Montag, 20. März 2017

Konservativ in der Gegenwart

Wen beschreibt das Adjektiv konservativ heutzutage? Es ist gar nicht so einfach, eine klare und eindeutige Definition zu formulieren. Augenblicklich verändern sich soziale Kanonen, Gesellschaften befinden sich in Aufruhr. Konservative Einstellungen orientieren sich an der Vergangenheit. Was versprechen sie aber für die Zukunft?

Eine Antwort auf diese Frage können wir uns selbst wie ein Puzzle aus den alltäglichen Beobachtungen basteln. Daraus lassen sich die Eckpunkte einer konservativen Weltanschauung herauslesen.

                                             Sahra Wagenknecht: konservativer als Merkel? Foto: Autorin

Drei K – das war einmal?


Ich bin davon überzeugt, dass die Position und das Selbstverständnis der Frau an die erste Stelle der Debatte über eine konservative  Weltanschauung rücken müssen. Früher war die Rolle der Frau eindeutig und klar formuliert: Kinder, Küche, Kirche. In der Gegenwart sind die drei K in einem derart entwickelten Land wie Deutschland längst überwunden, hätte man glauben müssen. Diese Annahme entspricht leider nicht ganz der Wahrheit. Es ist kompliziert.

Einerseits stellt das Grundgesetz die Gleichberechtigung von Mann und Frau fest, anderseits bietet die Wirklichkeit ein anderes Bild, in dem Frauen nach wie vor benachteiligt sind und ihre Rechte missachtet werden.  Immer noch trägt meist die Frau allein die Verantwortung für Kinder und Familie und zwar nicht nur zu Hause. Auch in der Schule. Die ist nämlich im wahrsten Sinne des Wortes weiblich. "Der überwiegende Teil der Lehrkräfte in der Primarstufe 1 sind Frauen – schreibt Silke Hoock auf Zeit Online. - Oft sind die einzigen Männer, die Grundschüler während der Schule zu sehen bekommen, der Hausmeister oder der Schulleiter."

Diese Situation könnte man als konservativ betrachten. Dies tue ich nicht. Alte Positionen, die zu neuen Bedingungen und Herausforderungen nicht passen, nenne ich einfach rückständig. Als ob es darum ginge, dass sich Kinder von Anfang an daran gewöhnen sollten, die Erziehung sei Frauensache, egal ob zu Hause oder in der Schule. Und dass die Frau nicht so viel wert ist, weil sie wenig verdient. Denn falls sie arbeitet, dann überwiegen dort, wo wenig Lohn bezahlt wird. 

Wie könnte man das ändern? In die Bildung endlich ordentlich investieren und die sogenannten Frauenberufe aufwerten. Wie? Na, auf die kapitalistische Art: über höhere Löhne. Wo mehr Geld fließt, erscheinen auch Männer, die das schulische Matriarchat aufbrechen werden. 

Ehe – konservative Form einer Verbindung zweier Menschen


Für diese durchaus konservative Art der Verbindung sprechen sich überraschend viele Nicht-Konservative aus. Es ist schon tragikomisch, dass sich hiesige konservative Parteien gegen die „Ehe für alle“ positionieren.  Damit führen sie ihren angeblichen Konservatismus ad absurdum. Weil sie gleichgeschlechtliche Paare zu Wilden Ehen zwingen.  Apropos Wilde Ehe: Merkel praktizierte sie 14 Jahre lang, bevor sie Joachim Sauer heiratete. Sahra Wagenknecht dagegen entschied sich gleich ihren Oskar zu ehelichen. Wer ist hier also wirklich konservativ?

Tugenden, die ihr Adjektiv verloren haben


Fleiß, Leistung, Verantwortungsbereitschaft gehören zweifellos zu den konservativen Tugenden.  Sie stehen heute nicht hoch im Kurs. Dazu wird Leistung mit Wirkung verwechselt. Demnach sollten nur diejenigen etwas leisten, die eine Position - je höher, desto besser – innehaben. 

Die Rufe nach Aufwertung dieser Tugenden kommen hauptsächlich von der linken Seite der politischen Landschaft, gepaart mit der Forderung nach Gerechtigkeit. Ist die uns inzwischen abhandengekommene Gerechtigkeit also konservativ? Wenn man an die christlichen Wurzeln denkt, muss man die Frage bejahen.