Mittwoch, 25. Oktober 2017

Manager und Moral oder die Wirkung der Appelle

Habt Ihr das gelesen? Schon der Titel fällt aus der Reihe. Aus der gewohnten „Bild“-Reihe. Die BamS vom 15. Oktober lädt zu einer Debatte ein und betitelt ihren Aufmacher folglich: „Wie unsere Wirtschaftselite ihren Anstand verlor“ und weiter auf der vierten Seite: „Top-Manager sollen richtig gut verdienen, aber bitte anständig!“ Wenn das keine Neiddebatte ist! (Vorsicht, Sarkasmus!)


                                                                    VW- & Co.-Manager ohne Anstand? Mein Foto

Dahingehend degeneriert


Das Thema ist keineswegs neu, der Standpunkt der „Bild“ dagegen schon. Am Pranger stehen jetzt nicht die faulen Hartz-IV-Empfänger, sondern die gierigen Manager. Was hat die „Bild“ zum Umdenken bewegt? Die Antwort ist einfach: das Ergebnis der Bundestagswahl. Weil sich die „Bild“ ihre Meinung abhängig von der politischen Lage bildet. Anders gesagt: ein Problem wird zum Problem erst dann, wenn es die herrschende (mehrheitsfähige) Politik benennt, oder –wie es in diesem Fall ist – wenn die Herrscher derart geschwächt sind, dass sie die Deutungshoheit verlieren. Zu Merkel, die mit der Bild-Gnade seit 12 Jahren regiert, zitiert jetzt die Zeitung (BamS vom 22.10.) ihre Kritiker „Seit einigen Jahren hat sich die CDU dahingehen degeneriert,  der Bundeskanzlerin bedingungslos zu applaudieren.“ Neben dieser Blasphemie wird noch ein graues Kästchen mit Zahlen gesetzt: „Deutsche wollen neues Parteipersonal“. Boah!

Moralvorstellungen in der deutschen Wirtschaft


Nach einer ehrlichen Debatte sehne ich mich seit langem. Es ist mir auch ziemlich egal, wer sie anstößt. Das Fazit der BamS lautet „Nur wenige Top-Manager stellen ihren Anstand über den Kontostand“. Es sieht hier danach aus, dass ein ganzer Berufsstand angeklagt wird. Aber die BamS hat auch positive Beispiele parat, wie der Aldi-Nord-Eigentümer Theo Albrecht: „ Wer gegen die Richtlinien beim Discounter verstößt, egal auf welcher Hierarchieebene, muss umgehend seinen Schreibtisch räumen. Solche Moralvorstellungen sind in der deutschen Wirtschaft eher die Ausnahme.“

Natürlich können wir bei diesem Thema über die Werte und Moral sprechen, was jedoch absolut nichts ändern wird. Nicht, weil der Mensch schlecht ist, sondern, weil er klug ist, und die ihm zur Verfügung gegebenen Freiräume ausnutzt. Oder noch deutlicher: Was nicht verboten ist, ist erlaubt.

Ordnung muss sein ;)


Tief in mir sitzt eine starke Abneigung gegen Moralapostel  jeglicher Couleur. Ich misstraue Appellen, die die Grundsätze der Religion übernehmen, und lediglich auf dem Glauben beruhen. Im gesellschaftlichen Miteinander befürworte ich dagegen klare Regeln.

Es ist mir egal, wie man das macht: Ob man nur eine gleiche Steigerung von Gehältern der Manager und Angestellten vorschreibt, oder ob man sich auf eine bestimmte Multiplikation einigt, dass die Manager z. B. nur 10-mal so viel wie ein niedrigstbelohnter Mitarbeiter verdienen dürften.

Wer dermaßen peinlich gründlich die Hartz-IV-Empfänger unter die Lupe nimmt, muss auch am anderen Ende der Hierarchie endlich für Ordnung sorgen.

Das ist eine Aufgabe der Politik, die bei diesem Thema bis jetzt auf der ganzen Linie versagt hat.

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