Freitag, 6. Mai 2016

AfD – die Rezepte von vorgestern für die Herausforderungen von morgen

Die Zeiten sind unsicher. Die Zukunft ungewiss. Es ist also kein Wunder, dass sich Menschen Sorgen machen und fürchten. Die AfD hat Angst, ihre Wähler haben Angst, ihre Gegner aber auch. Natürlich aus unterschiedlichen Gründen. So konstatiert Jacob Augstein auf Twitter düster: „Der Aufstieg der AfD war aufhaltbar. Aber jetzt ist es zu spät. Die rechte Revolution hat begonnen.“ Tatsächlich ist es zu spät?


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Rattenfänger auf der Jagd


Zugegeben: Der Aufstieg der AfD hat uns kalt erwischt, auch wenn er vorhersehbar war. Nach der Krise radikalisieren sich gewöhnlich die Massen, die nach verlässlichen Lösungen suchen. Diesmal weht ein reaktionärer Wind, nachdem die links orientierte Auflehnung wenig gebracht hat. Der rechte Trend zieht sich durch das ganze Europa. Populisten mit ihren Ressentiments begeben sich als Rattenfänger auf die Jagd. Viele Resignierte und Enttäuschte fallen auf die altbekannten Parolen rein. 

Die AfD-Wähler


Die meisten wählten AfD aus Protest: Zwei Drittel der Wähler tat es "aus Enttäuschung über die anderen Parteien." Unter den Arbeitern, Arbeitslosen und Männern fand die AfD eine besonders starke Zustimmung. Zu diesem Bild passt auch die Tatsache, dass sich die größte Gruppe aus den Nichtwählern rekrutierte. Der AfD gelang die Mobilisierung jene Menschen, die sich sonst an den Wahlen nicht beteiligt hatten.

Jeder kann es lesen


Zuerst kritisierte und attackierte die AfD aggressiv die politischen Akteure und ließ sich dabei kaum auf ihre Aussagen festzunageln. Sie artikulierte die Wut von jenen, die sich zu den Verlieren im reichen Deutschland zählten, und steuerte den Zorn gekonnt gegen verschiedene Sündenböcke, wie die Flüchtlinge oder die Medien. Jetzt hat sich die Situation dahin gehend verändert, dass die Partei der ewigen Protestler ein Programm verabschiedete. Darin kann jede und jeder lesen, wofür die Partei steht. Und das hat es wirklich in sich. 

Zurück und nochmals zurück


Die AfD will zurück und nochmals zurück. Die Sehnsucht nach der Vergangenheit trieft von jeder Zeile dieses Programms. All das gab es schon! Wer darin nach neuen Ideen sucht, wird nicht fündig. 

Auf dem Markt soll es der Wettbewerb alles richten: "Je mehr Wettbewerb und je geringer die Staatsquote, desto besser für alle." Die Steuer sollen runter, die Atomenergie muss wieder her! Den Klimawandel erklärt die AfD für beendet. 

Die AfD will den Besitz von Waffen für jedermann erlauben, Wehrpflicht wieder einführen und die Bundeswehr stärken.

Sie will die traditionelle Familie aufwerten und mehr Kinder statt Einwanderung (auch eine altbekannte Forderung: „Kinder statt Inder“)

Dem Multikulturalismus setzt die AfD die deutsche Leitkultur entgegen. Diese Leitkultur speise sich aus drei Quellen: „erstens der religiösen Überlieferung des Christentums, zweitens der wissenschaftlich‐humanistischen Tradition, deren antike Wurzeln in Renaissance und Aufklärung erneuert wurden, und drittens dem römischen Recht, auf dem unser Rechtsstaat fußt."

Hm, merkwürdig. Die erwähnten Quellen sind das pure Multikulti!

Bei so viel Vergangenheit will sich aber die AfD nicht mehr an den Nationalsozialismus erinnern. Dies nennt sie "Verengung der deutschen Erinnerungskultur." Tja, wer jene Zeiten vorlebt, braucht keine Erinnerung daran.

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