Donnerstag, 17. August 2023

Wenn Spione spionieren

 Im Dezember letzten Jahres wurde ein Spion im Bundesnachrichtendienst enttarnt, jetzt wieder einer in der Bundeswehr-Beschaffungsbehörde. Unbedingt muss man hier den Begriff „Spion“ durch das Adjektiv "mutmaßlicher" ergänzen. Denn die beiden wurden noch nicht verurteilt. Nach dem Stand der Dinge kommt das aber noch, todsicher. 


Unterdessen drängt sich die Frage auf: Warum wird man Spion oder Spionin? Aus ausschließlich ideologischen Gründen oder um Schotter zu verdienen? Dass die Machthaber daran interessiert waren und sind, zu erfahren, was Freude und Feinde im Schilde führen, versteht sich dabei von selbst. Überall wird spioniert und zwar schon immer. 

Daher versuchte man von Anfang an, neuralgische Inhalte zu schützen. Das ist die andere Seite der Medaille.  Diesem Zweck diente unter anderem die Verschlüsselung.

Text auf der Infotafel:
"Julius Caeser setzte ein frühes kryptologisches Verfahren ein, um Botschaften zu verschlüsseln: die Caesar-Chiffre. Dabei wurde jeder Buchstabe einer Nachricht durch einen anderen ersetzt, der im Alphabet drei stellen danach steht. Das heißt: A wird zu D, B wird zu E usw.

In der Renaissance entwickelte der Italiener Leon Battista Alberti (1404 - 1472) die erste Chiffrierscheibe. Mit dieser lässt sich die Caesar-Chiffre leichter und gleichzeitig komplexer anwenden. das Instrument besteht aus zwei Scheiben, von denen die eine das gängige Alphabet und die andere das Geheimtext-Alphabet anzeigt. Die innere, kleinere Scheibe ist drehbar, jede Einstellung ergibt eine neue Verschlüsselung."

Zu den bedeutendsten Entwicklungen in dem Bereich gehört die berühmte Chiffriermaschine der Nazis – die Enigma.


Genauso berühmt ist der Genie, der sie geknackt haben soll, Alan Turing. Weniger bekannt sind andere „Väter“ des Erfolgs. Sir Dermot Turing, Neffe von Alan Turing, schreibt in seinem Buch "X, Y & Z – The Real Story of how Enigma was Broken" über die Rolle von Polen:

„Lange bevor Alan Turing in Bletchley Park überhaupt arbeiten konnte, waren die polnischen Enigma-Knacker schon erfolgreich. Alles, woran man in Bletchley Park arbeitete, entstand auf dem Fundament, das die Kryptologen in Warschau geschaffen hatten.“

Das Spionagemuseum in Berlin erwähnt namentlich einen von ihnen: Marian Rejewski.

Heutzutage tragen Politiker, Manager und Kriminelle ihre „Chiffriermaschinen“ in den Taschen. Die Idee dahinter ist die gleiche: Kryptohandys nutzen spezielle Software, „um Gespräche, Textmitteilungen, aber auch übermittelte Daten abhörsicher zu verschlüsseln.“

Das Spionieren wurde in den Zeiten des Kalten Krieges zum Volkssport. Überall versteckte die Stasi Wanzen und Kameras.

Auch in der Thermosflasche:


oder in der Gießkanne:



Auf dem folgenden Foto sieht man oben Yelka 64, ein Reproduktionsgerät, das bei den konspirativen Wohnungsdurchsuchungen zum Einsatz kam. In der Mitte befindet sich ein Reprokoffer und Polaroid SX-70. Und unten präsentiert sich ein Aktenkoffer zur Postkontrolle aus den1960er Jahren:


Den Trabi, das Symbol des DDR-Alltags, baute die Stasi zu eigenen Zwecken um.


"Der Trabant 601 war das Standardauto der DDR. Umgebaut mit Überwachungstechnik stand er auch in den Diensten der Staatssicherheit. Der wohl kostspieligste Trabant aller Zeiten konnte zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter fotografieren. Dieser "Trabi" ist mit dem Nachbau einer solchen Spionageausrüstung ausgestattet:

Die Stasi versteckte Infrarotstrahler in der Beifahrertür. Von außen wirkte die Tür völlig unauffällig, aber die in der Wagenfarbe lackierte Verkleidung aus Plexiglas war für Infrarotblitze durchlässig. Mit diesem für das menschliche Auge unsichtbaren Blitz und einer in der Nähe postierten Kamera mit Infrarot-Autofokusobjektiv wurde das Fahrzeug zur geheimen Überwachung eingesetzt. Alleine das Objektiv kostete 215.000 Mark." (Infotafel)



Am Ende der Diktatur ging es aber anscheinend nur darum, wie teuer man sich dem bisherigen Feind verkauft. Das zeigt besonders spektakulär der Fall von Alexander Schalck-Golodkowski.

    Alle Fotos stammen aus dem Deutschen Spionagemuseum in Berlin: