Donnerstag, 4. Juli 2024

Wer zwinkert den Nazis zu? Oder wie faschistisch ist die Luft?

 Wer jetzt denkt, dass ich die AfD meine, irrt. Natürlich schielt diese blaue Partei, die sich in Wirklichkeit ziemlich braun präsentiert, in diese Richtung. Daran haben wir uns aber inzwischen gewöhnt. 

Ich meine diesmal andere Akteure dieses Trauerspieles. 


Wo das Reich reicht

Noch 1989 ließ der CSU-Politiker Theo Waigel keinen Zweifel daran, dass er unter „vereintes Deutschland“ auch die ostdeutsche Gebiete jenseits von Oder und Neiße meint. Denn:

"Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 ist das Deutsche Reich nicht untergegangen", Theo Waigel.

Ich stelle mir soeben den Aufschrei vor, wenn sich heute die AfD derart zu Wort gemeldet hätte. Die Zeiten ändern sich, obwohl die Nazi-Tradition unverändert hochgehalten wird. Mitnichten nur von der AfD. Die Parteien, die sich demokratisch nennen, distanzierten sich zwar wortgewaltig und andauernd von Faschisten, praktisch aber handeln sie nicht selten eindeutig in diesem Geist.

Was schwebt in der Luft?

Waigel hatte eigentlich recht: Es gab kein Ende des Reiches und Nazis durften unbehelligt vielerorts leben und arbeiten. Sie bekleideten hohe Ämter und bildeten neue Generationen aus, sodass die Demokratie lediglich aus einer dünnen Schicht zu bestehen schien; darunter steckte das braune Gedankengut, auch wenn diese Tatsache nicht in jedem Fall bewusst wahrgenommen wurde. 

Aber auch heute knüpft man ganz offen an die Nazi-Tradition an, wie das der Herbert-Quandt-Medien-Preis beweist. Dieser Preis, der an einen Nazi erinnert, wird seit 1986 jährlich an Journalisten und Publizisten aller Medien vergeben. Was für eine Kontinuität! Und was für eine Wirkung! Die ausgezeichneten Journalisten arbeiten im ÖRR und in den Zeitungen und Zeitschriften, die jeder und jede kennt. 

Da fragt man sich schon, ob die breiten Schichten wirklich das Ausmaß der Nazi-Verbrechen begriffen haben, oder im Gegenteil, alles rechtfertigen und bagatellisieren, und in den Familienvorfahren nur Opfer sehen. Wo sind dann die Täter geblieben?  Die Verbrecher, die durch das Morden an die Macht kamen und mordend und vernichtend die Länder und Menschen ihre Macht befestigten. Gauland mit seinem „Vogelschiss der Geschichte“ hat laut das ausgesprochen, was leider leise in viel zu vielen immer noch schlummert.

Die Luft ist ziemlich Nazi-trächtig, findet Ihr nicht?

Die Pilgerstätte der Politiker 

Es ist keine religiöse Pilgerstätte, sondern eine kulturelle: Bayreuther Festspiele. Gerhard Schröder war der erste Kanzler, der dorthin eilte. Angela Merkel hat den Staffelstab übernommen und genüsslich diese Veranstaltung zelebriert.  Es wimmelte auf dem Grünen Hügel von Politikern aller Couleur. Und niemand störte sich daran, was für eine Tradition dort auflebt:

„Noch zum Jahreswechsel 1932/33 hatte Hitler an Winifred Wagner geschrieben, die Zeit werde kommen, da er seine „dankbare Anhänglichkeit nicht mit Worten, sondern mit Taten beweisen“ werde. Vielleicht erlaube ihm das Schicksal, zum Gelingen des Festspielwerks „doch noch etwas beitragen zu können“. Wie ein Tagebucheintrag von Joseph Goebbels aus dem Mai 1932 zeigt, konnte es die nationalsozialistische Führung kaum erwarten, die Festspiele als kulturelles Forum für den neuen Staat zu nutzen“, Holger R. Stunz: Hitler und die „Gleichschaltung“ der Bayreuther Festspiele.

Später notierte Winifred Wagner: „Bayreuth wurde im Dritten Reich durch den Führer der Platz zuerkannt, den es in kultureller Beziehung einzunehmen berufen war.“

Er zwinkert nicht

Scholz bricht zum Glück mit dieser Tradition. Er zwinkert den Nazis nicht zu.

Olaf, ich danke Dir dafür!

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