Montag, 11. Juli 2016

Wäre Fanny so oder so böse geworden? Irrsinn, liebe Macher von „Janus“

Serien sind nicht mein Ding. In diesem Fall interessierte mich aber sehr das Thema, daher ließ ich mich darauf ein und schaute mir „Janus“, eine österreichische Serie, an. Nach der ersten Folge war ich angenehm überrascht und retweetete sogar eine Empfehlung. Inzwischen habe ich diesen Retweet gelöscht. Trotz guter Regie und beeindruckenden Schauspielern kann ich doch für solch einen Quatsch nicht werben!


                                                                                   Screenshot

Woher kommt das Böse?


Besonders hat mich verstört eine Aussage des filmischen forensischen Psychologen Leo Benedikt, der sich todsicher über Fanny, ein kleines Mädchen, ausgelassen hat:  

„Fanny fühlt keine Liebe, keinen Hass, aber wie gesagt, das ist nicht Ihre Schuld (an die Eltern gerichtet, Anm. GG). (…) Psychopathie ist angeboren.  (…) Fanny wäre so oder so böse geworden.“

Entschuldigung liebe Macher der Serie, diese angeblich wissenschaftliche Feststellung ist ein absoluter Irrsinn. Wer in einer Horror-Manier glaubt, dass das Böse vom Himmel schwuppdiwupp über uns wie ein Adler herfällt, oder dass wir vom Bösen wie nach einem Biss des Vampires infiziert werden, der verlässt die Realität und begibt sich in die gruselige Fantasie- und Märchengebiete, wo die Vernunft und die Wissenschaft nichts zu suchen haben.

In einem Kind ein Monster zu sehen und zu behaupten, dass es so auf die Welt kam, entschuldigt zudem jede Schweinerei, jede Misshandlung und jeden Missbrauch. Da wird hier die Ursache mit der Wirkung willkürlich vertauscht. Ein Kind soll schuldig und grundlos böse sein? Das ist eine Ausrede der Täter. 

Eine todsichere Prophezeiung


Zu behaupten, dass wir uns unabhängig von Umständen und Einflüssen entwickeln, ist eine einfältige Mär und eine völlige Missachtung sowohl der Psychologie als auch der Soziologie. Gleichen Wert hat die These, dass man trockenen Fußes auf dem Wasser laufen kann. Bekannterweise gelang das Experiment nur einem mit dem Namen Jesus.  Wir werden zu Menschen nur unter den Menschen mit allen Konsequenzen und Nebenwirkungen.

Daher wage ich eine todsichere Prophezeiung: Eine Pille, die alle psychischen Probleme heilt, wird es nie geben: 

„Ich bezweifle, dass man psychische Probleme mit den chemischen Stoffen beseitigen kann. Es ist zwar gut möglich, dass die Tabletten den Schmerz der Seele betäuben oder lindern. Kurzfristig, vorübergehend. Die gleiche Funktion erfüllen jedoch auch die zugelassenen und nicht zugelassenen Drogen: Alkohol, Marihuana, Koks und weitere Erfindungen des Menschen, die die Flucht aus der Realität ermöglichen oder erleichtern. Einige von ihnen besitzen sogar den Vorteil, dass sie eine ausschließlich pflanzliche Herkunft vorweisen. Die Psychopharmaka benebeln hauptsächlich den Verstand, wie die Drogen es auch tun.“ 
(Zitat aus meinem Buch "Wozu soll das gut sein?" )

Ich wage noch eine These: Die Suche nach dem Gen des Bösen ist zwecklos. Die psychischen Probleme und Krankheiten  entstehen im Verlauf des Lebens, begünstigt durch verschiedene Faktoren und Zustände.  Denn Bertolt Brecht hat recht, dass der Mensch gut ist, aber die Verhältnisse erlauben es nicht.

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