Donnerstag, 26. Februar 2015

Gutsherrenart und die Griechenfrage

Als das arbeitende Volk noch seinen Herren ausgeliefert war, hatte es nichts zu melden und musste sein Schicksal klaglos erdulden. Diese Vergangenheit scheint in der Krise wieder aufzuleben. Die Gutsherrenart verbreitet sich wie eine Seuche. Der Finanzminister Wolfgang Schäuble personifiziert diesen Stil besonders überzeugend. Erinnert Ihr Euch, wie er mit seinem Pressesprecher Michael Offer umgegangen ist? 





Repräsentanten des Volkes


Welche Rolle soll ein Repräsentant des Volkes spielen? Zu Beginn ihrer Karriere erklärte die Kanzlerin Angela Merkel demütig, dass sie im Dienst der Bürger steht. Von dieser Einstellung blieb nicht viel übrig.

Das Regieren nach Gutsherrenart scheint in Deutschland inzwischen Usus zu sein.  Den mächtigen Machthabern stehen die ohnmächtigen Bürger gegenüber: politikverdrossen, an die Demokratie zweifelnd und wahlmüde.

Zuletzt konnte man an den Verhandlungen zu TTIP und Tisa erkennen, was die regierenden Politiker von ihren Wählern halten: nämlich gar nichts. „Hinterzimmerdiplomatie“ ersetzt die demokratische Kontrolle, Geheimtuerei - die Transparenz.

Varoufakis zu selbstbewusst?


Auf einmal erscheinen auf der politischen Bühne die Mitglieder der neuen griechischen Regierung und bieten den Gutsherren die Stirn.

Diese Frechheit erzürnt die Herrscher, die sich an die gehorsamen Untertanen gewöhnt haben. Schäuble ärgert sich am meisten über das selbstbewusste Auftreten der Griechen. Wer kein Geld hat, solle doch betteln und nicht auf Augenhöhe verhandeln wollen. Schäubles Vorschlag könnte lauten: sich ducken und erdulden, was die Mächtigen - wie er - entscheiden.

Diese Haltung spiegelt sich in einer merkwürdigen Griechenland-Debatte wider, wo nicht die sachlichen Punkte, sondern das Benehmen von Giannis Varoufakis in den Fokus rückt. Schäuble soll „fassungslos“ sein, weil sich der griechische Finanzminister traute, eigene abweichende Meinung laut zu äußern. Wieso auch nicht? Er ist doch kein Sklave.

Ist eine Wende möglich?


Die Griechen als Volk haben sich wiederum erlaubt, nicht die von Schäuble bevorzugten Parteien zu wählen – die übrigens eine apokalyptische Korruption zu verantworten haben -, stattdessen stimmten sie endlich für die Politiker, die eine Wende ermöglichen.

Politisch ist das für Schäuble & Co. gefährlich: Wenn sich herausstellt, dass nicht die Politik des Unterjochens von breiten Schichten der Bürger die richtige Lösung sei, sondern das Gegenteil davon, dann werden auch hierzulande die Fragen immer lauter, wieso die eigene Regierung eine riesige Armut zulässt. Die Politik von Merkel und Schäuble basiert auf dem Ausbeuten der Unterprivilegierten. Griechen stemmen sich dagegen. Ich drücke ihnen die Daumen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen