Sonntag, 26. März 2023

Nuhr im Ersten oder Nuhr im Zweiten?

 Ich habe mir zweimal Nuhr reingezogen:  „Nuhr im Ersten“ (23.03.23) und „Nuhr im Zweitem“ (24.03.). Genaugenommen war das nur einmal Nuhr. Die zweite Sendung sollte eine Parodie sein. Wer jetzt denkt, ich wäre eine große Fanin von Dieter Nuhr, der liegt falsch. 

Der echte und falsche Nuhr


Was zeigt der Spiegel?


Warum parodieren sich Kabarettisten untereinander, könnte man fragen. Die Gegenfrage lautet: Wieso nicht? Darin sehe ich nichts Verwerfliches. Satire darf doch alles. Diese Parodie ist jedoch für mich schwer verdaulich. Sie kopiert das bekannte Format aus dem Ersten und das muss den Zuschauern schon reichen.

„Denn die vornehmste Aufgabe der Satire ist doch, den Menschen den Spiegel vorzuhalten“, sagt der falsche Nuhr und formuliert hiermit das Ziel – dem wahren Nuhr zu zeigen, wer er ist.  

Es handelt sich hierbei nicht um Spinnereien unter den Kollegen, sondern um eine ernstgemeinte Anklage. Der wahre Dieter Nuhr verdient eine Strafe, weil er nicht – wie die Autoren der Parodie – zu den Guten gehört. Und wieso gehört er nicht zu den Guten? Den Grund dafür konkretisiert der falsche Nuhr folglich:

„Es ist heutzutage fast unmöglich, was zu sagen, ohne irgendwelche Gefühle zu verletzen.“

Die Zuschauer sollen begreifen, worin das Verbrechen von Dieter Nuhr besteht: Er verletzt Gefühle. Bums! (nicht verwechseln mit „wumms“!)

„Gewalttäter“ des Guten


Was sagt der Angeklagte zu seiner Verteidigung? 

"Ich bin absolut für Respekt gegenüber Minderheiten, aber ich fände auch ein bisschen Respekt vor der Mehrheit manchmal gar nicht schlecht."

Hat er damit nicht recht? Jein. Respekt ist gut, aber zu wenig. Ich will gleiche Rechte. Für jedermann und jedefrau. Für jeden Menschen. 

Trotzdem geht der Punkt an den Angeklagten. Denn er trifft den Kern des Problems: Die sogenannten Guten scheinen  einen absoluten Wandel anzustreben. Sie wollen der Mehrheit diktieren, was sie zu tun und sogar zu denken hat. In diesem Sinne präsentieren sie ziemlich autokratische Gelüste. Und diesbezüglich teile ich die Angst des echten Dieter Nuhr vor derartiger eigentlich gewalttätiger Umwälzung. 

Doch mit Gefühl!


In ihrer letzten Sendung fragte Sandra Maischberger Dieter Nuhr, ob es für ihn eine Grenze gebe. Er bejahte mit Nachdruck, aber nannte jene Grenze nicht. Seine Erklärung hat jedoch etwas mit Gefühlen zu tun:

„Das ist nur meine persönliche Geschmacksgrenze (...) dafür habe ich keine Worte. Das ist ein Gefühl."

Na bitte, Dieter Nuhr hat Gefühle. In demselben Interview sagt er: „Der Lacher ist besser.“ Darüber kann man natürlich streiten. Ich gestehe aber, dass ich bei dem Echten oft gelacht habe, bei der Parodie leider nicht einmal. 

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