Mittwoch, 5. Oktober 2022

Das Putin-Theater

 Die einen wollen jetzt den Krieg in der Ukraine eifrieren, die anderen verlangen Gespräche mit jemandem, der nicht dafür bereit ist.

Ich wünsche mir nichts mehr als Frieden, deswegen stehe ich absolut sicher auf der Seite der Ukraine. 

                                                                             Lang lebe die Ukraine! 


Schauspiel eines Raubtiers

Vor dem 24.02.22 wollte ich auf Teufel komm raus Putin verstehen und ärgerte mich, dass man das gefährliche Raubtier unnötig reizt: mein schwerer Denkfehler. In Wirklichkeit lässt sich Putin nicht domestizieren. Er plante seinen Eroberungsfeldzug von langer Hand und spielte uns die ganze Zeit ein mieses Spektakel vor. Wir – sein Publikum – schauten nicht nur zu, sondern machten mit. Sowohl Politiker als auch die Gesellschaft. Damit ähnelten wir einer misshandelten Frau, die ihren Schläger-Mann entschuldigt: Er hat doch versprochen, dass er das nicht mehr tut. 

Wandeln mit Bedingungen

Obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass der Mensch sich sein Leben lang wandeln kann – was für mich das Fundament des Christentums bedeutet -, bin ich keineswegs blauäugig und grenze meine These mit mindestens zwei Bedingungen ein:

- im ersten Schritt muss eine Selbstreflexion, eine Selbstanalyse erfolgen. Solange der Mensch nicht bereit ist, darüber nachzudenken, was er den anderen und auch sich selbst angetan hat, wird er sich nicht ändern können.

- im zweiten Schritt tritt die Übernahme der Verantwortung ein. Dies bedeutet, dass der Einsicht das Schuldgeständnis und – so weit es geht – die Wiedergutmachung folgen.

Wie sich die Welt dreht

Lässt sich meine These ins Politische übersetzen? Ja, selbstverständlich. Politiker sind doch Menschen – auch wenn die oder der eine, im Größenwahn befangen, diesen Umstand vergisst - und kochen nur mit Wasser. 

Fangen wir also mit der Selbstanalyse an. Putin analysiert zwar stets die ganze Welt, aber nicht sich selbst. Wenn er also – wie er anscheinend denkt - unfehlbar sei, müssten seine Gegner die Schuld an allem tragen. In seiner letzten Rede identifiziert er einmal mehr die Feinde eindeutig: es sei der Westen, der "Russland unbedingt brechen" wolle. 

Putin verbleibt also in seinem eigenen Universum aus dem letzten Jahrhundert. Für ihn war der Zusammenbruch der Sowjetunion eine "Tragödie".  Er will deshalb die Zeit zurückdrehen und die Sowjetunion wieder aufleben lassen.

Was er anstrebt, ist kein Frieden und kein Kompromiss, sondern die absolute Macht, um zu bestimmen, wie sich die Welt dreht. Oder auch nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen