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Mittwoch, 3. September 2025

Liebe auf Norderney. Was für ein Mann! Teil 2

 Georg besuchte vor Marie Norderney. Er „entdeckte“ die Insel für sich, als sie noch "ein unscheinbares Fischerdorf" war und "in den vorhergehenden Jahren durch heftige Sturmfluthen arg beschädigt, und mehrere Dünen durch die Wellen weggerissen" wurden.

Ein Navigationsbojen-"Parkplatz" auf der Insel

Gezähmte „Gewalt der Fluthen“

Zu der Zeit wandten sich die Einheimischen an Georg:
"Die Insulaner, sehr in Sorge um die Existenz der Insel, klagten dem Kronprinzen ihr Leid, der dann auch sofort versprach, Hülfe zu bringen. Er veranlaßte die hannoversche Regierung, Wälle und Buhnen aus mächtigen Granitquadern zu bauen, an denen die Gewalt der Fluthen sich brach und die die Insel von fernerem Schaden sicherten."






Die Ufer sehen solide aus und laden zu Spaziergängen ein. 


Ich stelle mir vor, wie Georg und Marie hier händchenhaltend schlenderten. Obwohl sie wohlbekannt Spazierfahrten mit dem Schoner (ein Segelschiff mit mindestens 2 Masten), der natürlich den Namen „Königin Marie“ trug, unternommen haben. Trotzdem flanierten sie bestimmt auch am Strand: zum Beispiel wie ich - von der „Weißen Düne“ zur Marienhöhe, an der Georgshöhe vorbei.





Die Georgshöhe präsentiert sich heute, nicht wie zu Georgs Zeiten, als ein Ort der Erinnerung an die Norderneyer Männer, die zur See fuhren, "um sich und ihre Familien zu ernähren. Manche kehrten nie zurück." (Aus der Infotafel)

Den dort ausgestellten Stockanker schätzte man im Jahr 1974, als er vor Niederlanden geborgen wurde, auf 350 Jahre.



Bereits einige hundert Meter entfernt thront die Marienhöhe.


Die liebe Liebe

Für ihre Kinder empfand das Paar genauso viel Liebe. Marie stillte ihre Säuglinge selbst, obwohl dies gewöhnlich Ammen für Adlige übernahmen. Deswegen „weigerte sich ihr Schwiegervater (König Ernst August), mit ihr an einer Tafel zu speisen“.  Er kritisierte das Paar auch dafür, dass es zusammen in einer Kutsche fuhr. Anscheinend verstand er wenig von Romantik und solch einer großen Liebe.

„Wirklich schön, wenn ein Mann so lieben kann – entgegnete auf der Fähre auf meine Schwärmerei über das Liebespaar eine Inselliebhaberin, die hierher seit vielen Jahren im Sommer kommt, früher mit der Familie und jetzt allein.

Ja, was für Mann!

Dann ergänzt sie etwas leiser: „Und wenn man dafür auch viel Geld hat.“

Gewiss ebnet das Geld viele Wege und erleichtert wesentlich das Leben. Aber echte Liebe kann man für kein Geld der Welt kaufen. 

Und wie erkennt man sie? Zum Beispiel an diesen Eigenschaften: 
„Echte Liebe ist eine tiefe und bedeutungsvolle Verbindung, die weit über oberflächliche Anziehung hinausgeht. Sie zeichnet sich durch Vertrauen, Respekt und Empathie sowie gegenseitige Unterstützung und Anerkennung aus.“




Vorausgehend:    Teil 1


Montag, 1. September 2025

Liebe auf Norderney. Teil 1

 Seit meinem Besuch im Schloss Marienburg bei Hannover geht mir das Liebespaar Georg und Marie nicht aus dem Kopf. Ihre Geschichte fällt eindeutig aus dem Rahmen, die ihnen die Zeit zugewiesen hat, oder anders ausgedrückt: sie waren ihrer Zeit voraus. 

Fangen wir aber von vorne an. Es gibt zwei Versionen ihres Kennenlernens. Laut einer trafen sie sich zum ersten Mal auf Norderney. Deswegen fahre ich dorthin.


Es war einmal - so oder so

Auf der Fähre springen mir ins Auge Paare, bestimmt stark verliebt, bevor ich die Insel erblicke.



Ich glaube, es hat sich wirklich so abgespielt: 
„Im Jahre 1841 traf auch der Herzog Joseph von Sachsen-Altenburg mit Familie auf Norderney ein, und es entwickelte sich bald ein erfreulicher Verkehr zwischen der herzoglichen Familie und dem Kronprinzen (Georg, ab 1851 Georg V., der letzte König von Hannover), namentlich zog den letzteren die älteste Tochter des Herzogs, Prinzeß Marie, so sehr an, daß hier der Grund zu der späteren Vermählung der beiden Fürstenkinder gelegt wurde.“
Ordnungshalber muss ich auch die andere Version erwähnen:
„Am 14. Juli 1839 lernte die 21-jährige Marie von Sachsen-Altenburg den blinden Kronprinzen und späteren König Georg V. von Hannover (aus dem Adelsgeschlecht der Welfen) in seiner Sommerresidenz Schloss Monbrillant (in Herrenhausen, es existiert nicht mehr) kennen. Georg war ein Vetter ihres Vaters, demnach ihr Onkel zweiten Grades. Sie heirateten am 18. Februar 1843 in der Schlosskirche Hannover.“

Allerdings stimmt es, dass Georg blind war. Wie es dazu kam, beschreibe ich in meinem Post: „Marienburg zwischen Märchen und Realität.“

Für die Norderney-Version, spricht jedoch die starke Verbindung des Liebespaares zur Insel. Norderney wurde zur ihren Sommerresidenz und jedes Jahr kamen sie hierher, später auch mit ihren drei Kindern. Bis 1866, denn in diesem Jahr haben sich die Preußen auf ihrem Eroberungsfeldzug auch die Insel einverleibt. Das königliche Paar flüchtete vor den Besatzern. Georg hat die preußische Annexion seines Landes niemals anerkannt.

Wir legen an:


Zuerst zum Kult-Café

Auf dem Foto der Insel oben sieht man schon aus der Ferne auf der linken Seite das charakteristische grüne Dach der Marienhöhe. Dorthin laufe ich gleich nach der Ankunft. Leider ist das Café bereits geschlossen. Nur Kaninchen hüpfen herum.


 „Die Marienhöhe wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Holzpavillon vom Königshaus Hannover erbaut, damit Königin Marie dort ihre Picknicks und literarischen Kaffeestunden abhalten konnte. Sie entwickelte sich fortan zu einer Art Kultstätte für den Dichter Heinrich Heine, den die Königin zutiefst verehrte. Heine, der letzte Dichter der Romantik, verbrachte 1827 einen verträumten Sommer auf Norderney.“
Ich steige über die Absperrung und setze mich auf die Terrasse.



Am nächsten Tag kehre ich zurück und trinke draußen einen königlichen Kaffee, der Marie heißt, mit Eierlikör und Sahne. 


Auch drinnen sitzen Gäste. 



Die Hände links im Bild gehören dem Chef, der nicht mit aufs Foto wollte. Er sei nicht fotogen, sagte er.

Inzwischen hat sich eine Schlange gebildet, weil sich alle auf die Terrasse setzen möchten.




Nachfolgend:    Teil 2