Montag, 17. April 2017

Depression: Pille und Gefühle

Nimm bitte an, du erwirbst oder erstellst selbst eine Mixtur und gibst sie einer ausgewählten Person zum Trinken. Dies reicht es einzig und allein, damit jene Person dich liebt. Moment mal, darüber haben wir als Kinder in den Märchen gelesen. Man kann jedoch nicht als Erwachsener an solch einen Quatsch glauben.  Quark, Mumpitz, Schwachsinn. Wirklich? Es gibt Menschen, die nach diesem Prinzip ernsthaft forschen und andere, die derartige Mixturen herstellen und daran sehr gut verdienen.

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Der neue alte Ansatz?


Die so ausgerichtete Forschung und die Pharmaindustrie wollen uns überzeugen, dass es eine Pille gäbe, oder geben könnte, die in der Lage sei, unsere ver-rückten Innenwelten zu reparieren.  

Dass die Wissenschaftler und die Pillen-Hersteller dies versuchen, verstehe ich sehr gut. Weltweit leiden 350 Millionen Menschen an einer Depression, Tendenz steigend.  Die WHO rechnet, dass die Depression bis 2020 zweithäufigste Krankheit überhaupt wird, direkt nach Herz-Kreislauf- Erkrankungen. Die Behandlung kostet schon jetzt allein in Deutschland mehrere Milliarden pro Jahr.  Das ist ein riesiger Markt. An der Depression kann man verdienen und zwar schnell. Obwohl  Antidepressiva, die man beinahe automatisch verschreibt, nicht wirklich helfen. Die Patienten werden zu Versuchskaninchen. So  zum Beispiel  erklärt Pfizer, einer der größten Pharmakonzernen,  „dass über die Mechanismen und Prozesse, durch welche die Wirkung der Antidepressiva zustande kommt, keine abschließende Klarheit besteht."

Der neue Ansatz - der eigentlich gar nicht neu ist - über den unter anderem die Arte-Dokumentation „Depression - Neue Hoffnung?“ berichtet, wendet sich von der Forschung der Botenstoffe im Gehirn ab und konzentriert sich auf das komplexe Immunsystem. Eins der vorläufigen Fazits lautet: „ Achtsamkeitsbasierte Therapien können gesund machen.“ Ja! Eine Therapie, nicht eine Pille!

Hure der Pharmazie


Dies ist auch meine Meinung, die ich bereits in meinem Buch „Wozu soll das gut sein?“  festgehalten habe. Ich bezweifle, dass man psychische Probleme mit chemischen Stoffen beseitigen kann. In meinem Buch formulierte ich meine Bedenken folglich:

„Wer kann allen Ernstes behaupten, dass unsere Gedanken ausschließlich als Produkt der chemischen Reaktionen entstehen? Na dann los: Die Pillen verabreichen und schon wird die Welt gerecht und glücklich!“

Meines Erachtens ist das ein Wunschdenken oder – wie ich dieses Phänomen nenne – Märchendenken.  Meine Argumentation beruht auf Logik:

„Es ist zwar gut möglich, dass die Tabletten den Schmerz der Seele betäuben oder lindern. Kurzfristig, vorübergehend. Die gleiche Funktion erfüllen jedoch auch die zugelassenen und nicht zugelassenen Drogen: Alkohol, Marihuana, Koks und weitere Erfindungen des Menschen, die die Flucht aus der Realität ermöglichen oder erleichtern. Einige von ihnen haben sogar den Vorteil, dass sie eine ausschließlich pflanzliche Herkunft vorweisen.“

An einer anderen Stelle frage ich nach anscheinend vergessener Disziplin: Psychologie.

„Wofür schlug Sigmund Freud den Weg der Psychoanalyse ein, wenn wir heute, mit gleicher Inbrunst und Besessenheit wie Schamanen den Geistern, der Macht des Stoffes vertrauen? Junkies im Dienst der Psychologie, die ihre Aufgaben verraten und sich billig an die Pharmaindustrie verkauft hat? Psychologie als Hure der Pharmazie. Freud dreht sich bestimmt im Grab.“

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