Freitag, 2. August 2024

Der Gefangenenaustausch der Superlative

 Wie im Kalten Krieg tauscht man die Gefangenen weiter aus. Der aktuelle Austausch des Westens mit Russland sei der größte, heißt es in den Medien. Im Kalten Krieg liefen die Spione über die Glienicker Brücke in zwei gegensätzlichen Richtungen. Der Schauplatz der aktuellen Aktion lag in Ankara

Der Trabant 601, umgebaut mit Überwachungstechnik, 
stand in den Diensten der Stasi (Deutsches Spionagemuseum in Berlin)

Aus dem polnischen Gefängnis


In die Verhandlungen waren sieben Staaten involviert, unter anderem Deutschland und Polen. Mariusz Kamiński, Ex-Minister und Geheimdienstkoordinator in der Regierung von Mateusz Morawiecki, verrät auf „X“ (Twitter), dass Gespräche mindestens eineinhalb Jahre dauerten und dass er darin teilgenommen hat. 

Während sich Deutschland mit seinen Wünschen durchgesetzt hat, können polnische Unterhändler dies nicht behaupten.

Polen wurde von den USA gebeten, den russischen Agenten Pawel Rubzow, der in der polnischen Haftanstalt auf seinen Prozess wegen Spionage wartete, im Austausch zu berücksichtigen. 

Rubzow, GRU-Offizier, wurde kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine an der polnisch-ukrainischen Grenze festgenommen. Er besaß zwei Pässe, einen russischen und einen spanischen mit dem Namen Pablo Gonzalez, und arbeitete als Journalist. 2023 wurde ihm der Preis für Meinungsfreiheit von der Union der Valencianischen Journalisten (UPV) aberkannt.

Pawel Rubzow wurde in der Sowjetunion geboren. Seine Mutter stammt aus Spanien, das sie in den 1930er Jahren verlassen hat. In den 1980ern kehrte sie dorthin zurück. Sein Vater Alexei arbeitet seit Ende der 1990er Jahre als Manager der Medienholding RBC.

Free Andrzej Poczobut!


Die polnische Opposition kritisiert die Tusk-Regierung scharf dafür, dass sie im Gegenzug nicht die Freilassung von  Andrzej Poczobut verlangte. Mariusz Kamiński schreibt auf „X“: 

„Das Team von Tusk hat den wertvollsten Agenten (Pawel Rubzow) den Russen ohne Gegenleistung zurückgegeben. Eine Schande!“

Andrzej Poczobut  ist stellvertretender Vorsitzender des Bunds der Polen in Belarus und Journalist. Er wurde am 25.03.2021 festgenommen und am 8. 02.2023  zu acht Jahren Haft in einer Strafkolonie mit strengem Regime verurteilt. Die Vorwürfe lauteten: "Aufrufe zu Handlungen, die die nationale Sicherheit von Belarus bedrohen" und "Anstiftung zu Feindseligkeit und Konflikten“.

Auf Nachfrage von Journalisten beschwichtigt jetzt Außenminister Radosław Sikorski, dass die Verhandlungen über die Freilassung von anderen in Russland und Belarus inhaftierten Gefangenen, darunter Andrzej Poczobut, weiterlaufen.

„Ich denke jeden Tag an Andrzej Poczobut", sagt Radosław Sikorski.

Ob das reicht?

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