Freitag, 2. Januar 2015

Pegida und Ei

Ein Rassist ist wie ein Ei, es kann nicht lediglich ein wenig frisch sein. Genauso wie ein Mensch nicht lediglich ein wenig rassistisch sein kann. Hier geht es um eine entweder/oder Option, um das Grundsätzliche, um die Weltanschauung. Daher irren diejenigen, die aus welchen Gründen auch immer den Alltagsrassismus dulden, oder sogar dabei mitspielen, und dann behaupten, sie wären keine Rassisten. Sie sind es. Dazu noch Feiglinge, die der Umgebung nach dem Mund reden.

Bärendienst von Pegida


Pegida entstand natürlich nicht im gesellschaftlichen und politischen Vakuum. Die Ursachen dieser Bewegung sind vielfältig und schwer zu entflechten. Diese Arbeit muss aber getan und die gesellschaftliche Diskussion geführt werden.  Symptomatisch, dass Pegida jenen Diskurs verweigert. Sie hat nämlich nichts zu sagen. Ihre Mitglieder und Mitläufer demonstrieren weiter nichts als ihre Gesinnung. Damit erweist Pegida ihren Anhängern einen Bärendienst: Sie entlarvt ihre rassistische Fratze. Dennoch erweckt diese Bewegung auch Sympathie in der Bevölkerung. Wieso?

Meine These lautet: Die Gesellschaft ist mit dem Rassismus dermaßen infiziert, dass sie nicht mal merkt, wenn sie auf ihn stößt. Pegida offenbart ungewollt diesen Zustand. Sie entblößt also den Rassisten in uns. Daher erkennen viele sogenannten normalen Bürger in ihren Parolen eigene Meinungen und Gedanken.

Mitnichten geht es aber Pegida darum, eine Diagnose zu stellen und eine Behandlung vorzuschlagen. Sie ist nicht an den Fakten und Zahlen interessiert. Sie schert sich nicht um die wissenschaftlichen Argumente. Wie alle Brandstifter lebt sie von Freude an Zerstörung. Das will sie nämlich: Die Schwachen zertrampeln, um sich stark zu fühlen. Wenn die Pegida-Demonstranten rufen „Wir sind das Volk“, dann sagen sie: „Die anderen sind es nicht“. Sie stellen die eigene Nation über die anderen. Wie die Rassisten eben so tun.

Rassismus in uns


Für einen Staat sollte die Herkunft ihre Bürger keine Rolle spielen, solange sie sich an die Gesetze halten. Dem ist aber nicht so. Der Staat agiert durchaus rassistisch und unterscheidet zwischen geliebten und ungeliebten „Kindern“. Vom Kindergarten bis zum Arbeitsplatz bevorzugt er durch die ungerecht gestalteten Bedingungen die Einheimischen und wehrt sich erfolgreich vor den Fremden, auch wenn sie hier in der zweiten oder dritten Generation leben.

Von klein auf lernt man hierzulande, dass Migranten ein Problem darstellen und nicht richtig in diese Gesellschaft hineinpassen. Statt Menschen individuell zu fördern, wo sie jene Förderung brauchen, wirft man die verschiedensten Personen auf rassistische Art in einen Topf und gebrandmarkt als Fremde. Statt nach Lösungen zu suchen, fahndet man lieber nach den Sündenböcken. Sie werden als die Schuldigen für die falsche Schulpolitik oder die Auswüchse des Arbeitsmarktes auserkoren.

Wenn man auf diese Weise die Schuldigen bestimmt, dann muss man sich nicht um die eigenen Fehler, um die eigene falsche Politik kümmern, sondern die Störer nur beseitigen.
So wächst die Angst vor den Fremden und artet irgendwann in Pegida & Co. aus. Pegida riecht diese unterschwellige Strömung und spricht sie laut aus. Zur Seite springen dieser Bewegung Politiker jeglicher Couleur.  Wie zuletzt die CSU, die auf einmal sehr beunruhigt feststellte, dass sie keine Kontrolle über Migranten Zuhause habe und daher verlangte: Sie sollen sich in eigenen vier Wänden auf Deutsch unterhalten.

Durch und durch rassistisch


Der Rassismus steht den anspruchsvollen Bürgern nicht gut zu Gesicht. Sie schwenken lieber eine bunte Fahne und geben sich als weltoffen zu erkennen. Unter vorgehaltener Hand flüstert aber der eine oder andere: „Die Pegida hat eigentlich recht.“

Nein, hat sie nicht. Sie will die Probleme nicht lösen, sie schafft neue. Sie wagt sich nicht an die wahren Gründe und Verursacher. Stattdessen will sie sich auf den Schwachen abreagieren. Sie ist rassistisch durch und durch und darf in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz annehmen.

Wer gegen Rassismus wirklich kämpfen will, muss an dessen Nährboden ran und die strukturellen Ursachen beseitigen.

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