Jim Moriarty (auf ONE kann man zurzeit die Wiederholung der BBC-Fernsehserie „Sherlock“ sehen) ist eine fiktive Figur. Seine Eigenschaften aber nicht. Als Inbegriff des Bösen kommt er im wahren Leben viel zu oft vor. Der aktuell in Polen regierende Premier Donald Tusk ähnelt ihm auf eine erschreckende Weise.
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Sind Politiker nicht alle ein bisschen Moriarty?
Steckt nicht in jedem erfolgreichen Politiker oder Politikerin ein Hauch von Moriarty? Dieser Hauch besteht aus einer gewissen Rücksichtslosigkeit im Kampf um die Macht, Gefühlskälte bei den Entscheidungen und Missachtung von Einzelschicksalen aus ganz pragmatischen Gründen: Man kann doch nicht jeden Wunsch erfüllen. Schließlich tut dies nicht mal der liebe Gott.
Außerdem ist jede und jeder zu beinahe allem fähig: zum Guten genauso wie zum Schlechten. Wir haben aber immer die Wahl und schützen uns als Gesellschaft mit Regeln und Gesetzen.
Wir dürfen also in einer Demokratie nicht nur erwarten, sondern auch verlangen, dass Politiker die Spielregeln respektieren, dass sie nach Gesetz und Verfassung handeln. Das ist doch das Mindeste.
Zwischen dem Herzlein und den Rachegelüsten
Jim Moriarty hält von derartigen Bedingungen gar nichts. Er glaubt über jede menschliche Regelung und Grenze erhaben zu sein. Hier komme ich auf Tusk zurück. Weil er nämlich genauso davon überzeugt ist, über dem Gesetz zu stehen. Das verheimlich er nicht mal, sondern gibt es öffentlich zu. Unverhüllt verkündet er während seiner Pressekonferenz am 10.09.2024:
"Wir müssen als kämpferische Demokratie (demokracja walcząca) handeln, d. h. wir werden bestimmt Fehler machen und uns dem Vorwurf aussetzen müssen, gegen das Gesetz zu verstoßen, oder nicht ganz gesetzeskonform agieren. Wir müssen dies trotzdem tun. Meine Entscheidungen lassen sich leicht juristisch kritisieren oder anfechten. Dennoch glaube ich nicht, dass der Ausweg aus dieser Situation in den juristischen und gesetzgeberischen Vorschlägen liegt (…)“
Klingt das nicht in euren Ohren wie ein Statement des Diktators? Tusk, der im Wahlkampf die Rückkehr zum Rechtsstaat herausposaunte, jenes Rechtsstaates, der gar nicht weg war, sorgt jetzt für absolutes Chaos und damit Rechtlosigkeit.
Und genauso wie Moriarty ist Tusk ein Meister der Täuschung: er trägt ein Herzlein am Revers und Hass und Rachegelüste im Herzen. Nach außen, auf der EU-Bühne, lächelt er breit und spielt den Klassenclown, zu Hause in Polen zischt er wie Hannibal Lecter und träufelt Hassgift in die Ohren seiner Anhänger ein. Sie sollen seine Mission endlich ausführen und die Opposition vernichten. Tusk macht Druck gerade jetzt vor der Präsidentenwahl. Der neueste Fall veranschaulicht deutlich seine Verachtung für das Recht und Gesetz.
Zum Staatsstreich schleichen
Bogdan Święczkowski, Präsident des Verfassungsgerichtshofs (Trybunał Konstytucyjny) in Polen erstattete am 31.01.25 eine Anzeige wegen des Staatsstreichs. Auf 60 Seiten schilderte er seinen begründeten Verdacht einer Straftat. Darin klagt er an den Prmier Donald Tusk, seinen Justizminister und Generalstaatsanwalt Adam Bodnar, den Semmarschall Szymon Hołownia und weitere Personen, dass sie schleichend die ganze Macht an sich reißen.
Daraufhin leitete Michał Ostrowski, stellvertretender Generalstaatsanwalt, die Ermittlung ein. Eigentlich sollte ich schreiben: der Ex-Stellvertretende, weil er am 11.02. von seinem Vorgesetzten und zugleich Angeklagten Adam Bodnar für 6 Monate suspendiert wurde.
Geschasst ohne Recht
Michał Ostrowski erzählt im Gespräch mit „Rzeczpospolita“, wie er geschasst wurde:
„Ich kenne die schriftlichen Gründe dieser Entscheidung nicht, denn sie wurde mir nicht zugestellt. Am Dienstagmorgen kurz nach 8 Uhr teilte mir eine Mitarbeiterin der Personalabteilung mit, dass eben dieser Entschluss gefasst wurde. Selbstverständlich leiste ich vorläufig der Entscheidung folge. Dennoch lege ich Berufung gegen sie ein. Der Generalstaatsanwalt durfte mich als seinen Stellvertreter nicht suspendieren, weil er dadurch in die Befugnisse des Präsidenten eingreift.“
Dass Donald Tusk und seine Mannschaft auch in diesem Fall gegen das geltende Recht verstoßen, darf zu diesem Zeitpunkt niemanden mehr wundern.