Donnerstag, 4. Mai 2023

Der Fuchs in Uniform

 Eigentlich ist das eine ergreifende und herzerwärmende Geschichte, dazu noch gut erzählt und gespielt.


Der kleine Franz Streitberger muss seine kinderreiche Familie mit nur 8 Jahren verlassen und auf dem Hof von Seiwaldbauer arbeiten. Dass seine Eltern aus Not handeln, was heißt: die bittere Armut zwingt sie zu diesem Schritt, versteht Franz nicht. 


Auch als Erwachsener findet er keine Rechtfertigung für die Tat der Eltern, daher kehrt er nicht nach Hause, sondern geht zum Bundesherr. 

Dabei war sein Schicksal kein Einzelfall:
„Wenn die Armut besonders hart zugeschlagen hat, musste das Kind schon in sehr jungen Jahren das Zuhause verlassen. Tausende solcher Fälle hat es in Österreich und Deutschland gegeben", erklärt der Salzburger Regisseur und Drehbuchautor Adrian Goiginger.

 

Nicht politisch?


Goiginger erzählt eine wahre Geschichte seines Urgroßvaters. Im Vorfeld recherchierte er jedoch gründlich, sprach mit den Zeitzeugen und las Tagebücher von Soldaten. Auf diesem Weg kommt er zum Fazit, dass sich jene Soldaten am wenigsten für die Politik interessierten. 

Anscheinend übernimmt Goiginger diese Einstellung. Auch seine Sichtweise deckt sich mit jener von den damaligen Wehrdienstleistenden. Es sind doch ganz gute und tapfere Kammeraden, sodass der Zuschauer oder die Zuschauerin fast glauben kann, sie kämpften für eine richtige Sache.

Auf der Seite der Täter


Richtige Sache?! Bei diesem Gedanken läuft mir der kalte Schauer über den Rücken. Wir reden doch über den Zweiten Weltkrieg und das österreichische Bundesherr, das bereits 1938 den Eid auf Hitler leistete und ein Teil der verbrecherischen Kriegsmaschinerie wurde.

Goiginger weiß natürlich das alles. Und stellt sich trotzdem auf die Seite der Täter. Ein harter Vorwurf? Gewiss, und doch gerecht, wie ich denke. Denn diese Art der Erinnerungen lässt keine Aufarbeitung der Vergangenheit zu. Die familiäre Geschichte wird aus dem historischen Kontext herausgerissen, als ob es die bloße Zugehörigkeit zur Familie  von Schuld befreite. 

Das ist ein Mafia-Prinzip. Nach diesem Prinzip hütet man die Familienerinnerungen aus den Nazizeiten auch in Deutschland. Dafür benutzt man sowohl die Relativierung des Verbrechens, als auch die Täter-Opfer-Umkehr. Auf der familiären Ebene sind viele, viel zu viele in der braunen Vergangenheit steckengeblieben. 

Und der Fuchs? Der kann natürlich nichts dafür. 


Alle Fotos sind  Screenshots. 




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