Donnerstag, 19. Februar 2015

„Mediale Retusche“ oder das Aufblühen der Propaganda

Wir wollen glauben, dass das Internet, das die ganze Welt verbindet, auch der Findung der Wahrheit dient. Dem Netz macht es aber keinen Unterschied, welche Informationen es verbreitet. Mit gleicher Geschwindigkeit vermittelt es Täuschungen wie echte Inhalte.  Beide sehen gleich aus und spielen die gleiche Wertigkeit vor.

Wer in diesen Zeiten also nach verlässlichen Nachrichten sucht, der hat nicht leicht. Abhängig von der Quelle verändert sich der Blickwinkel dermaßen, dass die Realität darin nicht mehr zu erkennen ist. Das schlichte Informieren verliert rapide an Bedeutung.



Wem soll ich trauen?


Die in den Berichten verwendeten Fotos und Videos, die angeblich das Leid der Frauen, Kinder oder Männer zeigen, und die sich hin und wieder als plumpe Fälschungen erweisen, oder die angeblichen Informationen aus der ersten Hand, die weder mit dieser Hand noch mit dem Informieren etwas gemein haben –  vom derartigen Material sind die online und offline Medien überflutet.

„Ich glaube nur den Fotos, die ich selbst gemacht habe“, sagt ein Bekannter und trifft den Nerv der Zeit. In der Welt der unbegrenzten Möglichkeiten der Kommunikation verlieren wir uns im Ozean der Unsicherheit. Wer liefert die Fakten und wer Lügen? Uns fehlen oft die Wegweiser, uns fehlt die Orientierung in dieser Flut.

Die sogenannten seriösen Medien


Während die Wirklichkeit die schlimmsten Alpträume zu übertreffen scheint, gestalten sich die Aufgaben des Journalismus immer schwieriger. Einerseits ist die Konkurrenz enorm gewachsen: Es gibt keine Einschränkungen mehr. Jede/r kann als eine Nachrichtenagentur wirken und eigene Beiträge herausbringen. Anderseits übernehmen die etablierten Medien die zweifelhaften Methoden des Boulevards und sorgen für noch mehr Verwirrung.  

Exemplarisch für diesen Trend ist die Einstellung von falschen Bildern, die die Tatsachen bezeugen sollen. So geschah mehrmals in der Ukraine-Krise. Die sogenannten seriösen Medien haben sich in diesem aber auch in vielen anderen Themen (wie z. B. Griechenland) nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Sie retuschierten und frisierten die Informationen, bis sie zu ihrem Konzept passten.

Wieso tut man so was?


Warum suggeriert man einen falschen Eindruck, oder noch gefährlicher – warum täuscht man einen Beweis vor, wider besseres Wissen? Die naive Frage, wieso man so was macht, verdient eine ernsthafte Antwort.

Diejenigen, die dies vorsätzlich tun, wollen uns keineswegs aufrichtig informieren. Ihr Auftrag – der eigene oder ein erteilter – erfüllt sich in dem vorgaukeln eines gewünschten Sachverhalts als einen echten. Wenn jener gewünschte Sachverhalt nicht mit der Realität übereinstimmt, umso  schlimmer für die Realität.

Altgediente Propaganda


Die Intention hinter solchen Handlungen weist eine ideologische Natur vor. Es geht schlicht und ergreifend um die Manipulation – nicht um das Informieren - des Lesers oder Zuschauers. Wir sollen weniger auf die Fakten achten, vielmehr glauben  – wie in der Kirche: an die Interpretationen und Auslegungen, die man uns zum Glauben präsentiert.

Die altgediente Propaganda erblüht in heutigen hektischen Zeiten mit allen ihren Tricks und Maschen. Ihre natürlichen Feinde – die Sachlichkeit und die Gründlichkeit – müssen den Platz räumen, damit sich die Vorverurteilungen und Halbwahrheiten ausbreiten können.

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