Sonntag, 3. Mai 2015

Sind wir eine Gesellschaft oder ein loser Haufen?

Sind wir eine Gesellschaft oder nur eine Ansammlung verschiedener und sich bekämpfender Gruppierungen? Natürlich sind wir eine Gesellschaft, werden viele empört die Frage beantworten. Was verstehen wir aber unter dem allgemeinen Begriff ohne beschreibende Adjektive (wie feine, gehobene usw.)? Gehören alle in unserem Staat lebenden Bürger dazu oder nicht? Anders formuliert: Gibt es solche, die nicht beachtet, ignoriert  und grundsätzlich ausgeschlossen werden?




Endlich legalisieren!


Es sind viele sogenannte Illegale, die in Deutschland seit vielen Jahren leben und arbeiten. Wie viele genau, weiß niemand. Die Schätzungen variieren zwischen mehreren Hunderttausend und über eine Million. Inzwischen gibt es für sie einige Anlaufstellen, wo sie sich kostenlos beraten und helfen lassen können. 

Der Staat scheint oft ein Auge zuzudrücken, nach wie vor dürfen sich aber die Illegalen nicht erwischen lassen. Das Desinteresse des Staates an der Verfolgung erklärt das wirtschaftliche Nutzen dieser Sklaven, die ohne Rechte schwerste Arbeit für Hungerlöhne verrichten und so zum Allgemeinwohl beitragen (auch wenn sie keine Steuer zahlen).  

Sie tauchen in keiner offiziellen Statistik auf und formal existieren sie nicht. Dennoch sind sie ein Teil der Gesellschaft, die sie ausnutzt. Wieso werden sie in keiner politischen Diskussion thematisiert? Warum spricht kein Politiker über ihre Legalisierung? Wie kann ein sogenannter Rechtsstaat dermaßen großen rechtsfreien Raum dulden?

Gehören Bittsteller dazu?


Die Frage ist berechtigt. Die Bittsteller – die Obdachlosen, Sozialhilfe- und Hartz-IV-Empfänger und die anderen Vernachlässigten - müssen sich mit dem begnügen, was übrig bleibt. Von der Politik werden sie nicht als ein Teil der Gesellschaft, sondern als eine hinderliche Last verstanden. Die sogenannten Repräsentanten des Volkes reduzieren somit den Begriff „Gesellschaft“auf die Bürger, mit denen sich verdienen lässt. In ihren Augen gehören die Bedürftigen nicht dazu. 

Wenn die Politiker also aufrufen, den Gürtel enger zu schnallen, meinen sie niemals sich selbst oder ihre Klientel. Sie blicken wie selbstverständlich zum Ende der Nahrungskette. Das Sparen beginnt immer bei den Ärmsten.  Es klingt nicht logisch, dennoch ist dies eine gängige und bequemste Methode. Von dieser Seite befürchtet man kaum einen Widerstand.

Diese Sozialpolitik verdient ihren Namen nicht – die Reste vom Tisch der Herrscher zu verteilen hat mit einer ernst gemeinten und wohlwollenden Politik überhaupt nichts zu tun. Derartige Politik wird erst dann möglich, wenn die Bittsteller endlich keine Bittsteller mehr und als ein Teil der Gesellschaft (der sie doch sind) gesehen und gehört werden.

Gesellschaft ist kein Haufen


Eine Gesellschaft ist kein loser Haufen. Wer also die hochgepriesenen humanitären Werte bewahren will, darf nicht die Raubtier-Regeln befolgen, wonach der Starke den Schwachen einfach frisst.  Die Humanität bedeutet das Gegenteil von der Erniedrigung und Ausgrenzung. Ohne Verantwortungsbewusstsein ist sie überhaupt nicht möglich. Daher wünsche ich den Machthabern, dass sie ihre Pflichten wahrnehmen und die wahren Probleme der  g a n z e n  Gesellschaft beginnen zu lösen. 

Dafür braucht man allerdings viel Mut und wenigstens eine Vision.

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