Freitag, 27. Januar 2023

Riding in Darkness – der Traum vom Reiten und der Alptraum des Missbrauchs

 Nach außen hin glänzte die Fassade. Dahinter verbargen sich jedoch Leid, Gewalt und Missbrauch. 

Es ist eine wahre Gesichte, die die schwedische Miniserie "Riding in Darkness" erzählt. Eine Geschichte von vielen, die trotz zahlreicher Warnsignale über Jahre fortdauerte. Denn es gibt keine schwierigere Aufgabe, als die Wahrheit herauszufinden, wenn man konsequent Augen davor verschließt. 

Hat er das gesagt? 


Vom Reiten träumen


Worum geht es? Alles dreht sich um einen erfolgreichen Reiterhof in Schweden in der Nähe von Göteborg, geführt von einer Familie mit zwei Kindern, und um die vielen Mädchen, die vom Reiten träumen. In dieser Kulisse spielen sich mehr oder weniger stille Tragödien ab.


Der Hofbesitzer beherrscht mit Gewalt die eigene Familie. Den Reitschülerinnen zeigt er sich zuerst von der charmanten Seite. Leider lernen die Mädchen nicht nur reiten, besonders diejenigen, die in die engere Auswahl für die Wettbewerbe kommen und auf dem Hof übernachten. 


Der Drehbuchautor, Ulf Kvensler, verarbeitet im filmischen Stoff (die Regie führt Molly Hartleb) die wahren Erfahrungen von Sophie Jahn, einer der Töchter des Hofbesitzers. 


Den Zerstörern ausgeliefert


Kinder sind die leichteste Beute für gewissenlose, gewalttätige und perverse Täter. Sie sind den Erwachsenen ausgeliefert. Weder können sie das ganze Ausmaß des Grauens begreifen, das ihnen widerfährt, noch sind sie in der Lage, sich erfolgreich dagegen zu wehren. Sie sind abhängig in jeder Hinsicht. 


Eigentlich sollten sie als Schutzbefohlene ihren Peinigern vertrauen müssen. Das versuchen sie auch mit ganzer Kraft. Gleichzeitig aber spüren sie, dass ihre Welt zusammenbricht und sie keine Zuflucht finden.


Das unendliche Warten auf eine Entschuldigung


Wie soll man Traumata aufarbeiten, wenn sie die Kindheit und die Zukunft zugleich zerstören? 

Es gibt kein Allheilmittel gegen Folgen des erlebten Missbrauchs. Jede und jeder Betroffene muss einen eigenen Weg suchen, um sich mit den schrecklichen Erfahrungen auseinanderzusetzen. Viele scheitern daran. Besonders wenn sich ihre Umgebung nicht als hilfreich erweist oder sie sogar verurteilt, weil sie, mit ihrem Leid kämpfend, vom verlangten Verhalten abweichen.

Das Verständnis der Abläufe – was eigentlich geschah – und eigener Reaktionen darauf gehört jedenfalls zum Heilungsprozess. Wobei man die Motive der Täter selten begreift. 

Es ist allzu menschlich zu glauben, dass der Täter seine Tat im Nachhinein bereut. So wünschenswert die Einsicht des Täters auch ist, sie passiert in der Wirklichkeit selten.

Im Film hören wir das bittere Bekenntnis von Tommy, dem filmischen Hofbesitzer:

"Vielleicht habe ich von Mutter gelernt. Ich hab so viel gesoffen und ihr musstet darunter leiden.“
Victoria (die im wahren Leben als Sophie Jahn mit ihrem Blog die ganze Geschichte ins Rollen brachte) fragt daraufhin bestürzt: 

„Warum hast du das nicht schon eher gesagt? Dann hätte ich den Blog doch nie geschrieben.“

Dann wacht sie aber auf. Sie hat von dieser Entschuldigung lediglich geträumt.


            "Riding in Darkness" ist zu sehen in der ZDFmediathek.

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