Mittwoch, 11. Februar 2015

Täter, Opfer, das Gericht und wer schließlich bezahlt

Wer vor Gericht zieht, der will eine gesetzliche Ordnung wiederherstellen. Durch ein Verbrechen gerät die Welt in eine Schieflage. Das Gericht wacht über das Einhalten der Gesetze, die das Leben in einem Rechtsstaat regeln. Zu seinen Aufgaben zählt demnach, den Täter zu überführen und seine Schuld in eine angemessene Strafe umzumünzen.

Das Gericht ist nahezu zwangsläufig auf die Täter ausgerichtet. Erst aus der Feststellung der Schuld eines oder mehrerer Täter ergibt sich der Status des Opfers. Ohne Täter kein Opfer – könnte die gerichtliche Devise lauten. Ein Opfer erreicht hier nur in den engen Grenzen der Tat eine Bedeutung.


                                                                          Fot. I. Rasche  / pixelio.de


Wer hat Recht?


Das Gesetz enthält gewöhnlich allgemeine Formulierungen, daraus resultiert jeweils ein Spielraum für Interpretationen, manchmal sogar ein relativ großer. In diesem Raum versuchen viele Akteure das Gesetz an sich zu reißen: Richter, Anwälte und Staatsanwälte, Täter und Opfer. 

Die unabhängigen Gerichte bewegen sich in den Rahmen, die ihnen die Politik zuschneidet. Ihre Unabhängigkeit ist nicht ausschließlich aus diesem Grund oft eine Fiktion. Auch die Gesellschaft übt auf verschiedene Weise einen indirekten Einfluss. 

Das Recht entsteht in einem Zusammenspiel von verschiedenen Kräften. 

Die Starken und die Schwachen - die Gerechtigkeit gibt es nicht umsonst 


In vielerlei Hinsicht schützen die Gesetze das Recht der Starken. Unter Stärke verstehe ich die ökonomische Überlegenheit, die sich vor dem Gericht viel besser durchsetzen kann. Ein Prozess kostet Geld, ein Anwalt auch. Beide muss man sich erst mal leisten können. 

Außerdem blickt die Justitia besonders streng auf die kleinen Leute. Die Reichen und Mächtigen können dagegen auf viel Verständnis hoffen. Auf der einen Seite bestraft man hart für Bagatelldelikte, auf der anderen zeigt man unbegreifliche Milde bei den betuchten Großverbrechern, die die Gesellschaft um Millionen betrügen. Der Emmely-Prozess zeigt deutlich diese Tendenz.

Wer wird eigentlich bestraft?


Das Verfahren vor dem Gericht konzentriert sich auf den Täter. Das Opfer ist sich selbst überlassen. Besonders wenn es um Gewalt- und Sexualverbrechen geht, bedeutet dies für die Betroffenen das erneute Erleben der traumatischen Ereignisse. Das Ende des Prozesses und die Bestrafung der Täter ändert in dieser Hinsicht nicht viel. Die traumatisierten Opfer leiden an den Folgen des Verbrechens manchmal lebenslang. 

Sie sind also diejenigen, die die schlimmste Strafe zu erhalten scheinen. Ihren Schmerz, ihr zerstörtes Leben, ihr Scheitern, bei den Versuchen, das private Glück wiederherzustellen oder beruflich einen Fuß zu fassen, wird keine Vergeltung entschädigen.

Den Weg vom Opfer zum Verlierer in einer Gesellschaft, die nicht genau hinschaut und nicht nach den Gründen fragt, beschreiten viele Traumatisierte.  Sie werden doppelt bestraft: durch das Verbrechen, das für sie nie endet, und durch die Gesellschaft, die die Folgen nicht zur Kenntnis nimmt und die Opfer verurteilt. Sie sind diejenigen, die für das Verbrechen wirklich bezahlen.

Schutz der Opfer


Daher ist es nötig und richtig Rechte von Opfern zu stärken. Mit diesem Ziel vor Augen hat der Bundesjustizminister Heiko Maas ein Gesetz auf den Weg gebracht, das die Belastung der Opfer reduzieren und den Schutzstandard erhöhen wird. 

Es ist ein Schritt zur mehr Gerechtigkeit.

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