Montag, 7. Dezember 2015

Die Mächtigen und ihre Macht

Die Mächtigen wollen mächtig bleiben. Egal, um welches System es sich handelt. Sie alle kleben an der Macht. Mit dieser Seuche sind nicht nur die Großen dieser Welt infiziert. Jeder noch so kleiner Posten wird verbissen verteidigt. Es ist dabei unerheblich, ob der Gegner eine wirkliche oder lediglich eine imaginäre Bedrohung darstellt. Die Mächtigen wittern stets eine Gefahr. Obwohl man eher sie selbst  als ein Risiko für ihre Umwelt darstellen sollte. „Wer Macht bekommt, glaubt eher, sich um des eigenen Vorteils willen über Regeln und Umgangsformen hinwegsetzen zu dürfen“, sagt dazu der Psychologe Prof. Michael Schmitz.




Die Frage nach dem Grund


Wieso streben Menschen nach Macht? Des Geldes, des Einflusses wegen? Bestimmt ist das eine von vielen möglichen Antworten. Aber auch die Idealisten mit ihren hehren Zielen interessieren sich für die Macht. Weil sie auf diesem Weg ihr anspruchsvolles Programm durchsetzen können. Fatalerweise zieht sie ebenfalls die unzähligen gemeingefährlichen Kreaturen an. Jene, die die Welt als ihren persönlichen Spielplatz betrachten, wo sie schalten und walten wollen, wie es ihnen gefällt. Im Allgemeinen ist es schwer, die Motive hinter den Handlungen auf den ersten Blick zu erkennen.

Macht – eine harte Droge


Die Macht scheint auf die, die sie ausüben, wie eine Droge zu wirken. Die Mächtigen werden zu Süchtigen und wie die Süchtigen wollen sie immer mehr von ihrem „Stoff“ bekommen. Und genauso wie bei den Drogenkranken verändert der „Stoff“ ihre Persönlichkeit. Die einen heben ab, die anderen rasten aus und noch welche finden Spaß daran, ihre Mitbürger zu demütigen. Was ist aber der Wirkstoff darin? Die Kontrolle über die Menschen? Die Gewissheit, ihr Leben beeinflussen zu können? Zu befördern oder zu zerstören? Sich mal wie ein Gott zu fühlen?

Im Zentrum des Orkans


Brechen wir jetzt die allgemeinen Erwägungen auf die alltäglichen Arbeitssituationen herunter und blicken ins Zentrum des Orkans, was heißt – in die Augen der Chefin oder des Chefs. Meine These lautet: Je geringer die Kompetenz, desto ungemütlicher die Person. Umso mehr greift sie zu üblen Methoden, damit sie ihre Position behalten kann. Ihre Energie widmet sie weniger einer effizienten Arbeit der Untertanen, vielmehr beschäftigt sie sich mit dem Bekämpfen der potenziellen Konkurrenten. Denn die Erhaltung der Macht ohne Befähigung für diese Aufgabe ist eine sehr aufreibende Tätigkeit.

Dennoch hält sich mein Mitleid in ausgesprochen engen Grenzen. Gewiss gehört das Leiten von Menschen ausdrücklich nicht zu leichten Angelegenheiten – wie überhaupt jede Situation, in der wir über einen Menschen entscheiden -, dennoch finde ich keine Entschuldigung für den Missbrauch der Macht, der in den wenigsten Fällen vor Gericht landet. Vielleicht, weil wir alle unsere Erfahrungen in diesem Spiel sammeln, zum Beispiel in einer Liebesbeziehung, wo die Kraftproben ebenso geschehen. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

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