Am Sonntag, den 1.06. findet in Polen die Stichwahl statt. Sie spaltet das Land in zwei Lager: pro und gegen Tusk. Nein, Tusk ist kein Präsidentschaftskandidat, trotzdem geht es eben um ihn und sein Projekt, in dem die einen die Rettung, die anderen den Untergang des Landes sehen.
Der polnische Präsident verfügt über viel mehr Macht als in Deutschland und gestaltet aktiv die Politik mit. Wenn also Tusks Kandidat Rafał Trzaskowski gewinnt, wird sich sein kommunistisch eingefärbtes System schließen (domykanie systemu), was bedeutet, dass Tusk dann durchregieren kann. Derartiges Wahlergebnis versteht besonders die PiS, die den parteilosen Karol Nawrocki unterstützt, als eine todernste Bedrohung. Ich teile diese Meinung. Wegen der Tusk-Methode.
Bogdan Rymanowski stellt Tusk die Frage nach Beweisen. Screenshot Muster im Theater
An Worten wird man Tusk niemals erkennen. Was er gestern noch geschworen hat, dem widerspricht er vehement am nächsten Tag. Seine Taten sprechen dagegen eine eindeutige Sprache und zeigen leicht erkennbare Muster.
Seine Methode besteht aus den Fähigkeiten, die Donald Tusk als sozusagen Lehrling bei Angela Merkel erworben hat. Während aber seine Meisterin lieber hinter den Kulissen agierte und ihre politischen Gegner „abmurkste“, ohne Spuren zu hinterlassen, liebt er das große Theater, die laute Show, und überzeichnet gern. Außerdem greift er stets zu den durch Kommunisten erprobten Praktiken, die sie während des Kriegsrechts (ab 13.12.1981) eingesetzt hatten. Dabei achtet Tusk auf die Detailtreue.
Auf dem Weg zu seinem Ziel - der absoluten Macht – braucht er zwar Verbündete, er manipuliert sie jedoch und spielt gegeneinander gekonnt aus. Zudem ist er ein Kontrollfreak und lässt die Fäden nicht aus der Hand.
Alte Masche im neuen Gewand
Vor allem wühlt Tusk bereitwillig im Dreck. Das zeigt auch die vorläufig letzte von ihm konstruierte Affäre, die in Wirklichkeit keine ist. Direkt vor der Stichwahl attackiert Tusk erneut den PiS-Kandidaten Karol Nawrocki mit voller Wucht und beschuldigt ihn, ein Bandit, also ein Teil der kriminellen Welt zu sein. Das tut Tusk unter anderem auf der Demonstration in Warschau am 25.05., was das ZDF-Heute-Journal gerne und kommentarlos ausstrahlt. Denn hierzulande verbreiten Medien Tusks Propaganda, als ob es um Fakten ginge.
Nach bekanntem Paradigma posaunt Tusk auch hier eine Unterstellung als bewiesen heraus. Es bleibe immer etwas vom Dreck an dem Beschuldigten hängen, denkt er sich bestimmt dabei. In diesem Punkt verkörpert er ganz einen alten Griechen.
Ich glaube nicht, dass Tusk einen moralischen Kompass besitzt. Womit es ihm durchzukommen gelingt, erklärt er zur Norm.
Im neuesten Interview mit Donald Tusk stellt Bogdan Rymanowski auf Polsat eine simple Frage und wird dafür von Karols Nawrocki Anhängern auf Social Media gefeiert:
„Haben Sie Beweise dafür, dass Nawrocki auf irgendeine Weise mit dem kriminellen Milieu zu tun hat? Er wäre längst im Gefängnis, wenn derartige Beweise existiert hätten, Das ist jedenfalls meine Meinung.“
Tusk bleibt Tusk und antwortet wie gewöhnlich mit einer Verleugnung: Er habe nichts Derartiges gesagt. Dann kommt ein Aber, also die Wiederholung der Vorwürfe in der abgemilderten Form – eine von seinen alten Maschen. Nawrocki könne doch nicht Kontakte mit zwielichtigen Personen abstreiten.
Eine sachliche Diskussion mit Tusk erscheint mir als eine Sache der Unmöglichkeit. Er behauptet, dass er links sei und weht mit Regenbogen-Fähnchen, betreibt aber eine knallharte neoliberale Politik, die an den Raubkapitalismus erinnert, privatisiert, was er in die Finger kriegt, ohne Regel und Gesetz, und schreit dabei laut, dass er den Rechtsstaat verteidige, wobei man ihn selbst als die größte Bedrohung sehen müsste. Außerdem betreibt er Geschichtsrevisionismus und relativiert die Verbrechen der Nazis.
Das sind für mich ausreichende Gründe dafür, dass ich dem Tusks Kandidaten Trzaskowski von ganzem Herzen eine Niederlage an diesem Sonntag wünsche.