Sonntag, 1. Februar 2015

Ein Kalter-Krieg-Revival?

Wieder stehen sich zwei feindliche Blocks gegenüber. Auf der einen Seite die EU, unterstützt von den Amerikanern, auf der anderen die Russen. Und das Säbelrasseln ertönt wieder. In der Ukraine fließt das Blut. Alles wie damals bevor die Mauer  gefallen ist?

                                                                               Fot. Babajaga.  / pixelio.de

Ostblock ade, Oststaaten herein


Kann man die heutige und die damalige Situation überhaupt vergleichen? 

Nein. Die Welt um uns herum sieht jetzt anders aus. Deutschland ist vereint und der Ostblock existiert nicht mehr. Und eben jene unabhängigen Oststaaten drängen jetzt auf Aufrüstung, ganz in der Rhetorik und im Sinne des vergangenen Kalten Krieges. 

Derartiges Verhalten ist nicht wirklich verwunderlich: In den Knochen steckt ihnen noch die Angst vor den sowjetischen Besatzern. Dabei scheinen sie zu übersehen, dass es keine Sowjetunion mehr gibt und dass die Menschen in Russland genauso unter dem kommunistischen Regime gelitten haben.

Das kollektive Trauma


Die gemeinsamen schmerzhaften Erfahrungen prägten sich tief im kollektiven Gedächtnis ein. Die lebhaften Erinnerungen an die traumatischen Erlebnisse der Jahrzehnte von Unterwerfung und Unrecht verschwinden wesentlich langsamer als die realen Mauern und Grenzen. Sie folgen den eigenen Gesetzen des Traumas. 

Nicht die Realität ist demnach ausschlaggebend. Vielmehr verharren die Betroffenen in der quälenden Vergangenheit und reagieren nicht auf die vorhandenen,  sondern auf die in den früheren Zeiten erlittenen Ereignisse.  Sie sind zum Teil nicht in der Lage, die Wirklichkeit zu erkennen, und lassen sich durch Ängste führen und vorführen.  So vermischen sich die Politik und das Trauma, was einen ziemlich explosiven Cocktail hervorbringen kann.

Eine traumatisierte Einzelperson kann man therapieren. Wie geht man aber mit den traumatisierten Nationen um? Wie therapiert man ein ganzes Volk?

Im Zeitalter des Internets


Nicht nur geopolitisch entstand eine andere Welt. Wir durchleben in den letzten Jahrzehnten eine Kommunikationsrevolution. Früher hielten die Diktatoren relativ leicht ihre Völker in Unwissenheit. Wissen ist Macht sagten sie und überwachten streng dessen Quellen. 

Seit den 90ern des vergangenen Jahrhunderts fällt es ihnen wesentlich schwerer, den Bürgern Informationen vorzuenthalten. Neben den offiziellen Medien entstand eine unabhängige und globale Konkurrenz: das Internet. Es erweitert die Möglichkeiten von den Unterdrückten, sich zu verständigen, zu verbinden und sich zu informieren und gibt ihnen einen unbegrenzten Zugang zu den Mitteilungen aus der ganzen Welt.

Daher richten sich jetzt Despoten auch gegen das Netz, gegen etwas also, was lediglich potenziell besteht. Sie kämpfen mit einem virtuellen Feind. Auf solch einem Stoff basierten einst die Science-Fiction-Romane.

Propaganda gegen Fakten


In der Flut der Informationen fehlt uns meist nach wie vor das Wissen über die entscheidenden Fakten.  Die Akteure der Ukraine-Krise lassen sich nicht in die Karten schauen. Und zwar auf beiden Seiten. Auf beiden Seiten des Konflikts bedient man sich tüchtig und mit allen Kräften der altgedienten Propaganda. Schlecht für die Realität - sie verliert an Bedeutung, wenn die ideologischen Absichten als Filter fungieren.

Das Hauptproblem ist somit die Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit der Informationen. Wir beobachten zurzeit einen Kampf um die Deutung der Geschehnisse. Alle Tricks scheinen dabei erlaubt zu sein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen