Sonntag, 8. März 2015

Frau-Sein in Deutschland

Wir leben in einem zivilisierten Land, das sich von den Frauen-unterdrückenden Staaten wesentlich unterscheidet. Das weibliche Geschlecht darf hierzulande ziemlich das Gleiche tun oder unterlassen wie die Männer. Theoretisch. In der Praxis hakt es an so vielen Stellen, dass unsere Überheblichkeit, mit der wir auf die unterentwickelten in dieser Hinsicht Nationen herabschauen, nur lächerlich erscheint.

                                                                                E.D.  / pixelio.de

Ökonomisch verarscht


Frauen verdienen im Schnitt ein Viertel weniger als die Männer. In einer marktorientierten Gesellschaft kann man nicht deutlicher die Geringschätzung ausdrücken. Sie sind nicht viel wert, lautet also die Botschaft, mit der die Kinder aufwachsen und die Erwachsenen sich mehr oder weniger abfinden.

Einige wissenschaftliche Klugscheißer wollen uns beweisen, dass wir, Frauen, selbst schuld daran sind, weil wir falsche Berufe wählen oder in Teilzeit arbeiten. Das Gegenteil ist der Fall. Aus eben diesem Grund, dass Frauen dort arbeiten, werden jene Berufe mies bezahlt.

Immer noch an den Mann gekettet


In der nicht allzu weit entfernten Vergangenheit bestimmten die Herren der Schöpfung, ob ihre Gattinnen arbeiten dürfen. Erst 1977 wurde das entsprechende Gesetz geändert.  Der Ehemann behielt dennoch weiter seine Macht über die Frau bis 1997, als die sexuelle Gewalt in der Ehe unter Strafe gestellt wurde. Aber auch heute ist er seiner Gemahlin oft überlegen: Er verdient mehr und macht Karriere. Die Kinder und die Familie lasten nach wie vor auf den weiblichen Schultern.

Lässt sich eine Frau scheiden, wird sie nach dem geltenden Recht zur Verliererin. Und erst recht als Alleinerziehende. Der Staat propagiert und unterstützt nach wie vor ein  vermottetes Familienbild. Obwohl die Heilige Familie nicht mal in der Bibel funktionierte. Genau betrachtet ist die biblische Familie ein Vorbild für die modernen mannigfaltigen Verhältnisse: Josef war doch „nur“ ein Stiefvater.

Zweierlei Maß


Es weht immer noch der Wind der alten Geschichte, in der das weibliche Geschlecht grundsätzlich als verdächtigt galt. Beschuldigt der Hexerei brannten damals die Frauen auf den Scheiterhaufen.

Die brachialen Methoden sind hierzulande passé, das Messen mit zweierlei Maß immer noch nicht. Die Frau ist keineswegs gleichberechtigt, egal ob es sich um die Arbeit oder um die gesellschaftlichen Rollen handelt. Sie hat zwar viel erreicht, aber auf dem Weg zu gleichen Rechten bewegt sie sich auch im 21. Jahrhundert unverständlich langsam.

Die Position der Frau ist schwach. Ihren Status definiert sie nach wie vor über den Mann. Und wenn er an ihrer Seite fehlt, muss sie sich rechtfertigen. An dem Beispiel der Alleinerziehenden lässt sich dieses Phänomen sehr gut veranschaulichen: Eine Frau, die ihr Kind allein großzieht, wird vom Staat nicht unterstützt, weil sie nicht zu dem gewünschten Bild passt: der idealen Familie, die aus der Mutter, dem Vater und Kindern bestehen soll. Als ob erst die bloße Anwesenheit einer männlichen Person eine Garantie gewährte, dass alles seine Richtigkeit hat.

Nur zusammen


Eine moderne und demokratische Gesellschaft kann sich nicht leisten, die Rechte von Frauen zu ignorieren. Die Gleichberechtigung ist das im Grundgesetz garantiertes Recht und eine Notwendigkeit auf dem Weg in die Zukunft. Eine Notwendigkeit für beide Geschlechter und nur zusammen zu erreichen. Im Interesse von Frauen und von Männern. Frauenrechte sind Menschenrechte. Ohne sie gibt es keine Zukunft.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen