Samstag, 13. Januar 2024

Das Interview mit Donald Tusk oder können diese Augen lügen?

 Inzwischen weiß ich, was mich erwartet, dennoch habe ich mir das Interview mit Donald Tusk am 12.01. reingezogen. 

Screenshot

Ich, der Sonnenkönig


Gleich zu Beginn behauptet Donald Tusk, dass sein dringlichstes Anliegen darin bestehe, ein Rechtsstaat zu errichten. Die wichtigsten Personen im Staat sollen die Macht des Rechts anerkennen, auch wenn das Recht unbequem sei. Und natürlich nimmt er auch im Laufe des Interviews das Wort „Konstytucja“ (Verfassung) in den Mund. 

Wie wäre es, bei sich selbst anzufangen, hätte ich ihn fragen können. Obwohl ich nicht glaube, dass er meine berechtigten Zweifel verstanden hätte. Er selbst scheint von seiner Vollkommenheit überzeugt zu sein.  

So betont er, dass er keinen Einfluss auf die Entscheidungen z. B. vom Minister Bodnar habe, anders als das die verhasste PiS gehandhabte - über Hass spricht Tusk natürlich nicht, der fließt trotzdem beinahe aus jedem seinen Satz. 

Dann sagt er etwas, was nach dem Gegenteil von seiner angeblichen Unparteilichkeit klingt:

„Wenn Herr Präsident meint, dass sie (Mariusz Kamiński und Maciej Wąsik) die Begnadigung verdienen, soll sie begnadigen, wir werden das respektieren.“

Damit gibt Tusk zu verstehen, dass er die Fäden in der Hand hält und er entscheidet. Es handelt sich hier also um das königliche Wir.

„Ihr könnt mir glauben“


Die beiden Ex-Minister interessieren ihn überhaupt nicht; es sei ihm egal, um wen es sich handle, das Recht sei für alle gleich, beteuert Tusk: wir können ihm glauben.

Da staunste, was! Meine Verwunderung dauert jedoch nicht lange. Von wegen „egal“!

„Sie (Kamiński und Wąsik) haben wirklich schwere Taten begangen. Die Konsequenz war das Leid der Menschen. Und tragische Schicksale von einigen.“

Konkreter wird Tusk allerdings nicht. Auch nicht in seiner düsteren Ankündigung, die aus einem kitschigen Finanzdrama stammen könnte:

„Ihr könnt euch nicht vorstellen, was Polen in den nächsten Tagen erfährt, über das Ausmaß der finanziellen Machenschaften von höchsten PiS-Funktionären.“

Was sagt man dazu? Abwarten und Tee (oder Kaffee) trinken. 

Her mit der Kohle!


„Mir geht es nicht um die Macht und nicht ums Geld. Ich habe genug verdient, obwohl ich nicht reich bin“, beschreibt sich Tusk selbst. 

Moment mal! Wie denn, er sei nicht reich? Was hat er mit seinen Bimbes gemacht? Kann er womöglich nicht mit Geld umgehen?

Wahrscheinlich. Er weiß aber, wo das Geld zu finden ist. In der Bank. Und die größte ist die Polnische Nationalbank, NBP.

Ach, jetzt ist der Groschen bei mir gefallen. Jetzt verstehe ich, wieso Tusk unbedingt wollte, Adam Glapiński, Präses von NBP, vor Staatstribunal (Trybunał Stanu) zerren (übrigens, Menschen vor Gericht zu stellen, ist neben dem Entlassen das zweite Hobby von Tusk). Einfach wollte Tusk an die Kohle ran.

Das ging bis jetzt zum Glück nicht. Glapiński wird vor derartigen Angriffen ausgerechnet durch das EU-Recht geschützt. Tusk weist aber darauf hin, dass es viele andere Wege gebe und „wir (Pluralis Majestatis) sie finden werden“.

Und diesmal glaube ich ihm. Leider.

                                                             Hier kann man das Interview sehen.


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