Es war Gisèle Pélicot selbst, also das Opfer, die die Zulassung der Öffentlichkeit im Prozess verlangte. Sie habe schließlich keinen Grund, sich zu schämen. Richtig!
Regeln des Spießrutenlaufs
„Die Scham muss die Seiten wechseln“, sagte sie und wurde dafür gefeiert. Von Feministinnen, erklärten die Medien. Aber wir alle – alle Menschen mit Anstand -, sollten uns bei Frau Pélicot bedanken, weil sie das Thema „Scham“ vom Kopf auf die Füße gestellt hat.
Denn wir, ob mit oder ohne Anstand, sind dafür verantwortlich, dass sich stets die Opfer verstecken müssen, weil die Regeln, die wir als Gesellschaft aufgestellt haben, das Rücksichtslose bevorzugen und das Schwache verachten.
Vor Gericht verurteilen wir zwar die Täter (meistens), danach aber bereiten wir den Opfern einen gnadenlosen Spießrutenlauf vor.
Grammatisch, aber nicht paritätisch
Die Welt ist nur grammatisch weiblich. Frauen werden in dieser Welt benachteiligt. Im Westen natürlich viel weniger als woanders. Dennoch zeigt sich der Abstand zu Herren der Schöpfung auch hier immer noch viel zu groß und in Deutschland noch größer.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Aussage von Friedrich Merz über die Geschlechterparität in einer Regierung mehr als merkwürdig.
"Wir tun damit auch den Frauen keinen Gefallen", behauptete Merz neulich.
Was soll das heißen? Dass es mehr inkompetente Frauen gebe als Männer? Oder dass Frauen von Natur aus blöder seien?
Ich wette, dass eine Liste der Gegenbeispiele unendlich lang wäre.
Merz' Ablehnung der Parität lässt sich nicht durch seine christlich-konservative Einstellung rechtfertigen. Im Laufe der Jahre bin ich auch konservativ geworden, christlich kommt noch dazu, und eben deswegen sehe ich in der Gleichberechtigung die einzige Option für die Zukunft. Und übrigens, Jesus war ein durch und durch Feminist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen