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Überall besorgte Bürger
Die seit Jahren unterdrückten Emotionen bahnen sich abrupt ihren Weg in die Öffentlichkeit. Jene Emotionen, die political correctness bis dato nicht erlaubt hat, fließen zurzeit ungebremst offen. Endlich kann man sie zeigen, ohne Angst, in die Pegida-Ecke gestellt zu werden. Besorgte Bürger, wo das Auge hinreicht, rufen nach Konsequenzen, nach harten Strafen, nach Abschiebungen und wiederholen mantraartig: So kann es nicht weitergehen. Wie ernst die Lage ist, sollte uns in dem Moment bewusst sein, als die ARD den Brennpunkt ausstrahlte.
Worüber wir eigentlich sprechen wollen
In einem stimme ich den Mahnern sogar zu: So kann es nicht weitergehen! Allerdings sagte ich dies schon vor Jahren. Es ist aber weiter und weiter so gegangen. Daher nehme ich gerne die jetzige hitzige Diskussion als Anlass, die Probleme beim Namen zu nennen.
1. Rechte der Frau
2. Behandlung von Fremden
Ausländisch fremd
Es geht natürlich nicht um irgendwelche fremden Einwohner. Gemeint sind jene ausländischen: Einwanderer, Migranten, Flüchtlinge. Sie stehen im Fokus von vielen Interessen. Es lässt sich nämlich sehr gut an ihnen verdienen. Viele Unternehmer, Dienstanbieter, Scharen von spezialisierten Anwälten machen sehr gute Geschäfte. Sie werden sich nicht dafür einsetzen, dass das existierende Chaos beendet wird. Unter dieser undurchsichtigen, verquasten Situation leiden aber die Ausländer. In ihrem Interesse liegen eindeutige Verhältnisse und klare Regeln, auf die sie sich berufen können. Sonst versinken sie im Sumpf der Willkür.
Das Gastgeberland nicht nur darf, sondern auch muss derartige Regeln für die Einwanderer aufstellen. Aus vielen Gründen passierte dies bis heute nicht. Zum einen leugnete Deutschland lange, dass es ein Einwanderungsland ist, zum anderen scheute es das Thema aus Angst, sich mit der dominierenden Diskriminierung und dem herrschenden Rassismus auseinandersetzen zu müssen. Erst die Silvesternacht in Köln scheint den Bedarf zu veranschaulichen.
Frau – das politische und gesellschaftliche Ärgernis
Die Wut, ausgelöst durch die Kölner Übergriffe, entblößt unsere besonders wunde Stelle: die Rechte der Frau. Die Angreifer zwingen uns, die besagten Rechte eindeutig zu verteidigen. Mit der Eindeutigkeit haben wir aber nach wie vor Probleme. Die Versäumnisse auf diesem Gebiet sind immer noch beachtlich. Den Alltag prägen in hohem Masse Diskriminierung und Sexismus gegenüber den Frauen. Die Beispiele reichen von anzüglichen Bemerkungen von Arbeitskollegen oder Chefs über ungleiche Bezahlung für gleiche Arbeit bis hin zur hartnäckigen Gläsernen Decke: dem praktischen Ausschluss aus den wirtschaftlichen Entscheidungsgremien.
Zur Sache
Das Verbrechen hat für mich keine Nationalität und soll mit gleicher Härte bestraft werden, egal welche Herkunft die Verbrecher vorweisen. Wir sollen nicht mehr um den heißen Brei herumreden, sondern zur Sache kommen. Daher freue ich mich doch (meist) über die Diskussionen nach den Ausschreitungen in Köln und sehe darin eine große Chance für eine Debatte über den Zusammenhalt der Gesellschaft.
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