und erster demokratisch gewählter Präsident in Polen nach dem Zweiten Weltkrieg (1990 – 1995). Was für ein Mensch! Was für eine Geschichte! 

Darf man an dem märchenhaften Image kratzen? Viele haben dies in der Vergangenheit versucht, aber niemand tut es so gründlich, wie Wałęsa selbst. 

Links auf dem Foto Lech Wałęsa, rechts  Václav Havel 
(Ausstellung von NAF Dementi) 

Versprochen wird gebrochen?

Lech Wałęsa hat heute dem Radio Gdańsk ein Interview gegeben. „Rzeczpospolita“ veröffentlichte kurz danach die Auszüge. 

Nach der Regierung von Donald Tusk gefragt, antwortete der frühere Präsident:

„Wir sollten auf den Knien nach Częstochowa (Tschenstochau) pilgern und uns dafür bedanken, dass wir diese exzellenten Menschen haben, die sich um alles kümmern.“

Das Pilgern zum polnischen berühmtesten Wallfahrt-Ort ist keine gute Idee, denn Tusk bekämpft die Kirche, wo er nur kann. Was Wałęsa und Tusk wirklich zusammenschweißt, ist ihr gemeinsamer Hass.

Genauso wie Tusk gehört auch Wałęsa zu den entschiedensten Gegnern der PiS-Partei und ihres Chefs Jarosław Kaczyński. Wałęsa beschuldigt die ehemalige Regierung, sie habe „so viele Minen, so viele Fallen, so viele Sicherheitsvorkehrungen installiert“, dass sich das neue Team an der Macht sehr bemühen müsse, um alles aufzuräumen. Dennoch sei Wałęsa mit der Koalition des 15. Oktober (Datum der Wahlen) sehr zufrieden. Anders als die Mehrheit von Polen. Etwa 40 % glauben noch, dass die neue Regierung ihre Versprechen realisiert. Wałęsa sieht hier kein Problem:

"Wenn dieser Präsident, der stört, wegfällt (die Amtszeit von Andrzej Duda endet im August 2025), wenn wir die Gerichte ein bisschen auf Linie bringen, dann beginnt die Arbeit der Regierung." 

Die beste Lösung?!

Wałęsa hätte da aber auch einen anderen Vorschlag:

„Was soll man tun, wenn die Gerichte dagegen sind und alles maximal behindern? Am besten wäre es, wenn ein paar Oberste die Macht übernehmen würden und die Verantwortlichen einsperren ließen. Nachdem sie Ordnung schaffen, geben sie die Macht nach drei Monaten zurück. Das wäre die beste Lösung, die alles beschleunigt. Aber das können wir nicht tun. Und so mit diesen Regeln, demokratisch, rechtlich, lässt sich nichts besser und klüger machen, obwohl der Wille da ist.“

Welche Fehler hat die Tusk-Regierung begangen, wollte der Interviewer wissen. Keine, antwortete Wałęsa. Die Schuld trage die PiS, die das Land in eine Ruine verwandelt habe, daher sei „die Säuberung nötig, damit man diese Blockade beseitigt.“



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