Soeben verschob man in Moskau den Prozess in Abwesenheit gegen den Düsseldorfer Bildhauer Jacques Tilly auf Ende Januar. Sein Karnevalswagen mit Karikaturen von Wladimir Putin wurde in Russland nicht nur bemerkt, sondern als ein Verbrechen gegen den Staat angeklagt. Die Satire darf sich drüben nur in den engen, von Putin gezeichneten, Grenzen bewegen.
Kopf oder Karriere
Bevor wir jetzt überlaute Buhrufe ausstoßen, sollten wir uns vielleicht zuerst an die Brust schlagen. Denn auch bei uns – also, in dem ach-so-aufgeklärtem Westen – darf Satire ab und wann gar nichts. Auch wenn der Satiriker (oder Satirikerin) dafür nicht mit dem Leben bezahlt, muss er dennoch oft mit seiner materiellen und gesellschaftlichen Existenz büßen.
Machthaber aller Couleur lassen anscheinend gern ihre Muskeln spielen, von ihrem Podest auf das gemeine Volk herabblickend, und zeigen wenig Sinn für Humor, besonders, wenn es um ihre eigene Person geht. So ist es seit eh und je.
Der Umgang mit der Aktion #allesdichtmachen ist ein Beispiel dafür, dass sich der Westen vom Osten im Kern nicht wirklich unterscheidet, sondern lediglich in der Art der Strafe: drüben rollen wortwörtlich die Köpfe, hier droht das Ende der Karriere und der gesellschaftliche Ostrazismus.
Das neueste Beispiel liefert die EU, die dem Journalisten (!) Roger Köppel mit Sanktionen droht, weil er sich erlaubt, seine Meinung kundzutun, statt sich an die EU-Richtlinien zu halten. Ähem?!
Doof oder hirnlos
Es muss für alle, die sich für Freiheit und Demokratie aussprechen, das Prinzip gelten: Satire darf alles (eine tiefe Beugung vor Kurt Tucholsky). Sonst geraten wir in trübe und gefährliche Gewässer der Zensur. Die Zensur hat in einer Demokratie nichts zu suchen. Egal mit welcher Begründung versucht man sie einzuführen. Rechtfertigungen sind zwar anders – die von Putin unterscheiden sich wesentlich von jenen der Woke-Bewegung -, das Ergebnis darf aber ziemlich gleich ausfallen: die Zerstörung der Meinungsfreiheit.
Selbstverständlich ärgere ich mich auch über doofe oder absolut hirnlose Witze und andere Auslassungen. Das ist aber in erster Linie eine Sache des Geschmacks. Im Sinne der Meinungsfreiheit muss ich derartige Äußerungen also aushalten. Und wenn nicht, liegt es in meiner Macht, einfach wegzuhören, Ohren zuzudrücken oder den Ton abzuschalten.
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